Keine Gnade
er brauchte, um die Global A-Fib Foundation zufriedenzuÂstellen und letztendlich die Voraussetzungen zu erfüllen, die sie brauchten, um die Fördermittel bewilligen zu können.
So nah dran. So qualvoll nah dran.
Plötzlich wollte Julian keine weitere Minute mehr mit McKenzies Leiche im selben Raum sein. Sie stand für sein Versagen. Keine Selbstvorwürfe â dafür wäre später noch Zeit genug. Keine Designerkleidung. Kein Ãberlegen, wo er ihren Körper ablegen würde. Den Familien der früheren Opfer zuliebe hatte er die Leichen bewusst dorthin gebracht, wo sie einfach gefunden werden könnten. Doch hatte er weder die Zeit noch die Geduld, McKenzie dieselbe Ehre zu erweisen. Er wollte sie sofort aus seinem Leben haben. Er wickelte sie in ein Laken ein, hob sie vom Bett und machte sich auf den Weg zu seinem Wagen.
Nachdem Sami schon fast seit zwei Stunden wach lag und alle paar Minuten auf ihrem Radiowecker nach der Zeit sah, entschloss sie sich, im Kühlschrank nach einem kleinen Snack zu suchen, auch wenn ihr schon wieder mal übel war. Obwohl ihr Körper zusätzliche Kalorien so dringend brauchte wie ein TausendfüÃler ein zusätzliches Bein, so hatte sie doch immer Trost im Essen gefunden, besonders in fettem Essen. Sie hatte stets geglaubt, dass wenn Gott wirklich allwissend und barmherzig war, dann hätte er Brokkoli so gut schmecken lassen wie Schokoladenkuchen und das Wort Kalorie nie erfunden.
Es war ein ergebnisloser Tag gewesen. Samis Gespräch mit McKenzie OâNeills Eltern hatte nichts ergeben, womit sie etwas anfangen konnte. Und laut Al konnte McKenzies Freundin auch nur eine Beschreibung des geheimnisvollen Mannes im Yogaunterricht anbieten, die der Phantomzeichnung ziemlich nahe kam.
Sie hatte mit Osbourn über seine Befragungen der Familien von Robert Winters und Rachael Manning gesprochen, aber auch sie konnten nur wenige Informationen liefern, die bei der Ermittlung hilfreich sein könnten. Da diese Familien nicht in San Diego lebten, konnte keine von ihnen etwas zu den täglichen Gewohnheiten der Opfer sagen, mit wem sie sich trafen oder wo sie in ihrer Freizeit hingingen. Die Eltern von Robert Winters hatten nicht einmal gewusst, dass Rachael und er verlobt gewesen waren, was nicht gerade für ein enges Verhältnis sprach.
Doch was sie am meisten verwunderte, waren die äuÃerst spärlichen Hinweise, die bei ihnen seit dem Verteilen der neuen Phantomzeichnung eingingen. Wenn die Polizei die Phantomzeichnung eines Verdächtigen in einem Mordfall verbreitete, leuchtete die gebührenfreie Hotline normalerweise auf wie sonst Disneyland am Nationalfeiertag. Und es war noch verblüffender, weil Richter Foster, der Vater des ersten Opfers, eine Belohnung von zehntausend Dollar für Informationen ausgesetzt hatte, die zur Festnahme und Verurteilung des Serienkillers führten. Wo versteckte sich dieser Kerl nur?
Sami stand vor dem offenen Kühlschrank und durchsuchte ihn auf der Suche nach etwas Leckerem. Hinten in einer Ecke entdeckte sie ein schmales Stück Karottenku chen, den Rest eines Kuchens, den eine Nachbarin ihrer Mutter zur Genesung gebacken hatte.
Gerade als sie den Inhalt des Kühlschranks umräumte, um an den Kuchen zu kommen, hörte sie FüÃe über den Boden tapsen. Sie lieà den Kuchen sausen und schaute über ihre Schulter.
»Na, noch Appetit?«, wollte Al wissen.
»Ich habe schon immer ein leidenschaftliches Verhältnis zu Mitternachtssnacks gehabt.«
»Lass dich nicht stören.« Er zog sich einen Stuhl vor und setzte sich an den Küchentisch.
Sami hatte keine Ahnung, warum er nicht längst schlief. »Ist die Bettcouch unbequem?«
Sie klappte die Kühlschranktür zu und lehnte sich gegen den Tresen, wobei ihr bewusst wurde, dass sie nur ein langes T-Shirt und einen Slip trug. Er hatte schon viel mehr gesehen. Sehr oft. Doch die Zeiten hatten sich geändert.
»Die Bettcouch ist prima. Ich habe nur jemanden in der Küche gehört und habe gehofft, dass du es bist.«
Al fuhr sich mit den Fingern durch sein Haar und sah aus wie ein verrückter Professor. »Können wir reden?«
Sie hatte nichts dagegen, um ein Uhr morgens über die Arbeit zu sprechen, aber wenn er über ihre Beziehung reden wollte, das konnte sie jetzt beim besten Willen nicht.
Er wartete ihre Antwort nicht ab. »Ich habe wirklich alles versaut. Du
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