Kein Zurueck nach Oxford
später, als sie Bücher signierten, die Kunden anlächelten und mit ihnen redeten, raunte Kate plötzlich Devlin zu: »Warum starrt uns der Mann da drüben so an?«
»Welcher Mann? Wo steht er?«
»Graue Hose, blauer Anorak, kräftig gebaut, rötliches Haar. Irgendwie kommt er mir bekannt vor. Ist er uns schon einmal begegnet?«
»Oh, mein Gott!«
Kate signierte ein weiteres Buch. »Ich hoffe, es gefällt Ihnen«, säuselte sie. Dann wandte sie sich wieder an Devlin. »Wer ist das?«
»Rodge.«
»Helfen Sie mir auf die Sprünge. Ich kann Ihre Opfer nicht mehr alle auseinanderhalten.«
»Rodge ist Jackos Bruder.«
»Rote Haare, genau wie Jacko.« Kate nickte. »Ich verstehe. Er ist der Mann, der meint, dass Sie seine Schwester längst hätten heiraten sollen.«
»Es ist nicht meine Schuld«, verteidigte sich Devlin.
»Das ist es nie!«
»Es wird ihm nicht gefallen, uns hier zusammen zu sehen.«
»Wir arbeiten zusammen, sonst nichts. Weiß er das nicht?«, fragte Kate.
»Er will es nicht wahrhaben. Wenn es um seine Schwester geht, ist er unglaublich eifersüchtig. Er hat immer schon etwas gegen mich gehabt und bringt sie gegen mich auf.«
»Nach einigen der Geschichten, die Sie mir gestern erzählt haben, scheint er auch allen Grund dazu zu haben.«
»Was sollen wir jetzt tun?«
»Im Laden laufen ein paar Wachmänner herum und passen auf. Hier kann uns also nichts passieren. Aber wenn wir unser Pensum hier erledigt haben, sollten wir schnellstens abhauen.«
»Er ist ganz schön durchtrainiert. Er wird uns sicher einholen.«
»Also muss einer von uns ihn ablenken, während der andere wegrennt. Vielleicht haben Sie bemerkt, dass ich heute vernünftigere Schuhe trage. Wenn wir es bis zum Auto schaffen, können wir ihn auf dem Weg aus der Stadt vielleicht abhängen.«
»In Ihrem Plan gibt es eine Menge Wenns .«
»Haben Sie einen besseren auf Lager?«
»Und wenn er eine Szene macht?«
»Nun beruhigen Sie sich erst einmal. Lächeln Sie. Keine Sorge, ich bringe Sie schon hier raus.«
Wie war es nur möglich, dass sie plötzlich die Verantwortung für seine Sicherheit übernahm? Der Mann schien wirklich immer seinen Willen zu bekommen.
Der Veranstaltungsleiter trat an ihren Tisch.
»Wie läuft es bei Ihnen?«
»Wunderbar«, antwortete Kate.
»Der Abend ist sehr erfolgreich. Wir haben eine Menge Bücher verkauft.«
»Darum geht es schließlich«, sagte Devlin.
»Natürlich nicht nur Ihre«, nahm ihm der Veranstaltungsleiter den Wind aus den Segeln. »Aus irgendeinem Grund gehen heute Gartenbücher besonders gut.«
»Schön, dass wir Ihnen nützlich sein können«, erwiderte Devlin. Als der junge Mann sich abwandte, sagte er zu Kate: »Scheiß Kuhkaff! Ich glaube es ja nicht! Gartenbücher!«
»Heul doch!« Kate grinste. Und ohne an Rodge zu denken, brachen sie beide in Lachen aus.
»So ist das also!«, ließ sich eine Stimme hinter ihnen vernehmen.
»Hallo Rodge!«, grüßte Devlin. Wenn er ein Hund wäre, würde er sich jetzt auf den Rücken rollen und alle vier Pfoten in die Luft strecken, dachte Kate. »Was führt dich her?«
»Ich war zufällig in der Gegend und dachte mir, ich sehe mal nach, ob du wirklich arbeitest, wie du es Jacko verkauft hast.«
»Nun, wie du siehst, arbeite ich tatsächlich.«
»Und wer ist die da?«
»Mein Name ist Kate Ivory. Ich schreibe ebenfalls historische Romane und vermarkte hier mein neuestes Buch«, erklärte Kate, während sie verstohlen ein paar Knöpfe an ihrem Ausschnitt schloss.
»Wie hast du das gedeichselt?«, fragte Rodge.
»Ich habe nichts damit zu tun. Miss Ivory ist eingesprungen, als mein ursprünglicher Partner verhindert war. Wir haben uns erst am Montag kennen gelernt.«
»Das stimmt«, bestätigte Kate.
»Auf mich wirkt ihr sehr vertraut miteinander«, sagte Rodge.
»Das bildest du dir ein, alter Junge«, widersprach Devlin. »Wir können uns nicht ausstehen. Ist es nicht so, Kate?«
»In der Tat«, antwortete Kate.
Rodge machte noch immer einen kämpferischen Eindruck.
»Miss Ivory?«, meldete sich eine schüchterne Stimme. Die dazugehörige Person war klein, dünn und in vergissmeinnichtblaue Wolle gehüllt. Auf ihren weißen Haaren saß ein Pelzhut, der wie eine freundliche Katze aussah. »Mein Name ist Jane Bell. Ich habe Ihnen geschrieben.«
Jane Bell? Wer war das noch?
»Ich glaube, wir interessieren uns beide für emaillierte Dosen«, flötete Miss Bell.
»Aber natürlich!« Kate wandte sich von Devlin und Rodge ab.
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