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Kein Zurueck nach Oxford

Kein Zurueck nach Oxford

Titel: Kein Zurueck nach Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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könnte ihn bei Ihnen erreichen.«
    »Ein Kursteilnehmer? Ach so. Nun, leider muss ich Ihnen mitteilen, dass die Kursteilnehmer zurzeit alle außer Haus sind. Praxiserwerb – Sie verstehen. Ich kann Sie daher leider nicht mit Mr Taylor verbinden.«
    »Wann wird er zurückerwartet?«
    »Diese Frage kann ich Ihnen beim besten Willen nicht beantworten.«
    »Könnten Sie ihm vielleicht etwas ausrichten?«
    »Ich kann es zumindest versuchen.« Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang für Kate nicht unbedingt Vertrauen einflößend.
    »Mein Name ist Kate Ivory. Ich werde in ein paar Stunden in mein Haus in Oxford zurückkehren, und Mr Taylor möchte mich bitte so bald wie möglich dort anrufen. Es ist sehr dringend!«
    »Das kann ich mir vorstellen«, erklärte die Stimme besänftigend. »Auf Wiederhören, Miss Ivory.« Klick.
    Wenn Paul nicht bald nach ihrer Ankunft in Oxford anrief, würde sie diesem blasierten Management Training so lange auf den Zeiger gehen, bis jemand seinen Allerwertesten in Bewegung setzte und ihn ans Telefon holte. Aber wenigstens hatte man ihr nicht erklärt, noch nie von ihm gehört zu haben oder dass er aus unerfindlichen Gründen an diesem Morgen nicht zum Lehrgang erschienen war. Es war wirklich nicht sehr wahrscheinlich, dass es sich bei der Leiche in ihrem Haus um Paul handelte. Bestimmt nicht!
    Sie wählte noch einmal.
    »Hallo, hier ist die Bodleian Bibliothek.«
    »Könnte ich bitte mit Andrew Grove sprechen?«
    »Einen Augenblick bitte, ich muss ihn suchen.« Der Mann klang nicht gerade begeistert.
    »Ja bitte. Es ist sehr wichtig.« Ihre Stimme hörte sich überdreht und aufgeregt an.
    Kate wartete. Wenigstens dudelte man ihr keinen synthetischen Vivaldi ins Ohr. Sie wartete lange. Hatte man sie etwa abgehängt?
    »Tut mir leid, Madam, aber ich kann Mr Grove nicht finden. Vielleicht ist er in der Kaffeepause. Möchten Sie es später noch einmal versuchen?«
    »Ja. Vielen Dank.« Am liebsten hätte sie den Kerl aufgefordert, sämtliche Lesesäle und den Aufenthaltsraum des Personals abzuklappern, doch sie fürchtete, dass er die Bitte als unangemessen betrachten würde. Die Bodleian Bibliothek war sehr groß. Andrew würde sich sicher irgendwo herumtreiben.

    »Wir liegen gut in der Zeit«, sagte Devlin, nachdem sie ihr Gepäck in Kates Auto verstaut hatten. »Nach Cheltenham ist es nicht weit, und wir wissen, wo das Moathouse ist. Wir können es also ganz ruhig angehen lassen.«
    Kate ließ den Sicherheitsgurt einrasten und drehte den Zündschlüssel. Ihre Hände zitterten.
    »Vielleicht sollten Sie kurz in diese Haltebucht fahren«, schlug Devlin nach einigen hundert Metern vor. »Ich bin zwar kein besonders nervöser Beifahrer, aber ich glaube, das Fahren überfordert Sie heute.«
    »Und was schlagen Sie jetzt vor?«, fragte Kate, nachdem sie den Wagen zum Stehen gebracht hatte.
    »Wir tauschen die Plätze. Ich fahre, Sie lotsen mich.«
    »Und was ist mit der Versicherung?«
    »Ich habe schließlich auch eine. Außerdem: Was soll auf vierzig Kilometern schon passieren?«
    Sie wechselten die Plätze, und Devlin ließ den Wagen an. »Oje«, brummte er, »mir war nicht klar, dass der Rückwärtsgang bei diesem Auto dort ist. Eine merkwürdige Stelle!«
    Mehr hoppelnd als fahrend verließen sie die Haltebucht. »Ich muss mich erst an die Gangschaltung gewöhnen«, erklärte Devlin.
    Als sie wieder auf der Straße waren, wurden sie immer wieder angehupt.
    »Wo finde ich noch einmal den Blinker?«, erkundigte sich Devlin beiläufig.
    Mit fest geschlossenen Augen fühlte Kate sich wohler.
    Als Devlin den Gang wechselte, gab es ein hässlich schleifendes Geräusch. »Sie dürfen die Augen nicht zumachen. Suchen Sie nach den Hinweisschildern zur M 5. Denken Sie daran, Sie sind jetzt mein Lotse.«
    Kate öffnete die Augen und hielt Ausschau nach Hinweisschildern. »Nächste Möglichkeit links«, verkündete sie. Devlin betätigte nacheinander die Blinker auf beiden Seiten und ließ wieder die Gangschaltung krachen.
    »Keine Sorge«, beschwichtigte er sie. »Allmählich komme ich klar.«
    Am Kreisverkehr würgte Devlin zunächst den Motor ab; dann wechselte er so häufig die Spur, dass Kate sich langsam an die unfreundlichen Gesten der anderen Verkehrsteilnehmer und ihr ständiges Hupen gewöhnte. Immerhin lenkte es sie von den Gedanken daran ab, was sie in Oxford erwartete.

    »Wie sieht es aus, Kate? Können Sie wieder selbst fahren?«
    An diesem Tag leuchtete Aisling in schrillem Blau.

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