Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
Vom Netzwerk:
Rizzo.«
    Â»Berühmt ist wohl ein wenig übertrieben, Direktor«, sagte Sami.
    Â»Ich bin sicher, da würden Ihnen eine Menge Leute widersprechen, besonders in San Diego.« Er ging zu seinem Schreibtisch und bat sie, sich zu setzen.
    Er nahm auf seinem Lederstuhl Platz. »Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?«
    Â»Ich kann Ihnen nicht garantieren, ob ich sie beantworten kann, aber legen Sie los.«
    Â»Ich könnte es völlig verstehen, wenn Sie Zeuge der Hinrichtung Simon Kwosokowskis sein wollten, doch war­um im Namen Gottes wollen Sie ihn besuchen?«
    Â»Weil Tote keine Fragen mehr beantworten können.«
    Â»Was für Fragen?«
    Sie wischte sich die feuchten Handflächen an ihrer Hose ab. »Lassen Sie es mich so formulieren: Simon und ich haben noch einiges zu klären.«
    Â»Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun. Simon ist raffiniert, und er kann sich wirklich in Ihren Kopf schleichen und Sie manipulieren.«
    Sie brauchte die Warnung des Leiters nicht, da sie schon eine kleine Runde Schach mit Simon gespielt hatte. »Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen.«
    Â»Ist Ihnen klar, dass Ihnen hier ein ganz besonderes Privileg eingeräumt worden ist? Die einzigen Leute, die einen Insassen des Todestrakts besuchen dürfen, sind enge Familienangehörige, Priester, Anwälte und ausgesuchte Polizeibeamte.«
    Â»Ich bin mir dessen bewusst, Direktor. Und ich danke Ihnen für Ihre Kooperation.«
    Â»Danken Sie nicht mir. Als Lieutenant Governor Bertolino sich mit mir in Verbindung gesetzt hat, habe ich mich dagegen ausgesprochen, doch er ist nicht der Typ, der ein Nein akzeptiert.«
    Sami hatte Bertolino vor einigen Jahren auf einer Konferenz in Sacramento getroffen. Aus irgendeinem Grund hatte sie es ihm angetan, doch bis heute wusste sie nicht, wieso. Entweder war es irgendetwas Italienisches, oder er mochte einfach Frauen mit ausladenden Hüften und einem üppigen Hintern.
    Was auch immer es war, sie war froh darüber, ihm begegnet zu sein.
    Â»Eine letzte Frage noch, Miss Rizzo, und dann können Sie los. Glauben Sie wirklich, dass es Ihnen irgendwie weiterhelfen wird, sich mit Simon auseinanderzusetzen?«
    Â»Ich hoffe, ich werde es herausfinden.«

14    Al, dem jegliche Energie fehlte und der außerdem besorgt und unglaublich frustriert war, gab seinem übermächtigen Verlangen nach und kaufte sich in dem Supermarkt zwei Blocks vom Krankenhaus entfernt eine Packung Marlboro. Es war ein Kampf gewesen, doch unter diesen Umständen könnte er ein Dutzend Gründe nennen, warum er eine Zigarette brauchte. Für Al war es immer einfach gewesen, seine Abhängigkeiten zu rechtfertigen. Nicht weit vom Krankenhaus ging er auf und ab und paffte seine vierte Zigarette. Er hatte fast vergessen, wie tröstlich der blaue Dunst sein konnte. Er fragte sich, wie lange es noch dauerte und eine Flasche Jack Daniels nach ihm rief.
    Er hatte nichts von Sami gehört und fragte sich, wie es ihrer Mutter gehen mochte und ob Sami tatsächlich mit Captain Davison darüber gesprochen hatte, sie wieder als Mordermittlerin einzusetzen. Al war nicht ganz aufrichtig gewesen, was seine wahren Gefühle anging, doch das Letzte, was er auf dieser Welt wollte, war Sami mit einer goldenen Dienstmarke. Er hatte noch nie mit einem so kompetenten und klugen Detective gearbeitet wie Sami. Ihr sechster Sinn und ihre ausgeprägte Fähigkeit, Rückschlüsse auch aus noch so schwachen Beweisen ziehen zu können, hatten Al immer erstaunt. Doch das war damals.
    Denn seit ihrem tollkühnen Vorhaben, Simon ohne jede Rückendeckung und ohne logischen Plan ganz allein festnehmen zu wollen, und dem sich anschließenden lebensbedrohlichen Martyrium hatte Al das Vertrauen in Samis Urteilsfähigkeit verloren. Und seine größte Angst war, dass die Umstände sie eines Tages dazu zwingen könnten, wieder einen ähnlichen Fehler zu begehen.
    Dann war da noch das Problem mit ihrer Mutter. Was wäre, wenn sie sich von ihrer Herzoperation nicht vollständig erholen würde? Was wäre, wenn sie besondere Pflege bräuchte? Emily war sicherlich ein Geschenk des Himmels, doch am Ende des Sommers hätte sie einen Job und stünde meist nicht zur Verfügung. Und natürlich konnte Al auch die Möglichkeit nicht ausschließen, dass Josephine noch einen Herzinfarkt erleiden und sterben könnte. Wie würde

Weitere Kostenlose Bücher