Keine Gnade
spreizte Doktor Fox vorsichtig die Beine des Opfers und untersuchte den Genitalbereich. »Kein Beweis für ein Trauma. Ich glaube nicht, dass sie vergewaltigt oder auf andere Weise angegriffen worden ist.«
»Also hat er eine Möchtegern-Operation durchgeführt und dann versucht, sie wiederzubeleben?«
»Sieht so aus.«
Diese oberflächliche Untersuchung dauerte etwa zwan zig Minuten. Die Ãrztin nahm ihre Beobachtungen mit einem Digitalrekorder auf, während Al sich Notizen auf seinem Block machte. Nachdem sich Doktor Fox eine SchutzÂmaske angelegt hatte, entfernte sie mit einer chirurgischen Entklammerungszange die Stahlklammern aus dem Oberkörper des Opfers.
Doktor Fox ging dabei so sorgfältig vor, als ob sie an einem lebenden Patienten arbeitete. Al kam es sonderbar vor, und er fragte sich, ob es aus Respekt vor Genevieve Foster geschah oder ob es das vorsichtige Vorgehen einer unerfahrenen Rechtsmedizinerin war?
Als sie damit fertig war, setzte sie gewissenhaft einen Rippenspreizer von Finochietto in den Brustkorb des Opfers ein, kurbelte ihn auf und legte so das Herz und andere innere Organe frei. Mit ihren Fingern begann sie zu tasten, zu drücken und zu untersuchen.
Die Rechtsmedizinerin deutete auf Genevieve Fosters Herz. »Sehen Sie den Bereich dort rechts unten am Herz? Das ist die rechte Herzkammer. Sehen Sie, dass dieser Bereich bläulich und das restliche Herz meist rot ist? Dieser bläuliche Bereich deutet auf eine Herzmuskelquetschung hin. Mit anderen Worten: Ihr Herz ist verletzt worden.«
»Und wodurch werden solche Verletzungen verursacht?«
»Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Verletzungen dieser Art deuten darauf hin, dass das Opfer mehrere Meter gefallen und genau auf ihrer Brust gelandet ist. Doch da keinerlei Trauma am Kopf vorliegt, ist diese Erklärung höchst unwahrscheinlich. Dann könnte es einen Auffahrunfall gegeben haben, doch in den meisten Fällen haben wir dann Verletzungen im Gesicht durch den Aufprall auf den Airbag. Und wie Sie sehen können, ist ihr Gesicht makellos.«
»Also, Doktor Fox â¦Â«
»Wollen wir nicht â da wir in Zukunft wohl viel miteinander arbeiten werden â die Formalitäten sein lassen und uns beim Vornamen ansprechen? Wäre das für Sie in Ordnung?«
»Aber sicher. Sagen Sie Al zu mir.« Er war sich nicht sicher, aber es schien ihm, als würde die Rechtsmedizinerin mit ihm flirten. Ihm war ihr Ehering aufgefallen, als sie sich die Latexhandschuhe überzog, aber gemessen an Als mehrjähriger Erfahrung als Detective mit Einblick in das Leben vieler Menschen war ihm klar, dass eine Ehe nicht unbedingt Treue garantierte.
»Und Sie nennen mich bitte Maggie statt Doktor Fox.«
»Abgemacht«, erwiderte Al. »Dann sagen Sie mir doch bitte, Maggie, was zum Tod des Opfers geführt hat?«
»Ich muss noch ihre Lungen, ihre Kehle, das Gehirn und den Magen untersuchen und eine Reihe Bluttests durchführen, bevor ich die Todesursache bestimmen kann. Auf jeden Fall hat die Todesursache aber direkt mit ihrem Herz zu tun.«
»Wann meinen Sie, werden Sie die Autopsie abgeschlossen haben?«
»Geben Sie mir ein paar Stunden Zeit. Dann sollte ich alles zusammenhaben, und mir würde auch ein vollständiges Blutbild und ein toxikologischer Bericht vorliegen.«
Al kritzelte etwas auf einen Zettel und gab ihn Maggie. »Rufen Sie mich auf dem Handy an, sobald Sie mehr wissen.«
Sie lächelte. »Werde ich tun, Al.«
Al drehte sich um, doch bevor er einen Schritt tun konnte, hielt Maggie ihn am Arm fest. »Vielleicht könnten wir bald mal einen Kaffee zusammen trinken gehen.«
Er lächelte nur.
7   »Hi, Liebling«, sagte Al. »Ich bin unterwegs, um einem Hinweis nachzugehen. Der Verkehr steht, und so dachte ich, ich melde mich mal. Hat der Arzt deine Mutter von der Operation überzeugen können?«
»Noch nicht«, erwiderte Sami. »Ich treffe ihn in einer Stunde im Krankenhaus.«
»Wie geht es deiner Mutter?«
»Störrisch wie immer. Aber ich glaube, das ist ein gutes Zeichen.«
»Soll ich nach Hause kommen und bei Angelina bleiben?«
»Vielen Dank für das Angebot, aber Emily ist schon auf dem Weg hierher.«
»Man muss diese Emily einfach gernhaben«, meinte Al. »Wir sollten sie adoptieren.«
»Da bin ich mir nicht so sicher, ob es rechtlich
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