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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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eins achtzig groß. Er ist zweiundvierzig Jahre alt und hat dunkles Haar und blaue Augen.«
    Â»Allein in Kalifornien passen etwa zwanzig Millionen Männer auf diese Beschreibung«, sagte Al. »Haben Sie es vielleicht noch etwas genauer oder irgendetwas für ihn Typisches?«
    Â»Nun, alle potenziellen Spender müssen einen IQ - und einen Persönlichkeitstest ablegen. Sein IQ liegt bei 147, und sein Charaktermuster tendiert in Hinsicht auf Verhalten, Gedanken und Gefühlen zu Durchsetzungsvermögen, Ehrgeiz, Perfektionismus, Hingabe und Altruismus. Was ein wenig aus der Reihe fällt, ist die Tatsache, dass sich Altruismus selten in Verbindung mit diesen anderen Charakter­zügen findet.«
    Sami und Al tauschten einen Blick.
    Â»Ich weiß Ihre Bemühungen sehr zu schätzen, Miss Cardoza«, sagte Sami, »aber diese Information hilft uns nicht wirklich weiter. Wir haben nichts außer einer allgemeinen Beschreibung.« Sami hielt für einen Augenblick inne. »Wann hat dieser Spender seinen nächsten Termin?«
    Â»Die meisten Spender kommen einfach ohne einen Termin vorbei. Ich glaube, das hat etwas mit ihrer Stimmung an diesem speziellen Tag zu tun. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Â»Hier ist meine Karte«, sagte Sami. »Wenn er das nächste Mal vorbeikommt, rufen Sie mich sofort an. Und versuchen Sie, ihn so lange festzuhalten, bis wir hier sind.«
    Sami und Al standen auf. Sami streckte ihre Hand aus. »Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.«
    Gerade als Sami und Al den Empfangsbereich erreicht hatten, rief Maria Cardoza Samis Namen.
    Â»Mir ist eben noch etwas eingefallen«, sagte Cardoza. »Ich weiß nicht, ob Ihnen das weiterhilft, aber als ich mich anfangs mit dem Typen unterhalten habe, ist mir aufgefallen, dass er auf seiner linken Wange einen Leberfleck hatte – einen ziemlich auffälligen Leberfleck.«
    Â»Nur auf seiner linken Wange?«, fragte Sami.
    Cardoza nickte. »Genau.«

    Sami und Al standen auf dem Parkplatz gegen ihre Wagen gelehnt.
    Â»Irgendwelche Geistesblitze?«, wollte Al wissen.
    Â»Nun, du hattest recht, Al. Ich lag mit meiner Einschätzung daneben. Wir müssen sofort mit Doktor Hastings reden. Es wäre auch eine gute Idee, mit der Schwester zu sprechen, die McKenzie das Beruhigungsmittel gespritzt hat.«
    Â»Wir könnten auch eine Fahndung nach jemandem ausschreiben, der einen Leberfleck auf der Wange hat«, meinte Al.
    Â»Na dann viel Glück.«
    Â»Ich fahre dir zum Krankenhaus hinterher«, sagte Al. »Wenn du mich abschüttelst, ruf auf meinem Handy an, und ich treffe dich in der Haupthalle.«
    Â»So wie du fährst, würde dich nicht mal Mario Andretti abschütteln können.«
    Merkwürdig, dachte Sami. An ihrem lockeren Geplänkel schien sich kaum etwas geändert zu haben. Doch dann schoss ihr ein Bild von Al durch den Kopf, wie er mit einem brasilianischen Flittchen schlief, und schon wurde wieder alles mühsam.

49    Genau wie Sami es vorhergesagt hatte, bog Al direkt hinter ihr auf den Parkplatz des Krankenhauses und stellte seinen Wagen neben ihrem ab. Unter normalen Umständen hätte Al ihre Hand genommen oder seinen Arm um ihre Schultern gelegt, wenn er neben ihr ging. Doch jetzt lief jeder für sich.
    Keiner von beiden sagte etwas, als sie auf den Haupteingang zugingen. Al hielt ihr die Tür auf, wenigstens das hatte sich nicht geändert. Von seinem oft lockeren Mundwerk einmal abgesehen, war er immer ein Gentleman.
    Sie drückte auf die Aufwärtstaste des Aufzugs, und das Schweigen zwischen ihnen hielt an. Ziemlich viele Menschen waren auf dem Gang unterwegs, einige sahen gesund aus, andere saßen in Rollstühlen oder schoben Gehhilfen. Es schien eine Mischung aus Besuchern und Patienten zu sein. Besonders eine Frau fiel Sami auf, die ein Bild des Jammers bot. Sie saß vornübergebeugt im Rollstuhl, ihre Wirbelsäule war stark deformiert und ihr Gesicht vor Schmerz verzogen.
    Erwartet mich das im Alter?
    Sie ließen die weniger gesunden Menschen zuerst in den Fahrstuhl und quetschten sich dann gerade noch so mit hin­ein. Sami drückte auf die Taste für den sechsten Stock. Natürlich wollten alle hinter ihnen vor ihnen aus dem Aufzug steigen, und es war ein bisschen so wie bei der Reise nach Jerusalem.
    Endlich der sechste Stock.
    Â»Wo müssen wir hin?«, fragte Al.
    Â»Bevor wir nach

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