Keine Angst vor Anakondas
genügend Tiere in einen neuen Lebensraum gelangt, der gute Bedingungen liefert, kann eine Besiedlung sehr schnell vonstattengehen. Tigerpythons und Netzpythons lebten ursprünglich nur in Asien und kamen nicht in der Neuen Welt, also Nord- und Südamerika, vor. Heute aber gehören sie zur Tierwelt der Everglades, einer großen Sumpflandschaft in Florida. Die Pythons haben hier optimale Temperaturen und Lebensbedingungen gefunden, zum Leidwesen der Tiere, die jetzt zu ihrer Beute gehören. Mittlerweile sind hier sogar die ersten, vermutlich von Menschen freigelassenen Anakondas gesichtet worden, die bisher nur in Südamerika vorkamen.
Wenn Neozoen in der Lage sind, eine stabile Population zu gründen, besteht die Gefahr, dass sie heimische Arten verdrängen oder sogar ausrotten. Unsere Kaninchen sind ein Beispiel für Neozoen, die die Flora und Fauna eines ganzen Kontinents durcheinanderbrachten. Allerdings nicht in Mitteleuropa, sondern in Australien und Neuseeland. Dort wollte man nicht auf den beliebten Sonntagsbraten verzichten und setzte sie deshalb schon in einem frühen Stadium der Besiedlung der neu entdeckten Länder aus. Der Kaninchenbraten dürfte den Siedlern jedoch bald im Halse stecken geblieben sein, denn die knabbernden Kuscheltierchen fielen, einer Heuschreckenplage gleich, über die Pflanzen Australiens her, entzogen so manchem anderen Pflanzenfresser die Nahrungsgrundlage und zerstörten den Lebensraum vieler einheimischer Tierarten.
Man hat anscheinend aus diesem Beispiel nicht viel gelernt. Denn 1935 setzte man an der australischen Ostküste die Aga-Kröte zur Schädlingsbekämpfung aus. Die Weibchen der robusten und anpassungsfähigen Kröte können im Freiland bis über ein Kilogramm schwer werden. Damit zählt sie zu einem der größten Froschlurche überhaupt. Die Aga-Kröte macht Jagd auf alles, was sie erwischt. Bedauerlicherweise passen in ihr riesiges Maul nicht nur landwirtschaftliche Schädlinge bis zur Größe junger Ratten, sondern auch viele andere Tierarten, die von ihr bis zur drohenden Ausrottung dezimiert werden. Natürliche Feinde hat sie kaum, denn die potenziellen Raubtiere Australiens meiden die Kröte wegen ihrer giftigen Hautdrüsensekrete. Die Population von Waranen brach sogar zusammen, da Fressversuche von ihnen meist tödlich endeten. Auch heute noch breitet sich die Aga-Kröte bis zu 40 Kilometer pro Jahr aus und rollt wie ein Flächenbrand über den Kontinent.
Aus gutem Grund ist der Begriff Neozoen immer häufiger auch in deutschen Medien zu finden. Nicht zuletzt unser Land wird regelrecht von fremden Arten infiltriert. Amerikanische Ochsenfrösche verdrängen unsere heimischen Grünfrösche, Waschbären machen neuerdings sogar in Großstädten Radau, und die Presse schildert in bunten Farben die Gefahr von Krankheiten übertragenden tropischen Moskitos, die wegen der Erderwärmung immer weiter nach Norden, also zu uns, vordringen.
Das Erstaunen einiger Angler an Rhein, Neckar und Erft dürfte nicht schlecht gewesen sein, als sie anstatt Barsch oder Zander plötzlich Piranhas am Haken zappeln hatten. Immerhin scheinen die Angler vorsichtig mit den Fischen umgegangen zu sein, denn ein Biss wäre ein gefundenes Fressen für die Regenbogenpresse gewesen. Aber nicht nur für Freizeitsportler sind dies alarmierende Nachrichten. Zoologen befürchten eine Gefahr für die heimischen Fischarten durch die eingeschleppten Räuber. Noch ist nicht bekannt, ob die Piranhas auch dauerhaft im Rhein und seinen Nebenflüssen überleben können. Eigentlich ist es im Winter für diese tropischen Raubfische viel zu kalt. Sie überleben aber ganz offensichtlich nahe Einmündungen heißer Abwässer wie beispielsweise denen von Atomkraftwerken. Aktuell scheint es so zu sein, dass sich angesichts des beschlossenen Atomausstiegs die Piranhas zukünftig warm anziehen müssen. Übrigens: Auch die Biber werden mit dieser nicht ungefährlichen Art der Energiegewinnung in Verbindung gebracht – der Name der Behälter, in denen der Atommüll transportiert wird, heißt Castor. Und Castor ist auch der zoologische Gattungsname der Biber.
Biberdämmerung
Lange haben Uwe Müller und sein Team die Möglichkeiten ausgekundschaftet, wie man einen Bäume fällenden Biber am besten vor die Kamera bekommt. Da sie nicht wissen können, wann und wo die Biber des Nachts den nächsten Baum fällen werden, ist es sinnlos, sich vor einem beliebigen Baum auf die Lauer zu legen. Dafür gibt es viel zu viele
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