Keine Gnade
treffen könnte. Für den nächsten Schritt seiner Forschung brauchte er eine Frau, die bei ausgezeichneter Gesundheit war. Wie konnte er in eine Bar gehen, zufällig jemanden auswählen und sicher sein, dass sie gesund war? Es war unmöglich. Doch einmal angenommen, er ging dorthin, wo Gesundheit propagiert wurde? Zum Beispiel zu einem Yogakurs oder in ein Fitnessstudio? Wenn er dort eine junge schlanke Frau auswählte, wäre sie aller Wahrscheinlichkeit nach ziemlich gesund.
Vielen Dank, Emily.
Vor ihrem Treffen mit Chief Larson und Captain Davison saà Sami mit Detective Osbourn in einem der Verhörräume und gab ihm eine kurze Zusammenfassung davon, was sie in Henryâs Hideaway herausgefunden hatte. Der junge Detective schien weder sonderlich interessiert zu sein, noch stellte er viele Fragen, was ihr Sorgen machte. Wenn man seine bisherige Beteiligung an der Ermittlung betrachtete, so bedauerte sie es nun, ihn nicht zu der Befragung von Philippe und Tiny mitgenommen zu haben. Er brauchte ganz offensichtlich mehr Erfahrung an der Front.
Sami konnte sich noch daran erinnern, wie sie als AnÂfängerin die Kollegen mit ihren vielen Fragen verrückt gemacht hatte, wie eine Erstklässlerin, die einfach alles über alles herausfinden wollte. Osbourn schien diese Neugierde, die für Detectives so unentbehrlich war, abzugehen. Sie wollte nicht überreagieren, doch bis jetzt war sie von ihm nicht sonderlich beeindruckt.
Sie sah auf die Uhr. »Wir machen uns lieber auf den Weg«, sagte sie zu Osbourn. »Weder der Chief noch der Captain haben für Zuspätkommen viel übrig.«
»Muss ich denn bei diesem Briefing dabei sein?«, fragte Osbourn.
»Du willst mich auf den Arm nehmen, oder?«
»Du hast mich doch schon auf den neuesten Stand gebracht, weshalb â¦Â«
»Was zum Teufel ist los, Richard? Ich habe dich zu meinem Partner gemacht und dich vier erfahrenen Detectives vorgezogen. Und es kommt mir vor, als ob du irgendwie überhaupt nicht bei der Sache bist. Als ich dir gestern Abend gesagt habe, du sollst zu Hause bei deiner Familie bleiben und mich nicht in Henryâs Hideaway treffen, da hast du gar nicht reagiert. Mit keinem Wort protestiert. Wo ist denn der Ex-Marine geblieben, der im Irak Sprengsätze entschärft hat? Wo ist der Typ, der mich davon überzeugt hat, ihn zu meinem Partner zu machen? Habe ich die falsche Wahl getroffen? Willst du raus?«
»Nein. Das ist es überhaupt nicht. Es ist nur â¦Â« Seine Augen füllten sich mit Tränen.
»Was ist es dann, Richard?«
»Meine Frau hatte vor zwei Tagen ihre zweite Fehlgeburt.«
Nun kam sie sich natürlich wie ein unsensibler Trampel vor. Doch sie konnte keine Gedanken lesen. »Das tut mir so leid.« Sami hatte einen Kloà im Hals von seiner Erklärung. »Warum hast du nichts gesagt?«
»Ich wollte meine familiären Probleme zu Hause lassen.«
»Hast du aber ganz offensichtlich nicht. Unter diesen Umständen verstehe ich natürlich gut, warum du so wenig bei der Sache warst. Doch ohne diese wichtige Information musste ich davon ausgehen, dass du keine Leidenschaft im Leib hast und es dir leidtut, dass ich dich zu meinem Partner gemacht habe. Was hättest du gedacht, wenn die Situation umgekehrt wäre?«
»Es war nicht meine Absicht gewesen, dich hängenzulassen.«
»Brauchst du ein paar freie Tage?« Sie konnte sehen, wie er mit sich kämpfte.
»Ich weià nicht, ob das helfen würde. Es muss einfach weitergehen. AuÃerdem glaube ich, braucht meine Frau jetzt etwas Zeit für sich.«
»Dann komm mit zu dem Meeting â das wird dir etwas Zeit zum Nachdenken verschaffen. Und wir reden danach weiter.«
»Vielen Dank für dein Verständnis.«
Die Tür zum Büro des Captains war nur angelehnt. Sami konnte Davison und Larson flüstern hören, ihre Worte aber nicht verstehen. Beide waren nicht bekannt dafür, besonders leise zu sprechen, deshalb konnte sie nur annehmen, dass sie höchstwahrscheinlich planten, sie zu teeren und zu federn, sollte sich ihr Meeting als nicht erfolgreich erweisen.
Sie klopfte höflicherweise an die Tür, bevor sie mit Osbourn im Schlepptau eintrat. Sami und Osbourn setzten sich vor Captain Davisons Schreibtisch. Larson ging hin und her.
»Ich hoffe, Sie haben etwas für uns«, sagte Larson. »Ich will Sie nicht nerven,
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