Keine Gnade

irgendeine Möglichkeit, die Daumenschrauben anzuziehen und den Stadtrat dazu zu bringen, die Zehntausend-Dollar-Belohnung, die die Fosters für die Ergreifung des Täters ausgesetzt haben, noch aufzustocken?«
    Â»Großartige Idee«, sagte Davison. »So haben sie auch den Parkside-Würger in L. A. festgenagelt. Kohle ist König.«
    Â»Hey, fragen schadet nicht«, sagte Larson. »Gut gemacht, Detectives. Lassen Sie uns morgen früh um acht wieder hier treffen. Und Sami, wenn Sie irgendwo nicht wei­terkommen oder auf Widerstand Ihrer Kollegen stoßen, rufen Sie mich auf meinem Handy an. Rund um die Uhr.«
    Sie dachte, das Meeting sei vorüber, doch als Osbourn und sie aufstanden und auf die Tür zugingen, hielt Chief Larson sie am Arm zurück.
    Â»Sie können gehen, Richard«, sagte Larson. »Aber wir müssen mit Sami noch etwas Privates besprechen.«
    Sie hatte sich schon gedacht, dass das Meeting nicht so einfach werden würde. Sie kam kaum jemals aus diesem Büro, ohne dass man ihr ans Leder wollte.
    Larson schloss die Tür und warf Captain Davison einen Blick zu. Sami wurde klar, dass es ein Hinterhalt war.
    Â»Können wir ganz im Vertrauen reden?«, fragte Davison. »Eigentlich sollten wir mit Ihnen nicht darüber sprechen, aber …«
    Â»Wenn Sie beide kein Problem damit haben, ich habe auch keins.«
    Â»Haben Sie etwas von Al gehört?«, fragte der Captain.
    Â»Ich spreche jeden Tag mit ihm. Manchmal sogar zweimal.«
    Â»Wie geht es seiner Schwester?«, fragte Larson.
    Â»Sie hält durch. Sie liegt noch im Koma, aber es geht ihr etwas besser.«
    Â»Wir wollen Sie nicht nerven, aber haben Sie irgendeine Idee, wann Al zurückkommen wird?«, fragte Davison.
    Wenn sie das Erstbeste, was ihr in den Sinn kam, herausposaunen würde, wäre sie unter Umständen ihre Arbeit los. »Es hängt alles von seiner Schwester ab.«
    Â»Wir wollen ja nicht unsensibel sein«, sagte Davison. »Aber wir haben hier eine Behörde zu leiten, und Al ist ein fester Bestandteil dieser Gleichung. Wir können ihm nicht einfach einen Freifahrtschein ausstellen, damit er unendlich lange in Rio bleiben kann.«
    Â»Im Rahmen des FMLA Kaliforniens«, fügte Larson hinzu, »kann man sich bis zu sechs Wochen um Ehepartner, Eltern oder Kind kümmern. Doch Geschwister fallen nicht unter dieses Gesetz. Wir möchten Al unterstützen. Wirklich, Sami. Aber wir haben hier keinen Handlungsspielraum. Uns sind die Hände gebunden. Er muss umgehend wieder zur Arbeit erscheinen.«
    Â»Aber wenn dieses Familienurlaubsgesetz auch für ihn gelten sollte, wären Sie beide dann dabei?«
    Â»Absolut«, sagte Larson. »Sie haben mein Wort.«
    Sie wollte sich nicht wie ein Klugscheißer anhören, doch wenn ihre Vorgesetzten schon das Gesetz zitierten, dann sollten sie ihre Hausaufgaben besser machen. »Hat keiner von Ihnen von der Gesetzesvorlage 849 gehört, die im ­April 2009 verabschiedet wurde? Es ist ein Zusatzartikel zum ­Familienurlaubsgesetz Kaliforniens.« Sie hatte das Gefühl, sich leicht sarkastisch anzuhören, und bemühte sich um einen gemäßigteren Ton. »Dieser Zusatz dehnt den Familienurlaub auf Geschwister aus, Großeltern, Enkel und sogar Schwiegereltern.«
    Larson und Davison starrten sie an, als ob sie Russisch sprechen würde. »Ich kann mich nicht daran erinnern, da­r­über eine Mitteilung von der Personalabteilung bekommen zu haben«, sagte Larson.
    Â»Al hat den Antrag schon bei Judy in der Personalabteilung gestellt, und sie braucht jetzt nur noch Ihre Zustimmung und Unterschrift, Chief Larson, und dann kann er sechs Wochen bleiben.«
    Larson wurde bleich.
    Â»Könnten Sie das vielleicht noch heute unterschreiben?«, fragte Sami.
    Larson war eindeutig geschlagen, hustete in seine Hand und verschränkte die Arme. »Nun, mmh, ich werde nachher in die Personalabteilung rübergehen.«
    Â»Danke, Chief. Al weiß Ihre Unterstützung zu schätzen. Genau wie ich.« Sie musste sich zwingen, nicht zu grinsen. »Gibt es sonst noch etwas?«

29    Mit der Hilfe von Captain Davison und Detective Osbourn organisierte Sami ein Meeting mit vier ihrer Detectives, sechs Hilfskräften und zwei Personen von der Verwaltung. Die Gruppe versammelte sich im Konferenzraum um den abgenutzten Tisch, der schon in diesem Raum war,