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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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anderen etwas vorzumachen, damit nicht auffiel, dass sie sich zerstritten hatten, das alles konnte Sami kaum ertragen. Sie war sich nicht sicher, wer sie mehr nerven würde, wenn sie ihr kleines Versteckspiel entdeckten – der Captain oder ihre Mutter. Von allen Problemen, die ihr zurzeit durch den Kopf wirbelten, waren nur wenige klar umrissen. Nur eines stand für Sami außer Zweifel: Jedes Mal, wenn sie Al anblickte, hatte sie das dringende Bedürfnis, ihn in die Eier zu treten. Nicht gerade die sinnvollste Einstellung für einen Detective, der versuchte, einen Serienkiller aufzuspüren.
    Â»Ich übernehme O’Neills Eltern, und du kannst ihre Freundin befragen«, sagte Sami.
    Noch bevor Al antworten konnte, drehte sie ihm den Rücken zu und ging zum Parkhaus.

    McKenzie hatte sich ein Handtuch umgebunden, als sie aus dem Badezimmer kam, in der Hoffnung, wenigstens einen Funken von Würde bewahren zu können, obwohl sie damit Julians Aufforderung, nackt herauszukommen, absichtlich ignorierte. Obwohl es nicht ihre Absicht war, ihn zu pro­vozieren, konnte sie den Gedanken nicht ertragen, sich vor einem Mann, der sie schon mit seinen Blicken zu missbrauchen schien, entblößt zu zeigen.
    Er saß mit dem Rücken zu ihr auf dem Bett und schien uninteressiert, als sie auf das Bett zuging. Als sie ihm näher kam, wünschte sie, einen Baseballschläger zur Hand zu haben. Dann fielen ihr rund ums Bett neue Gegenstände auf. Zuerst sah sie etwas, was eine Videokamera auf einem Stativ zu sein schien. Die perfekte Ausstattung für einen Perversen, dachte sie bei sich. Dann fiel ihr ein kleiner Monitor auf einem silbernen Ständer ins Auge, von dem etwa ein Dutzend Kabel hingen. Sie hatte als Teenager mal als Freiwillige im Krankenhaus gearbeitet, weil sie eine Karriere im Gesundheitswesen in Betracht gezogen hatte, und hatte dort andauernd solche Monitore gesehen. Es war nicht nur ein Monitor, es war ein Herzmonitor.
    Julian blickte über seine Schulter, und McKenzie fühlte seine Augen auf ihr ruhen.
    Â»Du hältst dich wohl nicht gern an Anordnungen, was?«, stellte er fest.
    Â»Es ist kalt hier im Loft. Ich versuche nur, mich warm zu halten.«
    Â»Setz dich aufs Bett«, ordnete er an.
    Sie hielt das Badetuch fest, in der Hoffnung, er würde sie nicht zwingen, es abzunehmen, und setzte sich aufs Bett, hielt dabei so viel Abstand von ihm wie möglich.
    Â»Werden Sie mich wieder vergewaltigen?«
    Er stand auf und ging zum Rollschränkchen mit den chirurgischen Instrumenten. Julian zog die Schublade auf und nahm eine Spritze heraus. »Ich will, dass du das Handtuch abnimmst, dich auf den Rücken legst und deine Augen schließt.«
    McKenzie zitterte. Beim Anblick der Spritze und dem Gedanken, welch fürchterliche Droge er ihr injizieren würde, wurde ihr nun klar, dass Vergewaltigung ihre geringste Sorge war. Sie spürte einen merkwürdigen Druck auf ihrer Brust, als ob ein schweres Gewicht auf ihr lag, eine Empfindung, die sie noch nie zuvor gefühlt hatte. Sie konnte kaum atmen. Panik stieg in ihr hoch. Hatte sie einen Herzanfall? Jetzt spürte sie, wie ihr Herz rasend schnell schlug. »Irgendetwas stimmt nicht.«
    Â»Was ist los?«
    Â»Es fühlt sich an … wie ein Elefant … auf meiner Brust. Ich kann nicht … atmen.«
    Er kramte durch die Schublade des Rollschränkchens, griff nach einem Stethoskop und drückte es auf ihre Brust.
    Â»Es ist einfach schneller Herzschlag, stressbedingt.« Er nahm eine Spritze vom Schränkchen.
    Â»Was werden Sie … jetzt machen?«
    Â»Dir etwas zur Beruhigung geben.«
    Â»Sie werden mich … töten, nicht wahr?«
    Â»Das Wohl der Allgemeinheit ist wichtiger als das Wohl des Einzelnen.«

    Â»Wie geht es dir, Ma?«, wollte Sami wissen. Sie waren gerade mit dem Abendessen fertig, und Emily räumte die Küche auf. Sami und Josephine saßen auf der Couch.
    Â»So lala. Mein Rücken tut noch weh, und ich komme schnell außer Atem. Aber ich habe keine Schmerzen in der Brust.«
    Â»Das ist großartig.«
    Sami wusste noch nicht, wie sie ihrer Mutter beibringen sollte, dass Al auf der Bettcouch schlief, sie suchte immer noch nach einer logisch klingenden Erklärung. Allerdings lieferte, egal wie die Erklärung auch ausfiel, diese Veränderung ihrer Lebensgewohnheiten viele Anlässe für Spekulationen. Mit

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