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Kein Zurueck nach Oxford

Kein Zurueck nach Oxford

Titel: Kein Zurueck nach Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Oxfordshire durch die Sachsen. Dave lag hinter seinem Herrchen. Seine Schnauze ruhte auf Harleys Schulter. Kate hatte es sich auf dem rosafarbenen Sofa bequem gemacht. Susannah, ihre rote Katze, lag flach an die Rücklehne gepresst. Sie schnurrte; Dave schnarchte. Als würde man sich in einem Becken mit lauwarmem Sirup aalen, dachte Kate. Angenehm, aber nicht unbedingt förderlich für den Charakter. Wenn sie sich eines Tages an diesen Zustand gewöhnte, würde es ihren Texten vielleicht die Schärfe nehmen?
    »Vielleicht hat dir noch jemand ein tolles Geschenk geschickt.« Harley platzte fast vor Neugier. »Oder einen Brief mit einem Super-Angebot. Eine Einladung nach Hollywood zum Beispiel.«
    »Ich glaube, ich bekomme gar nicht so gern tolle Geschenke, wenn ich nicht weiß, von wem sie sind.«
    »Wahrscheinlich hast du einen heimlichen Verehrer«, tönte Andrew hinter seiner Zeitung.
    »Was macht es für einen Sinn, jemanden zu verehren, wenn man es heimlich tut?« Plötzlich fiel Kate auf, dass sie auf etwas saß. »Was ist das?« Sie stellte die Frage an niemand persönlich. Gleichzeitig stand sie auf und begutachtete ihre Unterlage. Jemand hatte ein großes, mit Blumen und Blättern gemustertes Baumwolltuch über das Sofa gebreitet. Es sah hübsch aus, das musste Kate neidlos zugeben, aber es gehörte nicht ihr.
    »Ich habe es mitgebracht. Mir gefällt nicht, dass Dave ständig mit seinen schmutzigen Pfoten Flecken auf den Samt macht.« Andrew schüttelte unwillig den Kopf. »Außerdem hat die Katze auf dem Stoff herumgekratzt. Und ist dir nicht aufgefallen, dass alles voller Hunde- und Katzenhaare ist?«
    »Ich finde, dass sowohl Dave als auch Susannah farblich hervorragend mit rosa Samt harmonieren«, erwiderte Kate. Wessen Haus war das wohl hier, zum Teufel?
    »Sie harmonieren aber absolut nicht mit meinen dunklen Anzügen.« Andrew gab sich kämpferisch. »Gestern im Lesesaal habe ich ständig rote Hunde- und Katzenhaare in der Gegend verstreut. Die Belegschaft war nicht gerade entzückt, das kann ich dir flüstern!«
    »Ist irgendetwas Interessantes in deiner Post?«, lenkte Paul ab. »Etwas, was diesen Ring erklären könnte?«
    »Bis jetzt habe ich noch nichts gefunden.« Kate betrachtete den Stapel Briefe vor sich. »Wahrscheinlich war das alles ein Irrtum. Vermutlich bin ich gar nicht der richtige Adressat.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Paul. »Das Päckchen war an dich persönlich und direkt in die Agatha Street adressiert. Es kam nicht über Fergusson. Also muss es jemand sein, der dich kennt.«
    »Oder jemand, der ein Telefonbuch lesen kann. Auf den Schutzumschlägen meiner Bücher steht, dass ich in Oxford wohne.«
    »Ich glaube, es wird höchste Zeit, dass du deine Adresse aus dem Telefonbuch löschen lässt«, sagte Paul.
    »Das fände ich schrecklich!«
    »Ist wirklich nichts Interessantes dabei?«, meldete Harley sich wieder zu Wort.
    »Tut mir leid, Harley«, antwortete Kate. »Es ist immer nur das Gleiche: Werbung und Sonderangebote. Leider keine Einladung von einem Filmproduzenten.«
    Sie ließ die ungeöffneten Umschläge auf dem Sofa liegen und stand auf, um die Vorhänge zu schließen. Ein kurzer Blick aus dem Fenster zeigte ihr, dass es nicht nur neblig war, sondern dass der Dunst inzwischen auch gefror. Auf ihrem Auto lag eine glitzernde Reifschicht. Die Bäume standen grau und kahl gegen den dunkelblauen Abendhimmel. Welch ein Kontrast zu ihrem warmen, gemütlichen Wohnzimmer! Sie griff nach den beiden letzten Briefen und öffnete einen davon.
    Liebe Kate Ivory,
    ich habe Ihr Buch Rauch über dem Ozean gelesen und möchte Ihnen mitteilen, dass es einige Fehler enthält. Auf Seite 15 beschreibt Bertrand Alinas Aussehen ›als hätte die Katze sie angeschleppt‹. Diese Redewendung existiert seit etwa 1920; Ihr Buch ist jedoch in den sechziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts angesiedelt. Wie erklären Sie sich diese Diskrepanz?
    Auf Seite 22 weist Mrs Tarrant Laetitia an, ›das Viech zu füttern‹. Wussten Sie nicht, dass der Ausdruck ›Viech‹ erstmalig 1886 in der Comic-Reihe Punch auftaucht, und daher im Jahr 1860 nicht benutzt werden konnte?
    Auf Seite 29 reisen Laetitia, Mrs Tarrant und Bertrand an einem Dienstagmorgen mit dem Zug nach Eastburne. Die Great Western Railway Company allerdings …

    Kate blätterte die Seiten bis zum Ende durch. Der Brief stammte von einer Mrs J. M. Brent. Kate machte sich nicht die Mühe weiterzulesen. Die Dame hatte drei oder vier eng

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