Kein Zurueck nach Oxford
möchte bitte mit Paul Taylor sprechen. Er nimmt an einem Ihrer Lehrgänge teil.«
»Einen Augenblick bitte.«
Ein paar Minuten lang dudelte Barockmusik vom Band aus dem Hörer.
»Tut mir leid, Madam, aber wie es scheint, hält sich zurzeit niemand dieses Namens hier auf.«
»Was soll das? Diese Nummer habe ich von seinem Büro bekommen. Findet bei Ihnen kein Lehrgang darüber statt, wie man mit schwierigen Menschen umgeht?«
»Ich fürchte nein, Madam. Da muss sich jemand einen Scherz mit Ihnen geleistet haben.«
»Bestimmt nicht. Schauen Sie bitte noch einmal nach. Es ist sehr wichtig. Haben Sie den Namen richtig verstanden? Taylor. Paul.«
»Selbstverständlich, Madam. Wenn Sie bitte noch einmal kurz warten möchten?«
Das war kein Mensch, das war ein Roboter, dachte sie wütend, während sie erneut der schauderhaften Musik auf dem Warteband lauschte.
»Ich habe sämtliche Unterlagen überprüft, Madam. Zur Zeit nimmt niemand dieses Namens an unseren Kursen teil, und ein Lehrgang, wie Sie ihn beschreiben, findet ebenfalls nicht statt.«
»Danke«, sagte sie und legte auf. Ihr Magen revoltierte. Warum hatte Paul sie angelogen? Warum hatte er nicht angerufen? War er es vielleicht, der in ihrem Flur gestorben war?
Die Tür wurde geöffnet.
»Ich bin Detective Inspector Cartwright. Eva Cartwright.« Verblüfft stellte Kate fest, dass sie einen Mann erwartet hatte.
»Sie wollen mir also einige Fragen stellen. Setzen Sie sich doch bitte in den grünen Lehnstuhl da drüben.« Kate hatte sich entschlossen, zumindest im eigenen Haus das Heft nicht aus der Hand zu geben; sie schätzte es nicht, herumkommandiert zu werden. Susannah sprang mit einem Satz auf ihre Knie. Zerstreut streichelte Kate die Katze, während sie sich mit der Beamtin unterhielt.
»Wer ist es?«, fragte sie.
»Wie bitte?«
»Wissen Sie inzwischen, wer in meinem Flur gestorben ist?«
»Nein. Zumindest nicht sicher. Wir hoffen allerdings, dass Sie den Toten für uns identifizieren können. Zunächst brauche ich ein paar Angaben von Ihnen, danach gehen wir ins Leichenschauhaus und sehen uns den Toten an.«
»Gut, lassen Sie es uns hinter uns bringen.« Sie musste endlich wissen, ob es Paul war oder jemand anderes, den sie kannte.
»Bitte nennen Sie mir Ihren vollständigen Namen, Ihr Geburtsdatum und Ihren Beruf.«
Kate gab Auskunft.
»Familienstand?«
»Ledig.«
»Waren Sie nie verheiratet?«
»Nein. Was hat das mit der Angelegenheit zu tun?«
»Ich möchte Sie um etwas Geduld bitten. Es geht hier lediglich um Formalitäten. Also: Wie lange wohnen Sie hier schon?«
»Etwa fünf Jahre.«
»Und immer allein?«
»Ja.«
»Es scheint mehrere Leute zu geben, die einen Schlüssel zu Ihrer Haustür besitzen. Wieso?«
»Ich wüsste nicht, was Sie das angeht.«
»Ich fürchte, in einem solchen Fall geht mich alles etwas an.«
»Na schön!« Kate merkte selbst, dass ihre Stimme gefährlich hysterisch klang. Sie atmete mehrmals tief durch und zwang sich zur Ruhe. »Da ist zunächst Harley, der dreizehnjährige Nachbarssohn. Ich habe seinen Hund in Pflege, weil der neue Freund seiner Mutter Hunde nicht leiden kann. Abends macht er oft seine Hausaufgaben hier, weil es hier meistens ruhiger ist als drüben bei ihm. Außerdem ist immer jemand da, der ihm helfen kann.«
»Harley Venn.« Eva Cartwright nickte. »Den kennen wir schon. Wer noch?«
»Andrew Grove. Er ist ein alter Freund. Vor kurzem hat er sich von seiner Freundin getrennt und kommt gern, um ein wenig Gesellschaft zu haben. Er ist begeisterter Hobbykoch und benutzt uns als Vorkoster für seine neuesten Rezepte. Außerdem ist er einer der Ansprechpartner für Harleys Hausaufgaben.«
»Wissen Sie sonst noch etwas über ihn?«
»Er dürfte so um die vierzig sein und arbeitet in der Abteilung Theologie der Bodleian. Schon ziemlich lange, soviel ich weiß. Seinem Aussehen nach zu schließen, ist er dort aufgewachsen und zur Schule gegangen.«
»Vielen Dank. Gibt es sonst noch jemanden, der einen Schlüssel hat? Ein anderer Nachbar vielleicht?«
»Harley ist der einzige Nachbar, den ich wirklich kenne, und von ihm habe ich schon erzählt.«
»Dann sind also keine weiteren Schlüssel im Umlauf?«
»Doch. Da gibt es noch einen guten Freund. Sein Name ist Taylor.«
»Hat der Mann auch einen Vornamen?«
»Paul Taylor. Wir stehen uns sehr nah.«
»Kennen Sie seine Adresse?«
Kate zögerte einen Augenblick, dann sagte sie sie ihr. »Zurzeit ist er nicht zu Hause. Er nimmt an
Weitere Kostenlose Bücher