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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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das Samis Urteilsvermögen beeinflussen? Viele Fragen, aber kaum Antworten.
    Und noch eine Frage brannte ihm auf der Seele: Da Sami und er nun ein Paar waren, wie würde sich ihre Zusammenarbeit gestalten? Selbst wenn der Captain sie verschiedenen Revieren zuteilte, so wäre es doch unmöglich, auf Abstand zu bleiben. Wie würden sie mit dem Arbeitsstress eines Detective umgehen und trotzdem eine funktionierende persönliche Beziehung aufrechterhalten?
    Al kämpfte immer noch mit seinen Gefühlen für Sami. Okay, nicht wirklich mit seinen Gefühlen – er wusste in seinem Herzen, dass er sie liebte –, doch Beziehungen waren anders als in Hollywoodfilmen dargestellt. Gab es denn wirklich ein »glücklich bis ans Ende ihrer Tage«? In Beziehungen ging es darum, Kompromisse zu schließen und Opfer zu bringen, Al hatte mit beidem wenig Erfahrung. Er hatte vorher weder mit einer Frau zusammengelebt, noch hatte er gewusst, wie man mit einem Kind umging. Vielleicht würde seine Affäre mit ihr das Drehbuch für eine romantische Tragödie abgeben.
    Sein Handy riss ihn aus seinen Gedanken. »Alberto Diaz.«
    Â»Mr Diaz, Doktor Souza hier.«
    Als die Stimme des Doktors zu hören war, fing Als Puls an zu rasen. »Was ist los, Doktor?«
    Â»Bitte kommen Sie so schnell wie möglich zum Zimmer Ihrer Schwester.«

    Der Strafvollzugsbeamte führte Sami zu einem kleinen Raum. »Ich stehe vor der Tür, falls Sie mich brauchen.«
    Das tröstete sie irgendwie nicht.
    Im Raum war ein einzelner Stuhl, der vor einer dicken Plexiglasscheibe stand. Neben der Scheibe hing ein Telefon an der Wand. Sie setzte sich auf den Stuhl, während ihr Kopf anfing zu schmerzen und ihre Hände zitterten.
    Was zum Teufel mache ich hier eigentlich?
    Genau in diesem Augenblick wäre sie gern überall auf dem Planeten, nur nicht hier. Einmal abgesehen von der Pein, die sie durchlitt, als sie auf die Kreuzigung gewartet hatte, konnte sie sich nicht daran erinnern, jemals solche Angst empfunden zu haben. Doch worüber machte sie sich solche Gedanken? Er konnte sie weder anfassen noch ihr körperlich etwas antun. Natürlich hatte sie davor keine Angst. Der Leiter hatte recht: Simon war ein Meister darin, sich in den Kopf eines anderen zu schleichen. Und wenn er erst einmal dort drin war, machte er einen verrückt.
    Sie schloss ihre Augen und versetzte sich in ihr Martyrium zurück. Sie konnte Simons Erlösungsraum ganz genau sehen. Die Möbel. Das Bett. Die Betonwände. Sie konnte die modrige Luft riechen und die Totenstille wahrnehmen. Sie sah Angelina vor dem Fernseher sitzen, die nicht verstehen konnte, was los war. Sami erinnerte sich an ihre langen Gespräche mit Simon, ihre Versuche, ihn zu überlisten. Doch sie hatte versagt. Er hatte sich stärker als sie erwiesen, und jeden Moment –  mein Gott, mein Herz hämmert  – würde er durch diese Tür da kommen.
    In schierer Panik erhob sie sich, überzeugt, einen großen Fehler gemacht zu haben.
    Was habe ich mir nur gedacht?
    Sie konnte die Wahrheit nicht länger leugnen. Samantha Marie Rizzo war ein Feigling. Sie war nicht der Supercop, wie die Zeitungen sie bezeichnet hatten. Sie war ein schwacher und unfähiger Dummkopf.
    Die Tür auf der anderen Seite der Plexiglasscheibe öffnete sich. Sie saß jetzt in der Falle und konnte sich nirgends verstecken, also setzte Sami sich mit rasendem Puls wieder hin.
    Das war es, Mädchen. Du hast es versaut.
    Zwei Strafvollzugsbeamte – einer auf jeder Seite – führten Simon in den Raum. Seine Füße waren aneinandergekettet, seine Handgelenke mit Handschellen gefesselt und mit einer dicken Kette gesichert, die um seine Taille gelegt war. Er trug den üblichen orangen Overall. Das lange dicke Haar, an das Sami sich erinnern konnte, war zu einer Bürste geschnitten.
    Simon schlurfte zu dem Stuhl und setzte sich. Einer der Beamten nahm die Handschelle von Simons rechter Hand. Er richtete seinen Blick auf Sami und lächelte das warme Lächeln eines Blutsverwandten, der sie seit Jahren nicht gesehen hatte. Für einige Augenblicke bewegte sich niemand. Sie saßen ruhig da, die Augen aufeinander gerichtet. Fast wie abgesprochen griffen beide gleichzeitig zu den Telefonen.
    Â»Herzlich willkommen in meinem bescheidenen Heim«, sagte er.
    Sie blieb stumm.
    Â»Ich bin wirklich erstaunt, Sie hier zu

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