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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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Emily konnte Sami umgehen, ihre Mutter war die harte Nuss.
    Â»Oh, und übrigens«, sagte Sami ganz sachlich, »ich wollte dir noch sagen, dass Al eine Weile auf der Bettcouch schlafen wird. Ich möchte nicht, dass du einen Schreck bekommst, wenn du mitten in der Nacht mal ins Wohnzimmer wanderst.«
    Bei Josephine ging in weniger als einer Sekunde die rote Flagge hoch. Ȁrger im Paradies?«
    Â»Ãœberhaupt nichts in der Richtung. Es ist nur, weil ich nicht gut schlafe – mir geht so viel im Kopf herum. Und Al schnarcht nachts, weshalb ich noch mehr Probleme mit dem Einschlafen habe.«
    Â»Ich verstehe. Und wie lange wird das noch so gehen?«
    Â»Nur für ein paar Wochen.«
    Â»Und in ein paar Wochen wird Al wundersamerweise von seinem Schnarchen geheilt sein?«
    Die alte Frau war spitz wie immer, dachte Sami. Sie war gefährlich nah dran, schachmatt gesetzt zu werden. Die Tür ging auf, und Al kam herein. Er stand im Vorraum und sah so verwirrt aus, als ob er im falschen Haus gelandet wäre.
    Â»Habe ich das Abendessen verpasst?«, fragte er.
    Â»Es sind noch jede Menge Reste da«, antwortete Josephine. »Emily hat Linguine mit Muscheln gemacht.«
    Al hängte seine Jacke an den Garderobenständer. »Hört sich gut an.« Er lief an den beiden vorbei zur Küche, als ob er sie kaum kennen würde.
    Â»Er muss aber wirklich schrecklichen Hunger haben«, meinte Josephine. »Für die Liebe seines Lebens nicht mal ein Küsschen auf die Wange.«
    Schachmatt.

    Julian war von McKenzies Widerstandsfähigkeit beeindruckt. Während seiner beiden Eingriffe, beide waren kompliziert und wurden bei weit aufgeklapptem Brustkorb vorgenommen, behielt ihr Herz einen normalen Sinusrhythmus bei und ging auch nicht in Vorhofflimmern über, als er ihr starke Medikamente verabreichte. Ihm kam das ziemlich rätselhaft vor – und medizinisch bemerkenswert. Offensichtlich war ihr Herz stark und widerstand den durch die Medikamente verursachten elektrischen Störungen. Allein diese Tatsache veranlasste Julian, einen völlig anderen Weg einzuschlagen. McKenzie O’Neill könnte genau die Testperson sein, nach der er gesucht hatte. Für das nächste Experiment klammerte er ihren Brustkorb sorgfältig zu.
    Als er damit fertig war, bewunderte er die lehrbuchmäßige Präzision seiner Arbeit. Er war am Verdursten und ging für eine kurze Pause in die Küche, wo er sich Mineralwasser aus dem Kühlschrank holte. Als er gerade einen Schluck nehmen wollte, hörte er den Herzmonitor wild werden. Er ließ die Wasserflasche auf den Boden fallen, wo die Flasche beim Aufprall förmlich explodierte und das mit Kohlensäure versetzte Wasser wie ein Mini-Geysir aus der Flasche sprudelte.
    Julian lief zum Bett, blickte auf den Herzmonitor und schnappte fast nach Luft, als er sah, dass die junge Frau einen Herzstillstand erlitten hatte. Mit medizinischem Geschick und einer präzisen Technik begann er mit der Wiederbelebung, in der Hoffnung, den normalen Herzrhythmus wiederherstellen zu können. Als er Herzdruckmassagen durch­führte, spritzte Blut aus dem frischen Schnitt, und einige der Klammern lösten sich. Nach einigen Minuten hielt er kurz inne, um wieder zu Atem zu kommen, um dann sofort die Wiederbelebungsversuche erneut aufzunehmen, den Blick fest auf den Monitor gerichtet. Er fuhr mit den Herzdruckmassagen fort, konnte aber keinen Herzschlag wiederherstellen. Er nahm an, dass McKenzie aus irgend­einem Grund verspätet und atypisch auf die verabreichten Medikamente reagiert hatte. Jetzt hatte die volle Wirkung der starken Medikamente auf ihr Herz eingesetzt. Er hatte eine nicht rückgängig zu machende Fehleinschätzung vorgenommen, und seine Hoffnung, entscheidende neue Daten anhand noch nie durchgeführter Experimente zu erhalten, war dahin.
    McKenzie O’Neill war tot.
    Seine Abscheu steigerte sich zu Wut. Er stürzte zum Mo nitor, griff nach dem Elektrokabel und riss es aus der Steckdose. Er wollte diesen ärgerlichen Ton nie wieder hören. Er hatte alles aufs Spiel gesetzt, um sich die Forschungs­för­derung zu sichern: seine Frau, Kinder, Karriere und seinen Ruf. Ganz zu schweigen von der hohen Wahrscheinlichkeit, den Rest seines Lebens im Gefängnis zu verbringen. Oder noch schlimmer. Er hatte wirklich geglaubt, dass seine Experimente an McKenzie die Daten liefern würden, die

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