Kein Zurueck nach Oxford
einem Lehrgang teil.«
Eva Cartwright wollte nichts weiter über Paul Taylor wissen.
»Haben Ihre Freunde manchmal hier übernachtet?«
»Andrew ging meistens nach Hause in die eigene Wohnung. Er blieb nur hier, wenn er zu viel getrunken hatte. Dann schlief er im Gästezimmer.«
»Verstehe.«
Darüber, wie oft Paul bei ihr übernachtete, sagte sie nichts. Bei Polizisten wusste man nie so recht. Soweit Kate wusste, wollte er ihre Beziehung lieber nicht an die große Glocke hängen. Sein Name war so verbreitet, dass die Beamtin ihn möglicherweise nicht als Kollegen erkannte. Gott, Kate wünschte sich so sehr, er wäre jetzt bei ihr! Wo zum Teufel trieb er sich herum, und warum hatte er sie angelogen? Und warum wusste noch nicht einmal sein Büro, wo er zu finden war?
»So, ich denke, für heute reicht es. Vielleicht muss ich Ihnen bei Gelegenheit noch die eine oder andere Frage stellen, aber im Augenblick bin ich zufrieden. Sehen Sie sich in der Lage, mitzukommen und die Leiche zu identifizieren?«
»Glauben Sie, ich kann das?«
»Ich weiß es beim besten Willen nicht. Da der Tote aber hier bei Ihnen im Haus lag, liegt die Vermutung nahe, dass Sie es können.«
»Wollen Sie mich nicht fragen, was ich gestern getan habe?« Kate merkte selbst, dass sie lediglich versuchte, den Gang zum Leichenschauhaus hinauszuzögern. Sie fragte sich, was der Inspector von jemandem halten mochte, der freiwillig solche Informationen preisgab.
»Ich dachte, Sie waren unterwegs auf einer Lesereise. Zumindest hat uns Harley das erzählt.«
»Das stimmt auch. Wenn Sie möchten, gebe ich Ihnen Namen und Adresse der Buchhandlung. Und den Namen des Pubs, wo Devlin Hayle und ich im Anschluss gegessen haben.«
»Devlin Hayle? Der ›Mann, der Frauenherzen versteht‹?«
»Genau der. Soll ich Ihnen ein Autogramm besorgen?«
»Würden Sie das tun? Ich würde mich sehr darüber freuen!«
»Kein Problem.«
Sie verließen das Haus, und Kate stieg in den Fond des Polizeiautos. Es war nicht weit zum Leichenschauhaus.
»Nun?«, fragte Inspector Cartwright. »Kennen Sie ihn?«
»Oh ja«, antwortete Kate gepresst. »Ich kenne ihn.«
»Wie lautet sein Name?«
»Es ist Andrew Grove. Mein Freund Andrew.«
»Sind Sie ganz sicher?«
»Ja.«
Inspector Cartwright nickte.
»Gehen wir«, sagte sie. »Wir können uns oben in mein Büro setzen. Ich fange dann schon einmal an, die Papiere auszufüllen.«
»Einen Augenblick bitte. Ich möchte gern ein paar Minuten mit meinem Freund allein sein, wenn Sie nichts dagegen haben.«
Kate blieb eine Weile neben der Lade stehen, betrachtete den glänzenden Stahl und atmete den Chemikaliengeruch ein, der sie an lange zurückliegende Chemiestunden in der Schule erinnerte. Erst nach einiger Zeit brachte sie es fertig, ihren Blick der stillen Gestalt zuzuwenden, die reglos in ihrem Metallbehältnis lag. Wahrscheinlich hatte man Andrew gewaschen. Sein Kopf lag allerdings in einem unnatürlichen Winkel – es war, als ob … nein, darüber wollte sie jetzt lieber nicht nachdenken. Sie wollte ihn so in Erinnerung behalten, wie sie ihn zuletzt gesehen hatte. Andrew war tot. Die bleiche Gestalt vor ihr war nur noch eine leere Hülle. Wie oft hatte sie diesen Satz gehört und gelesen, ohne wirklich zu verstehen, was er bedeutete!
»Auf Wiedersehen, Andrew«, sagte sie leise.
Kapitel 17
»Würden Sie Miss Ivory bitte eine Tasse Tee bringen, Dave?«, bat Inspector Cartwright.
Miss Ivory selbst hätte einen doppelten Cognac und ein Paket Taschentücher vorgezogen und wäre am liebsten ein paar Stunden allein geblieben. Stattdessen saß sie in Inspector Cartwrights unbequemem Besuchersessel in Inspector Cartwrights vollgestopftem Büro und gab sich tapferer, als ihr zumute war.
»Wie ist er gestorben?«, fragte sie.
»Noch liegen nicht alle Untersuchungen vor, aber es sieht aus, als hätte man ihm mit einem schweren Gegenstand den Schädel eingeschlagen – einem großen Schraubenschlüssel, einem Wagenheber oder etwas Ähnlichem.«
»Verstehe.«
»Wahrscheinlich war er sofort tot. Er hat sicher nicht gelitten.«
Kate vermutete, dass man das immer behauptete, ganz gleich, ob es der Wahrheit entsprach oder nicht.
»Können Sie uns vielleicht noch etwas über Mr Grove erzählen?«
»Außer dem, was ich bereits gesagt habe? Nicht sehr viel, fürchte ich.« Wie sollte man ein Leben in wenigen Worten zusammenfassen? Er konnte ziemlich wichtigtuerisch sein, war ein Genussmensch und fühlte sich bei ihr wie
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