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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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starker französischer Akzent ließ Sami darauf schließen, dass er noch nicht lange in Amerika war.
    Philippe setzte sich an seinen massigen Mahagonischreibtisch, Sami sich ihm gegenüber auf einen Stuhl, der aussah, als ob er einen Zentner wog. Seit die Tür geschlossen war, herrschte im Büro Stille, was Sami überraschte. Es kam ihr eher vor wie das Büro des Geschäftsführers eines der fünfhundert umsatzstärksten Unternehmen der Welt. Das Bargeschäft musste lukrativ sein.
    Â»Ich leite die Ermittlung im Mordfall Connor Stevens, der ein regelmäßiger Gast in Ihrem Etablissement war. Kommt Ihnen der Name bekannt vor?« Sie schob ein neueres Foto über den Schreibtisch.
    Â»Sehr tragisch«, antwortete Philippe. »Die Welt kann so ein feindlicher Ort sein.« Er nahm das Foto und betrachtete es. »Ich habe diesen jungen Mann gesehen. Aber ich mische mich nicht unter die Gäste. Vielleicht sollten Sie mit Tiny reden.«
    Â»Und wer wäre das?«
    Â»Unser Sicherheitsmann an der Eingangstür.«
    Sami konnte sich ihr Lachen nicht verkneifen, da Tiny für Winzling stand. »Tiny?«
    Â»In Anbetracht der Größe des Mannes scheint es ein bisschen absurd«, gestand Philippe ein. »Doch trotz dieses offensichtlichen Widerspruchs kennt er die meisten unserer Gäste beim Namen. Dem Mann entgeht nichts.«
    Â»Kann ich mit ihm sprechen?«
    Philippe nahm sich ein Funkgerät und drückte mehrere Knöpfe. »Kannst du in mein Büro kommen, Tiny?«
    Sami trommelte mit ihren Fingern auf dem Schreibtisch.
    Â»Sag Raymond, dass er die Ausweise überprüfen soll«, sagte Philippe in das Funkgerät.
    Es waren noch keine zwei Minuten vergangen, als Tiny das Büro betrat und sich neben Sami setzte, wobei er kaum sein breites Gesäß zwischen die Armlehnen zwängen konnte. Ohne um Erlaubnis zu fragen, stellte sie den Digitalrekorder auf den Schreibtisch.
    Â»Tiny, das ist Detective Rizzo«, sagte Philippe. »Sie würde dir gern ein paar …«
    Â»Es geht um Connor, nicht wahr?«, unterbrach Tiny. »Der Typ, der ermordet worden ist.«
    Â»Wie gut haben Sie ihn gekannt?«, fragte Sami.
    Â»Gut genug, um gern zehn Minuten allein mit dem Kerl zu verbringen, der ihn abgemurkst hat.«
    Â»Also hatten Sie eine persönliche Beziehung zu Mr Stevens?«, fragte Sami.
    Mit ihrer Frage schien sie Tiny zu nahe zu treten. »Ich würde es nicht unbedingt persönlich nennen. Wenigstens nicht diese Art von persönlich. Der Typ war ein regelmäßiger Gast, kam drei-, vielleicht auch viermal pro Woche. Man wird bekannt mit den Leuten, wenn man sie so oft sieht.«
    Â»Kam er normalerweise allein?«, fragte Sami.
    Â»Meistens. Aber üblicherweise ging er nicht allein. Der Typ war ein Macher, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Â»Was wollen Sie damit sagen?«, erwiderte Sami.
    Â»Hey, er lebte sein Leben bis zum Anschlag. Manchmal dachte ich, er wollte einen Rekord aufstellen.«
    Â»Können Sie sich an irgendetwas Bestimmtes erinnern, in der Nacht, als er zum letzten Mal hier war?«, fragte Sami.
    Â»Ich kann mich an den Typen erinnern, mit dem Connor gegangen ist, wenn Sie das meinen.«
    Â»Können Sie ihn beschreiben?«, wollte Sami wissen.
    Â»Erst mal, der Kerl war so schwul wie ich – und Sie können mir glauben, ich bin so hetero, wie’s nur geht. Er versuchte auf Teufel komm raus so zu wirken, aber es hat nicht funktioniert. Nicht dass hier nicht ab und zu mal Heteros reinschneien, aber sie versuchen nicht schwul auszusehen .«
    Â»Können Sie sich an irgendetwas an seinem Verhalten erinnern?«, fragte Sami.
    Â»Als ich ihn nach seinem Ausweis gefragt habe, schien er beleidigt zu sein. Hat mir erzählt, dass er zweiundvierzig ist.«
    Â»Aber er hat nicht so ausgesehen?«
    Tiny schüttelte den Kopf. Ȇberhaupt nicht. Der Kerl war ein gutaussehender Typ. Das muss ich ihm zugestehen. Wenn ich auf die andere Seite wechseln würde, würde ich ihn gern mal ficken wollen.«
    Sami vermutete, dass Tiny selten darüber nachdachte, was er von sich gab. Und Philippe war die Offenheit des großen Mannes sichtlich unangenehm. »Würden Sie ihn bei einer Gegenüberstellung erkennen?«
    Â»Absolut.«
    Â»Könnten Sie sich vorstellen, aufs Revier zu kommen und mit einem Zeichner an einem Phantombild des Verdächtigen zu

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