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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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er irgendetwas gelernt hatte, seit er bei der Mordkommission war, dann, dass ein Detective, der keinen Mumm hatte, genauso gut bei Walmart an der Tür stehen könnte. Wenn er also ein paar Leuten auf die Füße treten müsste, um Ergebnisse zu bekommen, würde er auch wegen offenkundiger Verstöße gegen die politische Korrektheit ein wenig Zoff in Kauf nehmen.
    Al machte sich auf den Weg zum Beweismittelraum, liebevoll auch der »Käfig« genannt, was völlig in Ordnung war, denn genau das war er auch. Auf dem Weg dorthin kam er an mehreren Kollegen vorbei, die aussahen, als ob sie gern über alles geplaudert hätten, von American Idol bis hin zum Angeln. Da er genau das vermeiden wollte, nickte er ihnen nur kurz zu und lief weiter, sehr darauf bedacht, niemanden direkt anzuschauen, denn das wäre normalerweise eine Einladung zum Quatschen. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie ihn als ein auf sich selbst bezogenes Arschloch bezeichnen würden.
    Al dachte schon, ihnen entkommen zu sein, als er Ramirez auf sich zukommen sah. Er wollte ihn ignorieren, aber auch wenn er so gut wie nichts zu der Ermittlung beigetragen hatte, so war er doch Als Partner, wenn auch nur dem Titel nach. Seit Ramirez Lieutenant geworden war, machte er sich nicht gern die Hände schmutzig.
    Â»Wie ist es mit Richter Foster gelaufen?«, wollte Ramirez wissen.
    Â»Wenn du da gewesen wärst, würdest du es wissen.« Normalerweise war Al nicht so kurz angebunden, aber Ramirez’ fehlende Arbeitsmoral machte ihn wütend.
    Â»Ich war mit anderen Sachen beschäftigt.«
    Al wollte es eigentlich nicht, ließ sich dann aber doch dazu hinreißen zu sagen: »Und womit zum Beispiel? Mit einer verdammten Pediküre oder einem netten kleinen Nach ­mittagsfick mit dem Feger in Permits?«
    Â»Du gehst jetzt eindeutig zu weit, Al.«
    Â»Fick dich doch.«
    Al wartete seine Antwort nicht ab, sondern drehte sich um und ging die paar Schritte zum Käfig.
    Â»Hi, Charlie«, sagte Al, als er sich an den Tresen lehnte. Charlie Brown war korpulent, fast kahl und, wie man sich wohl denken konnte, fast sein ganzes Leben lang aufgezogen worden, weil er denselben Namen trug wie die linkische Hauptfigur aus dem Zeitungscomic. Charlie sah sogar wie sein Namensvetter aus, hatte dasselbe kleine Haarbüschel genau über seiner Stirn. Al fragte sich, ob seine Eltern auch nur den leisesten Schimmer hatten, wie sehr sie ihren ein­zigen Sohn gestraft hatten. Charlie war so unsicher, dass Al immer einiges auf der Zunge lag, wenn er mit ihm sprach. Es gab unendlich viele Möglichkeiten, ihn auf den Arm zu nehmen, doch es wäre ein folgenschwerer Fehler gewesen, Charlie, der für jedes einzelne Beweisstück verantwortlich war, gegen sich aufzubringen.
    Â»Wie sieht’s denn so aus, Detective?«
    Â»Ich brauche ein wenig Hilfe, Charlie. Ich untersuche den Foster-Mord und muss mir ein kleines Preisschild aus­leihen, das wir am Tatort gefunden haben. Es ist ungefähr so groß.« Al zeigte mit seinen Fingern die ungefähre Größe an. »Es stammt von Saks Fifth Avenue.«
    Â»Geht es dabei um das Mädel, das wir im Mission Bay Park gefunden haben und das angezogen war wie eine Ballkönigin?«
    Â»Ich würde nicht ›Ballkönigin‹ sagen. Eher wie jemand vom Cover der Vogue .«
    Charlie machte kehrt und lief einen der Gänge entlang. »Bin gleich wieder da.«
    Al hatte das Gefühl, das Preisschild könnte etwas Entscheidendes zutage fördern, da es den Namen des Geschäfts lieferte, den Preis und den UPC -Code. Und außerdem: Wie viele Dreitausend-Dollar-Kleider verkauften sie täglich? Der Verkäufer könnte sich sicherlich an den Typen erinnern. Höchstwahrscheinlich hatte er das Kleid mit einer Kre­ditkarte bezahlt, was zu wichtigen Informationen führen könnte.
    Charlie kam mit einer kleinen Plastiktüte zurück, in der das Preisschild steckte. Er legte sie auf den Tresen und schrieb etwas auf ein Clipboard. »Unterschreiben Sie hier, Detective, und es gehört für vierundzwanzig Stunden Ihnen.«
    Al konnte es sich nicht verkneifen: »Danke, Charlie. Und grüß Lucy und Linus schön von mir.«
    Â»Du kannst mich mal!«

    Da die Sache drängte und es wichtig war, Genevieve Fosters Todesursache zu bestimmen, fing Maggie Fox, die Rechtsmedizinerin, sofort nachdem ihr die schriftliche

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