Kein Zurueck nach Oxford
Jetzt würde sie sich wieder in die Einsamkeit einleben müssen. Ohne Andrew würde es nie wieder so sein wie früher.
»Ich bin in zehn Minuten zurück«, erklärte Harley. »Dave braucht heute keinen langen Spaziergang.«
»Mach bloß keine Abstriche bei Dave«, protestierte Kate. »Ich schaffe es schon allein – ganz bestimmt.«
»Du könntest ja auch mitkommen.«
»Das würde ich zwar gern tun, aber ich glaube, ich sollte mich um die Beisetzungsmodalitäten kümmern.«
Paul und Harley betrachteten sie voller Sorge, doch sie setzte eine heitere Miene auf.
»Ich meine es wirklich ernst«, sagte sie. »Ich werde ein bisschen telefonieren und sehe euch dann, wenn ihr heimkommt.«
Paul und Harley sahen sich an, nickten und verließen gemeinsam das Haus.
Kate wartete, bis sie fort waren, ehe sie sich gestattete, in Tränen auszubrechen. Nach der unvorhergesehenen Mahlzeit kam Susannah zu ihr und sprang auf ihre Knie. Kate verbarg das Gesicht in ihrem weichen Fell. Susannah schien es nichts auszumachen, ein wenig nass zu werden.
Ob der Chor des Colleges das Lied Befiehl du meine Wege kennt?, überlegte Kate. Er hat Dave und mich wirklich gerngehabt. Und zusammen könnten wir Psalm 23 singen. Vielleicht nach der Melodie von Brother James, die andere finde ich nicht so schön. Wenn du mir ein heiles Stück Papier gelassen hättest, Susie, könnte ich jetzt eine Liste machen.
Kapitel 26
»Na, da sind wir ja alle wieder vereint!«, sagte Aisling.
»Hallo Aisling! Klang da eben eine gewisse Verzweiflung in Ihrer Stimme mit?«, fragte Kate.
»Kate! Schön, Sie zu sehen. Sie wirken allerdings ein wenig blass. Geht es Ihnen gut? Vielleicht sollten Sie ein bisschen mehr Rouge auflegen.«
»Geben Sie mir ein Glas Wein, und ich sehe im Handumdrehen aus wie das blühende Leben«, erwiderte Kate. Irgendwo auf der M 40 hatte sie beschlossen, ihr Privatleben hinter sich zu lassen und sich darauf zu konzentrieren, den Kunden für ihre 16 Pfund 99 auch etwas zu gönnen.
»Hallo Kate.«
»Devlin, wie geht es Ihnen?« Sie war selbst überrascht, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn auf die haarigen Wangen küsste. Und was noch merkwürdiger war: Sie freute sich tatsächlich, ihn zu sehen.
»Man hat mich schließlich doch noch laufen lassen«, antwortete er. »Angeblich kann ich mich glücklich schätzen, dass ich überhaupt noch lebe. Sie wollten mich noch mindestens eine Woche dabehalten, doch ich habe mich stur gestellt und den Ärzten erklärt, dass mein Publikum mir eine längere Abwesenheit nicht gestattet und in der Lage wäre, das Krankenhaus zu stürmen, wenn ich nicht herauskäme. Und dass ich die Leute keinesfalls enttäuschen wolle. Also hat mich unsere liebe Aisling ins schöne Birmingham gebracht, nicht wahr, Liebste?«
Hinter Devlins Rücken verzog Aisling das Gesicht, sah aber dabei nicht ganz unglücklich aus.
Sie hatten sich in einer kleinen, unabhängigen Buchhandlung getroffen, die von einem Ehepaar geführt wurde. Die beiden hießen Martha und Bob Alden.
»Was wollen wir eigentlich hier?«, erkundigte sich Devlin. »Könnten Sie mir das erklären, Aisling? Wir sind ewigweit von unserem eigentlichen Gebiet entfernt. Ist Fergusson jetzt komplett verrückt geworden?«
»Martha und Bob sind gute Freunde von mir«, sagte Aisling mit fester Stimme. »Ich schicke ihnen unsere beliebtesten Autoren zum Lesen und Signieren; im Gegenzug verkaufen sie eine Menge Bücher. Und wenn ich sie darum bitte, organisieren sie Veranstaltungen wie diese für Autoren wie Sie und Kate, um Ihre Verkaufszahlen zu erhöhen.«
»Wollen Sie damit etwa sagen, dass Kate und ich keine beliebten Autoren sind?«, grummelte Devlin.
»Natürlich nicht«, beschwichtigte Aisling. »Sie und Kate sind die aufgehenden Sterne der Branche. Noch ein Jahr, und Sie gehören in die oberste Riege.«
»Also, ich fand mich auch vor diesem ganzen Unsinn hier schon recht überzeugend – Sie etwa nicht, Kate?«
Kate hatte das Gefühl, Aisling helfen zu müssen.
»Sehen Sie mal, Devlin, wie nett die Aldens unsere Plakate dekoriert haben. Vor allem Ihr Foto finde ich ausgesprochen gelungen.« Es war das Bild eines gut zehn Jahre jüngeren Devlin, der nachdenklich dreinblickte und deutlich weniger sorgenvoll wirkte als in natura.
»Nicht schlecht«, bestätigte Devlin, »obwohl es mir nicht wirklich gerecht wird.«
In diesem Augenblick kam Martha Alden und reichte jedem ein Glas Wein.
»Australischer Chardonnay?«, erkundigte sich
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