Kein Zurueck nach Oxford
mir die Namen dieser Freunde nennen?«
»Einer heißt Paul. Paul Taylor. Er hilft mir bei den Mathe-Aufgaben und ist ihr Freund oder so.«
»Weißt du, wo er wohnt?«
»Nee. Irgendwo Richtung Headington, aber die Adresse kenne ich nicht.«
»Weißt du, wo er arbeitet?«
»Nee.« Das stimmte zwar, aber er würde bestimmt auch niemandem sagen, dass er wusste, dass Paul Polizist war.
»Und wer kommt sonst noch häufiger?«
»Andrew. Er kocht fast immer für uns und war auch gestern Abend da. Er hat mir Abendessen gemacht. Dann habe ich meine Hausaufgaben erledigt und bin anschließend nach Hause gegangen.«
»Was hast du auszusetzen an dem Abendessen, das ich dir mache?« Tracey konnte nicht mehr an sich halten.
»Nix!« Harley verschwieg, dass sie nur selten für ihn kochte, sondern ihm meistens Geld in die Hand drückte und ihn zum Schnellimbiss schickte.
Der Polizist runzelte die Stirn. Das schien ja ein ausgesprochen befremdlicher Haushalt zu sein! Kein Wunder, dass da jemand erschlagen worden war.
»Kennst du den Nachnamen von diesem Andrew?«
»Nee.«
»Die Adresse vielleicht?«
»Nee. Er wohnt irgendwo in North Oxford.«
Der Polizist seufzte. North Oxford war ein ziemlich ausgedehntes Gebiet. »Weißt du vielleicht, wo er arbeitet, oder etwas anderes über ihn?«
»Er arbeitet in der großen Bibliothek und ist ein alter Freund von Kate.«
»Meinst du die Zentralbibliothek?«
»Nein, die andere. Das alte Gemäuer gegenüber vom White Horse .«
»Kam sonst noch jemand öfter?«
»Nee. Das war’s. Paul, ich und Andrew.«
»Könnte einer der Männer vielleicht über Nacht im Haus geblieben sein?«
»Glaube ich eigentlich nicht. Paul ist im Moment auf irgendeinem Kursus, und Andrew fährt normalerweise nach dem Kochen nach Hause.«
Der Polizist notierte wieder etwas. »So, du bist also mit deinem Schlüssel vorn hineingegangen. Bist du auch in der Küche gewesen und hast die Hintertür geöffnet?«
»Nein, so weit bin ich gar nicht gekommen. Ich hab ihn sofort da liegen sehen. Danach konnte ich an nix mehr denken.«
»Wurde die Hintertür normalerweise offen gelassen?«
»Nein. Andrew hat sie immer verrammelt und verriegelt, bevor er heimging.«
»Hast du die Leiche berührt?«
»Nein. Der Mann war doch tot. Nie im Leben wäre ich da nah rangegangen.«
»Woher hast du gewusst, dass er tot ist, wenn du nicht hingegangen bist?«
»Da war doch das ganze Blut und dieses Zeugs.«
»Schon recht.«
»Warum lassen Sie ihn nicht in Frieden?«, schnauzte Tracey. »Sie haben gesagt, Sie wollten ihn nicht einschüchtern.«
»Trink erst einmal deinen Tee, Harley. Ich habe viel Zucker hineingetan. Du wirst dich gleich besser fühlen. Okay?«
»Okay.«
»Was hast du dann getan?«
»Ich bin zum Telefon gegangen und habe die 999 angerufen.«
»Du hast dich genau richtig verhalten. Am besten, du bleibst hier, Harley«, fuhr der Polizist fort. »Ich zeige meinem Chef jetzt die Informationen, die du mir gegeben hast. Du hast uns sehr geholfen.«
Harley schien es nicht zu gefallen, dass er der Polizei hatte helfen können. »Was ist mit Dave?«, fragte er.
»Wer ist Dave?«
»Mein Hund. Er ist immer noch in der Küche eingesperrt. Aber er muss dringend Gassi gehen. Der arme Kerl klemmt bestimmt schon die Beine zusammen. Sie können ihn nicht länger warten lassen. Und dann muss ich auch in die Schule.«
»Ich dachte, es gefällt dir, einmal einen Tag die Schule zu schwänzen.«
»Schließlich habe ich meine Hausaufgaben gemacht«, trumpfte Harley stolz auf. »Kann ich jetzt Dave holen?«
»Ich muss sofort nach Oxford zurück«, sagte Kate.
»Aber das geht nicht! Was wird dann aus mir?« Devlin war einfach unverbesserlich.
»Soll ich etwa über Devon nach Oxford fahren?«
»Warum diese Eile? Warum müssen Sie nach Hause? Kann das nicht warten?«
»Nein. Eben am Telefon war tatsächlich die Polizei. In meinem Flur ist eine Leiche gefunden worden.«
»Nun, wenn der Mann schon tot ist, brauchen Sie sich doch wirklich nicht zu beeilen. Sie können ihm ohnehin nicht mehr helfen.« Devlin redete, als wäre es für ihn eine ganz alltägliche Sache, Leichen im Flur des eigenen Hauses zu finden. Und angesichts von Devlins Lebensstil und seiner Neigung, sich immer und überall Feinde zu machen, war es vielleicht auch so. Trotzdem stand Kate auf. Sie musste packen und so schnell wie möglich nach Hause fahren.
»Warten Sie. Kim macht Ihnen sicher noch einen Kaffee. Sie können nicht einfach so
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