Keine Gnade
möglich ist, eine zwanzig Jahre alte Kusine zu adoptieren.«
Er verlieà den Freeway 5 und fuhr Richtung Friarâs Road. »Ich drücke auch weiterhin die Daumen, dass Doktor Templeton sie überzeugen wird.«
»Das können wir alle nur hoffen.«
»Okay, Sami, ich muss weiter.«
»Wir müssen etwas besprechen, wenn du nach Hause kommst. Meinst du, du hast Zeit fürs Abendessen?«
»Bin mir nicht sicher, aber ich werde mein Bestes tun. Ich muss nachher eine Zeugin befragen, aber ich glaube nicht, dass es sehr lange dauert.« Al bog auf das Gelände der Fashion Valley Mall und fuhr zur Parkrampe. »Bin ich wieder in Schwierigkeiten?«
»Könnte sein.«
»Du verstehst es wirklich, einen Typen auf die Folter zu spannen, Samantha Marie.«
»Und du genieÃt jede einzelne Minute davon.«
»Aber sicher. Ich liebe es, an meinen Fingernägeln zu hängen und darauf zu warten, vielleicht zu erfahren, dass ich die nächsten zwei Wochen auf der Couch schlafen werde.«
»Ich habe eigentlich eher an die Garage gedacht, mein Schatz.«
»Herrlich.«
»Fahr vorsichtig.«
»Viel Glück mit dem Doktor.«
»Da werde ich mehr als nur Glück brauchen.«
»Wir sprechen uns später«, sagte Al und warf das Handy auf den Beifahrersitz.
Al parkte seinen Wagen, bahnte sich seinen Weg durch die geschäftige Mall und fand auf einem Verzeichnis den Standort von Saks Fifth Avenue heraus. In diesem Geschäft war er noch nie gewesen, geschweige denn hatte er dort Âetwas gekauft. Und wenn Cocktailkleider für dreitausend Dollar und Schuhe für tausend Dollar das gängige PreisÂniveau war, dann zweifelte er stark daran, jemals dort Kunde zu werden. Das war kein Geschäft, das auf die Mittelklasse ausgerichtet war.
Al war immer wieder erstaunt darüber, dass die Einzelhandelsgeschäfte und Restaurants in San Diego so gut besucht waren. Egal zu welcher Tageszeit â die meisten Läden waren voll mit Kundschaft. Wenn es denn wirklich eine Rezession gab, dann hatte man offensichtlich vergessen, es den Bewohnern von San Diego mitzuteilen.
Er ging durch die Eingangstür und erkannte sofort, dass er nicht bei JCP enney war. Die Verkäuferinnen waren tadellos angezogen, und das Geschäft war geschmackvoll ausgestattet. Von den holzgetäfelten Wänden zu den fantastischen Lichtinstallationen bis hin zu den Marmorböden strahlte es teure Eleganz aus. Die Kunden sahen aus, als ob sie gerade den Schönheitssalon verlassen hätten, und wirkten so versnobt, wie es Menschen mit dicken Brieftaschen so an sich haben. In diesem Augenblick wusste er Sami wirklich zu schätzen.
Er fand eine Verkäuferin und erzählte ihr, dass er mit der Abteilungsleiterin der Damenmoden sprechen müsste. Er wartete bei den Designerhandtaschen, während die Verkäuferin die Leiterin in den Verkaufsraum rufen lieÃ. Neugierig betrachtete Al das Preisschild für eine Handtasche von Prada: vierhundertfünfzig Dollar. Was konnte an einem groÃen Stück Leder so besonders sein? Er besaà zwei Paar nachgemachte Dockers, die er bei einem Ausverkauf für neunzehn Dollar das Paar gekauft hatte, er bezahlte nie mehr als dreiÃig Dollar für eine Jeans, und selbst der Anzug, der für Hochzeiten und Beerdigungen im Schrank hing, hatte nur einhundertzwanzig Dollar gekostet. Al war noch nie besonders modebewusst gewesen.
Nach kurzer Wartezeit entdeckte Al eine hochgewachsene schlanke Frau, die zielstrebig auf ihn zukam. Ihr Haar, das ein paar Nuancen dunkler war als rotbraun, berührte kaum ihre Schultern. Sie trug einen perfekt sitzenden dunkelblauen Hosenanzug und eine weiÃe Bluse.
»Sind Sie Detective Diaz?«, fragte sie.
Al streckte seine Hand aus und nickte.
»Katherine Levy.« Ihr fester Händedruck würde manchen Mann beschämen. »Gehen wir doch in mein Büro, okay?«
Al folgte ihr vorbei an Ständern mit Kleidern, Röcken, Hosenanzügen und Unterwäsche zu ihrem kleinen Büro in der Nähe der Umkleidekabinen. Als er das Büro betrat, fiel ihm sofort der gewaltige Unterschied zwischen dem makellosen Geschäft und Katherines schäbigem Büro auf. Es sah eher wie die Art Büro aus, das man hinten in einem kleinen Supermarkt erwartete.
»Bitte setzen Sie sich doch, Detective.«
»Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben«, sagte
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