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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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noch größer.
    Â»Ich gehe mal davon aus, dass Sie nicht hier abfeiern wollen, oder?«, wollte der große Mann wissen.
    Â»Wo finde ich den Besitzer oder den Geschäftsführer?«
    Â»Na ja, der Besitzer ist abends nie hier, aber der Geschäfts ­führer müsste irgendwo da drinnen unterwegs sein.«
    Â»Können Sie mir seinen Namen sagen?«
    Â»Philippe Soundso. Er ist Franzose.« Er trat beiseite und öffnete für Sami die Tür. »Fragen Sie mal bei Patrick nach, dem Bartender. Er wird ihn für Sie auftreiben.«
    Â»Danke.«
    Das Erste, was ihr auffiel, als sie durch die Tür kam, waren die vielen Menschen. Da waren sicher fünfzig Menschen mehr drin als gesetzlich zugelassen. Das Nächste war die grölend laute Musik, auch viel lauter als offiziell erlaubt. Doch sie war nicht hier, um gegen geringfügige Verstöße vorzugehen, sie steckte bis zum Hals in einer Ermittlung wegen mehrfachen Mordes.
    Sie schob sich durch das vorwiegend männliche Publikum und quetschte sich an der Bar zwischen zwei junge Männer. Der Bartender schien noch zwei weitere Hände gebrauchen zu können, um all den Getränkebestellungen nachzukommen, und er stand etliche Meter entfernt am anderen Ende der Bar. Anstatt sich zu ihm durchzukämpfen, lehnte Sami sich mit dem Rücken gegen die Bar und wartete darauf, dass er bei ihr vorbeikam.
    Als sie die offenherzigen Aktivitäten beobachtete, das zwischenmenschliche Spiel von Suche und Jagd, ein sanfter Kuss hier, ein Tätscheln des Hinterns dort, fiel ihr auf, dass sogar dem weltfremdesten Mensch nach spätestens zwei Minuten klar wäre, dass Henry’s Hideaway ein Treffpunkt der Schwulengemeinde San Diegos war.
    Obwohl sie sich selbst niemals als homophob bezeichnen würde, so fühlte sie sich in dieser Menschenmenge doch ein wenig unwohl, was nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun hatte; es war die Zügellosigkeit, die sie störte. Sie bezweifelte nicht, dass sie in jeder anderen Bar, wo man hinter Alkohol, Drogen und zwanglosem Sex her war, genauso empfinden würde. Tatsächlich widersprach es auch ihren moralischen Wertvorstellungen, dass sie mit Al zusammenlebte und das Bett mit ihm teilte. Es war eben einfach, dachte sie bei sich, das Wertesystem zu ändern, wie es einem beliebte.
    Sie sah flüchtig, wie der Bartender in ihre Richtung kam. Sie winkte ihm zu.
    Â»Was kann ich Ihnen bringen?«, fragte Patrick.
    Seine makellose Haut, die weich geschwungenen Wangenknochen, seine vollen Lippen und ausgeglichenen Gesichtszüge machten ihn zum schönsten Mann, den Sami je gesehen hatte. »Ich suche Philippe.« Sie zückte ihren Ausweis.
    Er deutete in die andere Ecke der Bar, jenseits der Tanzfläche. »Sehen Sie das Büro dort hinten? Da werden Sie ihn finden.«
    Â»Danke für Ihre Hilfe.«
    Sami bahnte sich ihren Weg durch die Menschenmenge auf der Tanzfläche zu dem Büro in der Ecke. Plötzlich griff jemand von irgendwoher nach ihrer Hand.
    Â»Lass uns tanzen, Schöne«, sagte eine junge Frau mit pinkfarbenen Strähnen im Haar. Als eine der wenigen Frauen in der Bar schien sie gut dazuzupassen.
    Â»Tut mir leid, ich kann nicht.« Sami versuchte ihre Hand freizubekommen, doch die Frau hielt sie weiter fest.
    Â»Nun komm schon. ›Right Round‹ ist mein Lieblings­tanzsong. Lass uns ausflippen.«
    Â»Bitte lassen Sie mich los«, beharrte Sami.
    Das Mädchen gab ihre Hand frei und trabte davon, sie murmelte noch etwas, das in der lauten Musik unterging. Sami vermutete, dass ganz sicher etliche Schimpfworte dabei waren.
    Sie erreichte die Bürotür, ohne noch einmal belästigt zu werden, und klopfte lauter an, als sie es normalerweise tun würde, in der Hoffnung, die ohrenbetäubend laute Musik zu übertönen. Als Philippe die Tür öffnete, musste Sami zweimal hinschauen. Wenn Michael Jordan einen Zwillings­bruder hätte, dann wäre es wohl Philippe. Der Mann sah aus wie für das Cover von GQ angezogen. Er trug einen ausgezeichnet sitzenden dunkelgrauen Anzug, dazu einen hellgelben Schlips, der mit kleinen schwarzen Diamanten besetzt war. Seine Schuhe waren tadellos gewienert, und sein perfekt geformter Kopf war glattrasiert.
    Sami zückte Ausweis und Dienstmarke. »Detective Rizzo, Mordkommission. Kann ich Ihnen einige Fragen stellen?«
    Â»Bitte setzen Sie sich doch, Detective.« Sein

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