Kein Zurueck nach Oxford
dass sie etwas vorstand. Und nun lese ich Ihnen einen Abschnitt aus dem ersten Kapitel vor . Ein solches Gesicht konnte Kate vielleicht in einer ihrer Geschichten verwenden, obwohl sie noch nicht genau wusste, welchen Charakter sie ihm verleihen sollte.
Nach der Lesung wurden die üblichen Fragen gestellt, auf die sie die üblichen Antworten gab. Bob beendete ihren Auftritt, indem er ihr dankte. Es gab höflichen Applaus. Im Anschluss war vorgesehen, dass sie und Devlin sich wieder einige Minuten unter das Publikum mischten, ehe Devlins Teil der Lesung an die Reihe kam.
Wenn alles weiter so gut ging und Devlin nüchtern blieb, würde es ein wirklich netter Abend werden. Sie könnte sogar Gefallen an diesen Auftritten finden.
Und dann sah sie sie. Evan und Stith. Sie irrte sich bestimmt nicht. Schwarze Trainingsanzüge, leuchtend weiße Schuhe, Zwei-Millimeter-Haarschnitt, gepiercte Lippe und rasierte Augenbrauen. Sie wirkten wie Fremdkörper im Publikum – wie zwei Omis bei einem Rockkonzert. Ob Devlin sie gesehen hatte? Kate blickte sich um. Devlin stand auf der anderen Seite des Ladens vor seinem Plakat und dem Signiertisch. Wahrscheinlich hatte er Evan und Stith noch nicht entdeckt, denn sonst hätte er sicher nicht so selbstgefällig und entspannt gewirkt. Langsam bewegte Kate sich durch den Raum in Richtung Devlin. Sie musste ihn unbedingt warnen! Doch während sie sich noch vorsichtig an ihn heranpirschte, stellte sie fest, dass die beiden ihn inzwischen gesehen hatten und auf ihn zu gingen.
Was sollte sie tun? Rufen? »Lauf, Devlin, ich schließe hinter dir ab und verschlucke den Schlüssel«? Doch dann fiel ihr ein, wie viele Leute auf ihrer Seite standen. Bob und Martha zum Beispiel. Dann Aisling. Und ihre vier Groupies. Neun gegen zwei. Zumindest würde das Evan und Stith eine Zeit lang aufhalten.
Aisling stand vor einem Regal und hatte sich in ein Handbuch für Gleitschirm-Anfänger vertieft.
»Wir werden wieder belagert«, raunte Kate ihr zu.
»Die beiden Schläger?«
»Evan und Stith. Genau die. Da drüben. Stellen Sie sich neben Devlin, und sehen Sie groß und stark aus.«
Aisling stellte das Buch ins Regal zurück und tat wie geheißen. Kate schlängelte sich zu Bill und Joy durch. »Bitte«, flüsterte sie. »Wir brauchen Ihre Hilfe. Stellen Sie sich zu Devlin.« Tolle Leute. Sie fragten nicht lang, sondern taten, worum Kate sie gebeten hatte. Jetzt noch die beiden Buchhändler.
»Martha, Bob, wir haben da ein Problem mit Devlin«, erklärte Kate ihnen leise. »Wenn Sie sich zu der kleinen Schutztruppe um Devlin gesellen und gemeinsam mit den Leuten langsam in Richtung Hintertür gehen könnten und Devlin dorthinaus ließen, könnten Sie eine wüste Schlägerei in Ihrem hübschen Geschäft verhindern.«
Martha und Bob blickten zwar etwas verwundert drein, gingen aber sofort zu Devlin hinüber. Die Worte »Schlägerei« und »Geschäft« hatten Wirkung gezeigt, dachte Kate.
»Jessie!« Kate hatte sie zuvor nicht gesehen, aber sie war anwesend. Sie trug einen dunkelblauen Mantel und einen wirklich schicken roten Hut. »Wir brauchen Ihre Hilfe. Könnten Sie sich mit Ihrem Gatten zu Devlin stellen und möglichst grimmig dreinblicken? Wir müssen Devlin schützen.«
Jessie sah sie an. »Ich bin zwar nicht verheiratet, aber wenn Sie möchten, helfe ich natürlich gern. Wenn Sie und Devlin in der Nähe sind, wird es jedes Mal richtig aufregend. Deshalb bin ich auch Ihr Groupie geworden.«
»Und wer ist dann Jim? Ich dachte immer, er wäre Ihr Mann!«
»Jim Barnes? Ehrlich gesagt kenne ich ihn kaum. Er hat sich uns drei anderen einfach angeschlossen. Er ist recht nett, deswegen hatten wir nichts dagegen.« Mit diesen Worten gesellte sich Jessie zu der Gruppe um Devlin.
Kate hatte nicht die Zeit, darüber nachzudenken, wieso ihr der Fehler mit Jim unterlaufen war. Wahrscheinlich hatte sie ihn und Jessie für ein Ehepaar gehalten, weil beide im gleichen Alter waren und gemeinsam auftraten. Wie dumm von ihr! Aber im Augenblick spielte es keine Rolle.
Sie blickte zu Devlin hinüber. Er war von einer beeindruckenden Menschentraube umringt. Die beiden Schläger waren stehen geblieben und schienen sich zu beratschlagen. Wahrscheinlich wollten sie warten, bis Devlin allein und angreifbar war.
»Was ist los, Kate?« Eine vertraute Stimme unmittelbar hinter ihr. Sie drehte sich um. Jim Barnes. Er beobachtete sie genau. So genau, dass sie nachdenklich wurde. Ein J. Barnes hatte ihr geschrieben. Und
Weitere Kostenlose Bücher