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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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eine Stunde gewartet hatte, glaubte Sami nicht, dass McKenzie demnächst aufwachen würde. Gerade als sie aufbrechen wollte, kam eine Schwester herein.
    Â»Hallo«, sagte die Schwester und musterte Sami. »Sie sind doch die Polizeibeamtin, die herausgefunden hat, dass Doktor Youngblood der Killer war, nicht wahr?«
    Sami nickte.
    Â»Wir hatten hier seit der Bombendrohung Mitte der Neun­ziger nicht mehr so viel Aufregung. Ist er wirklich vom Dach gesprungen?«
    Â»Ja.«
    Â»Gott sei seiner Seele gnädig.« Die Schwester kam auf sie zu. »Ich bin Schwester Mary.«
    Â»Detective Rizzo.« Sobald ihr die Worte über die Lippen kamen, fiel ihr auf, dass es noch lange dauern würde, bis sie sich an ihren neuen Titel gewöhnt hätte.
    Â»Sind Sie schon lange hier?«, fragte Schwester Mary.
    Â»Mehr als eine Stunde.«
    Â»Sie haben vermutlich keine Lust mehr zu warten, oder?«
    Â»Ich hatte eigentlich gehofft, mit ihr sprechen zu können, aber es sieht so aus, als ob sie noch eine ganze Weile schlafen wird.«
    Â»Eigentlich bin ich hier, um sie aufzuwecken und sie auf die Operation vorzubereiten.«
    Sami bekam am ganzen Körper Gänsehaut. »Gibt es irgendein Problem?«
    Â»Ganz im Gegenteil. Es sieht so aus, als ob wir einen Spender hätten. Ihre Herztransplantation ist in knapp einer Stunde angesetzt. Ihr neues Herz liegt in diesem Augenblick schon auf Eis.«
    Sami konnte es kaum glauben.
    Â»Wenn ich sie aufwecke, können Sie ein paar Minuten allein mit ihr sprechen, wenn Sie mögen.«
    Â»Ich weiß Ihr Angebot zu schätzen, aber ich werde dafür in ein paar Tagen wiederkommen. Sie hat im Moment Wichtigeres auf ihrer Tagesordnung, als mit mir zu plaudern.« Sami kramte in ihrer Tasche nach einer Visitenkarte. »Würden Sie so freundlich sein und mich nach ihrer Operation anrufen und mir mitteilen, wie es ihr geht?«
    Â»Das mache ich gern, Detective.«
    Â»Ich bin aber trotzdem neugierig. Als ich vorhin mit Schwester Oliver gesprochen habe, hat sie mir nichts von der Transplantation erzählt.«
    Â»Weil der Anruf erst vor kurzem kam. Bei Herztransplantationen verschwenden wir keine Zeit. Es geht alles ziemlich schnell.«
    Â»Wer ist der Spender?«
    Â»Ein junger Mann Mitte zwanzig, bei einem Verkehrsunfall getötet. Er war Beifahrer im Wagen seines Freundes.«
    Schwester Mary ging ans Bett und überprüfte den Tropf.
    Â»Sagen Sie mir, Detective, glauben Sie an Wunder?«
    Â»Da habe ich noch nicht ernsthaft drüber nachgedacht.«
    Â»Ich glaube, Sie sind Miss O’Neills Schutzengel.«
    Â»Warum sagen Sie so etwas?«
    Â»Wir hatten kaum Hoffnung, einen idealen Spender für Miss O’Neill zu finden. Ihre Blutgruppe ist 0-negativ – die seltenste Blutgruppe überhaupt. Sie kann nur ein Organ von einem Spender mit der Blutgruppe 0-negativ bekommen. Aber da sie so selten ist, stand sie auf der Warteliste ganz oben. Doch dass irgendein junger Typ mit 0-negativ in Nordkalifornien tödliche Verletzungen erleidet, ist statistisch unglaublich. Besonders wenn man sich überlegt, dass der Fahrer des Wagens bei diesem Unfall mit einer gebrochenen Nase davongekommen ist, die er sich beim Aufprall auf den Airbag geholt hat. Und was es sogar noch verblüffender macht, nicht nur die Blutgruppe stimmt, auch die Gewebeproben sind kompatibel und der Brustkorb der Empfängerin ist auf die Größe des Spenderorgans wie zugeschnitten.«
    Â»Ich glaube trotzdem nicht, dass ich der Schutzengel für irgendjemanden bin.«
    Â»Es kommt noch besser, denn der Führerschein des jungen Mannes weist ihn als einen registrierten Organspender aus. Und dazu kommt auch noch, dass er erst hier im Krankenhaus gestorben ist, was sicherstellte, dass seine Organe entnommen werden konnten, solange sie noch funktions­fähig waren. Und all das ist passiert, während Sie hier in ihrem Zimmer saßen.«
    Â»Vielleicht kann man es als Wunder bezeichnen, aber ein Mensch musste sterben, damit ein anderer leben kann. Worin besteht da das Wunder?«
    Â»Dem Vater des Unfallopfers zufolge litt sein Sohn an chronischer Mukoviszidose, einer schleichenden Krankheit. Der junge Mann hatte immer Schmerzen. Sein Tod war vielleicht gnädiger als das, was ihn noch erwartet hätte, wenn er am Leben geblieben wäre. Sein Vater meinte sogar, dass der Tod seines Sohnes seiner Familie eine gewisse

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