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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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bist das Beste, was mir jemals widerfahren ist, und der Gedanke, dich zu verlieren …«
    Ihr Handy klingelte.
    Noch mal Glück gehabt, dachte sie.
    Â»Hier ist Captain Davison.«
    Sie sah Al an und sagte lautlos den Namen des Captains. »Ich gehe mal davon aus, dass Sie um ein Uhr nachts nicht zum Vergnügen anrufen«, sagte Sami.
    Â»Wenn mein Telefon mitten in der Nacht klingelt, dann klingelt auch Ihr Telefon. Das ist der Deal. Wo ist Diaz?«
    Â»Sitzt neben mir.«
    Â»Könnt ihr beide nicht schlafen?«, wollte der Captain wissen.
    Â»So ungefähr«, sagte Sami.
    Â»Stellen Sie mich auf Lauthören«, sagte der Captain. »Ich muss mit Ihnen beiden sprechen und habe keine Lust, mich zu wiederholen.«
    Sami glaubte nicht, dass der Captain sie um diese Zeit anrief, um sie sich vorzuknöpfen. Das machte er lieber persönlich. Sie nahm an, dass sich etwas Wichtiges im Zusammenhang mit ihrer Ermittlung ergeben hatte.
    Â»Erinnern Sie sich an McKenzie O’Neill, die vermisste junge Frau?«, fragte der Captain.
    Sami hatte Angst davor, was als Nächstes kommen würde. »Natürlich, Captain.«
    Â»Sie wird nicht mehr vermisst. Unser Kerl hat sie im Torrey Pines Park abgelegt, genau neben dem öffentlichen Parkplatz.«
    Â»Im selben Zustand wie die anderen Opfer?«, fragte Al.
    Â»Von einer Kleinigkeit abgesehen.«
    Sie konnten hören, wie der Captain an einer Zigarette zog.
    Â»Und das wäre, Captain?«, wollte Al wissen.
    Â»Sie ist am Leben.«
    Sami und Al schauten sich durchdringend an.
    Â»Ist sie bei Bewusstsein?«, fragte Sami.
    Â»Sie atmet kaum. Ganz schwacher Herzschlag. Glücklicherweise war der Late-Night-Jogger, der sie gefunden hat, ein Rettungssanitäter, der sofort nach ihrem Puls gefühlt und einen Notfallwagen gerufen hat. Soweit ich verstanden habe, sieht sie aus wie tot.«
    Â»Wo befindet sie sich jetzt?«, fragte Sami.
    Â»Kämpft auf der Intensivstation des Saint Michael um ihr Leben. Es sieht nicht gut aus.«
    Â»Und wo sind Sie, Captain?«, wollte Al wissen.
    Â»Trinke schrecklichen Krankenhauskaffee im Warteraum.«
    Â»Was sollen wir tun, Captain?«, fragte Sami.
    Â»Bewegt eure kleinen Ärsche so schnell wie möglich ins Krankenhaus, damit ich zu Hause noch etwas schlafen kann. Sollte sie zu Bewusstsein kommen, und sei es auch nur für eine Minute, will ich, dass ihr beide hier seid.«

41    Sami und Al saßen im Warteraum vor der Intensivstation des Krankenhauses, zwei leere Stühle zwischen ihnen, und konnten sich kaum wachhalten, immer wieder dösten sie kurz ein. Still wie zwei Schwergewichtsboxer, die sich mental auf einen Titelkampf vorbereiteten, schien keine Verbindung zwischen ihnen zu bestehen. Sami wusste, war­um sie nicht redete, aber sie war sich nicht sicher, ob Als Lippen freiwillig so verschlossen waren oder aus Erschöpfung. Aus welchem Grund auch immer, sie war froh, dass er seinen Vortrag, wie leid ihm alles täte, nicht fortgesetzt hatte. Da es ihr immer noch weh tat, wollte sie nichts davon hören. Sie sah auf ihre Uhr, als es gerade vier wurde.
    Sie verstand nicht, warum Captain Davison wollte, dass sie beide im Krankenhaus blieben, wie Wachen, die einen Palast beschützten. Was bezweckte er damit? Wäre es nicht vernünftiger, wenn sie sich vor der Intensivstation abwechselten, damit beide etwas Schlaf bekämen? Wenn McKenzie das Bewusstsein erlangte, würden zwei Detectives auch nicht mehr erreichen als einer.
    Das Warten in diesem Raum war für Sami noch schlimmer, weil es bittere Erinnerungen weckte. Sie hatte erst vor kurzem auf genau diesem Stuhl gesessen, als ihre Mutter mit einem Herzinfarkt hier gewesen war. Und sie wollte gar nicht erst an den Tag denken, als sie in diesem Gefängnis gewartet und an ihren Fingernägeln gekaut hatte, während ihr Vater dort drinnen seinen Kampf gegen den Krebs verlor.
    Nun saß sie in diesem stillen dämmrigen Raum mit Al, ihrem untreuen Geliebten, und fühlte sich elend. Obwohl sie sich in so vieler Hinsicht ganz nah gewesen waren – physisch wie auch emotional –, kam er ihr jetzt wie ein Fremder vor, ein Mann, über den sie nichts wusste. Als ihre schwierige Ehe mit Tommy DiSalvo, einem Mistkerl, der ein Buch über Untreue hätte schreiben können, beendet war, hätte sie nicht gedacht, jemals wieder einem Mann trauen zu können. Dann

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