Kein Zurueck nach Oxford
die Küche voll. Harley und Dave waren gleichzeitig mit Paul angekommen.
Nachdem sie alle gebührend begrüßt hatte, fragte Kate: »Weißt du, wer hier sauber gemacht hat?«
»Ich war das«, antwortete Paul. »Ich dachte, du könntest es sonst vielleicht nicht ertragen.«
»Danke. Ehe ich heimkam, habe ich mich sehr vor dem Anblick gefürchtet. Aber jetzt sieht man kaum noch, wo es passiert ist.«
»Trotzdem stellst du es dir vor, nicht wahr?«, sagte Paul. »Der Fleck ist nicht ganz verschwunden.«
»Vielleicht lege ich demnächst einen neuen Teppichboden in den Flur.«
»Ich glaube, das wäre keine schlechte Idee.«
»Kaffee?«
»Ja bitte. Was hast du heute vor?«
»Ich kümmere mich um die Beisetzung. Erstens tut es sonst keiner, und zweitens liegt mir daran.«
»Ich glaube, nur so kannst du endgültig Abschied nehmen, nicht wahr?«
»Es gibt eine Menge zu tun. Ich muss eine Kapelle finden und die Trauergäste benachrichtigen. Gut, dass das Semester noch läuft. Wahrscheinlich finde ich sie alle in ihren jeweiligen Colleges.«
»Weißt du, ob er beerdigt oder verbrannt werden wollte?«
»Verbrannt. Ich muss also auch noch das Krematorium anrufen und mich nach Terminen erkundigen.«
»Vielleicht solltest du besser eine Liste machen. Wenn du uns ein Blatt Papier besorgst, helfe ich dir.«
»Danke.«
Sie setzten sich ins Wohnzimmer, um näher am Telefon zu sein.
»Gehörte er nicht zu einem dieser Colleges?«, fragte Paul.
»Ja, zu Leicester. Ich sollte mich mit dem Rektor und dem Kaplan in Verbindung setzen.«
»Ich nehme an, er hätte sich eine traditionelle Zeremonie gewünscht«, sagte Paul. »Modernes gefiel ihm nicht so sehr.«
»Ich werde ihnen schon klarmachen, was er gewollt hätte«, sagte Kate. »Ach übrigens, Paul, ich habe mich am Donnerstag sehr bemüht, dich zu erreichen, um dir zu sagen, was passiert ist.«
»Hatte ich dir die Nummer nicht dagelassen?«
»Nein. Ich habe in deinem Büro angerufen, und man hat mir die Nummer der Veranstalter dieser Management-Kurse gegeben.«
»Na prima.«
»Überhaupt nicht. Als ich nämlich dort anrief, hat man mir erklärt, man habe noch nie von dir gehört.«
»Lächerlich. Natürlich war ich da.«
»Als ich das erste Mal anrief, hat mir jemand gesagt, alle Kursteilnehmer wären außer Haus. Beim zweiten Mal hieß es, du wärst nicht da.«
»Da sieht man mal wieder, wie dämlich diese Management-Typen sind.«
»Ich gehe mit Dave auf den Spielplatz.« Harley platzte herein und unterbrach das Gespräch.
»Du kannst ihn heute Nachmittag ruhig herbringen«, sagte Kate.
»Darf ich zu Andrews Begräbnis mitkommen?«, fragte er.
»Natürlich. Er hätte es sicher so gewollt.«
»Hey ihr!«
»Ja?«
»Dieser Ring da«, sagte Harley.
»Was ist damit?«
»Als ich letzte Woche hier war, nachdem du weggefahren bist, habe ich versucht, ihn zusammenzusetzen. Aber ich konnte es nicht.«
»Du hast ihn also in vier Teilen dort liegen lassen?«, fragte Kate langsam.
»Jep. Ich wollte ihn nicht kaputt machen. Ich dachte, ich würde es schaffen. Ich habe Paul zugesehen, als er es getan hat, und es sah ganz leicht aus.«
»Ich habe es auch nicht zustande gebracht«, sagte Kate. »Und Andrew? Hat er ihn zusammengesetzt?«
»Nee, er hat gesagt, er könnte es nicht und es würde ihn auch nicht interessieren, es zu versuchen.«
»Aber als ich am Donnerstag zurückkam, war der Ring ganz.«
»Deswegen habe ich dich gefragt, ob Paul zurückgekommen ist«, sagte Harley.
»Am Donnerstag? Da war ich doch noch unterwegs!« Paul schüttelte den Kopf.
»Du bist also nicht mal eben für eine Stunde hergekommen und hast nachgesehen, ob alles in Ordnung ist?«
»Ich wusste doch, dass alle auf sich selbst aufpassen können«, sagte Paul und brach dann plötzlich ab, weil ihm einfiel, dass das bei Andrew nicht der Fall gewesen war.
»Wer hat also den Ring zusammengesetzt?«, fragte Kate.
Alle drei sahen sich an. Keiner wusste eine Antwort auf diese Frage.
»Ich glaube, wenn wir das wüssten, wüssten wir auch, wer Andrew getötet hat«, sagte Paul. »Bist du in der Lage eine Zeit lang allein zu bleiben, Kate? Ich glaube, ich sollte ins Büro gehen und ein paar Erkundigungen einholen.«
»Wird schon gehen.« Aber ihr Herz sank, noch während sie es aussprach. Sie wusste, dass sie sich daran gewöhnen musste, allein im ihrem Haus zu bleiben. Merkwürdig – gerade erst hatte sie sich damit abgefunden, mit ihrer unkonventionellen Familie zusammen zu sein.
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