Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)
schwör’s, bei Cupido.«
Josh hatte im Verlauf von Amelies neurotischem Monolog ein Lächeln unterdrücken müssen. »Keine Angst, du schaffst das schon«, sagte er und legte tröstend seine Hand auf ihren Arm.
Amelie schüttelte den Kopf. »Nein, im Ernst, du verstehst das nicht.«
Josh warf einen Blick auf seine Uhr und überlegte einen Moment. »Okay, wie wär’s damit: Ich übernehme die Einleitung und bringe die Sache ins Rollen. Dann kannst du reinspringen, wenn ich dich anschaue und wenn du bereit bist. Und wenn du wirklich das Gefühl hast, es einfach nicht zu können, dann werde ich weitermachen – gib mir einfach ein Zeichen, und ich übernehme. Na, wie hört sich das für dich an?«
Amelie, die nicht pessimistisch sein wollte und außerdem wusste, dass ihr Job nach wie vor auf dem Spiel stand, rang sich ein zögerliches Lächeln ab. Ja, damit konnte sie vielleicht leben. Vielleicht war er doch kein Ungeheuer. »Danke – danke für dein Verständnis.«
»Keine Ursache.« Josh zwinkerte ihr zu, und sie verließen gemeinsam den Raum, um zu den Aufzügen zu gehen. »Wir treffen uns am besten kurz vorher noch auf einen Kaffee, um meine Notizen durchzugehen.«
Als sie an der Rezeption vorbeikamen, sahen sie, dass dort ein kleiner Aufruhr herrschte. Chloe, Fleur und Sally hatten sich aufgeregt schwatzend um einen Riesenstrauß roter Rosen und Gänseblümchen versammelt. Sie strahlten, als sie Amelie auf sich zukommen sahen. Fleur rief: »Amelie, eine Lieferung für dich.«
Amelie ging langsam auf die Gruppe zu und wurde knallrot, als sie den riesigen Blumenstrauß erblickte. »Ach du lieber Gott – die sind doch nicht etwa für mich? So ein Unsinn!« Aber alle nickten, und Chloe reichte ihr die dazugehörige Karte.
»Komm schon... mach sie auf!«, rief Sally zappelig.
»Ja, wir wollen wissen, von wem sie sind!«, piepste auch Chloe. Fleur schaute Josh an, doch dieser mied ihren Blick.
Amelie zuckte ratlos mit den Schultern und riss den Umschlag auf. Josh war ein wenig zurückgeblieben und ging nun langsam auf den Lift zu. Amelie, die sein Weggehen spürte, drehte sich zu ihm um und sah, dass er sie beobachtete. Ihre Blicke begegneten sich kurz, dann schaute sie auf die Karte.
Amelie,
entschuldige, ich war ein Idiot.
Viel Glück für heute und
Hals- und Beinbruch, wie wir Schauspieler sagen!
Ruf mich doch später an!
Einen herzlichen Valentinsgruß von
Charliexxx
»Und?«, fragte Sally ungeduldig. »Sie sind von Jack, oder? Aber selbst wenn, du wirst nicht wieder auf ihn reinfallen, oder?«
»Nein, die sind nicht von ihm«, sagte Amelie tonlos. »Die sind von Charlie.«
»Ach, das ist aber nett!«, rief Chloe, und die anderen beiden schlossen sich mit ähnlich begeisterten Rufen an.
Amelie hörte, wie der Lift sich öffnete, schaute sich um und sah, wie Josh eintrat. Dann wandte sie sich wieder zu den Mädchen um und sagte zerstreut: »Ach, ich weiß nicht, ich finde es schon ein bisschen eigenartig – wir haben uns gestern getrennt und ich dachte, es wäre klar, dass wir uns nie wiedersehen!«
»Ach, ja, ist eigenartig«, sagte Fleur. »Aber trotzdem: immer noch besser unerwünschte Blumen als gar keine!«
Zwei Stunden später war Konferenzraum Nummer 1 nicht wiederzuerkennen. Der riesige Konferenztisch in der Mitte war verschwunden, und an seiner Stelle standen sechzehn zierliche Zweiertische im Raum verteilt. Auf jedem Tisch lag ein rotes Tischdeckchen, und darauf standen eine kleine Duftkerze und eine Minivase mit einer einzelnen roten Rose darin. Die Stühle waren alle so positioniert, dass man bequem zur behelfsmäßigen Tribüne hinsehen konnte. Chloe und Fleur tanzten lachend zu den Klängen von Beethovens Appassionata zwischen den Tischen herum, zündeten Kerzen an und verteilten Bewertungskarten und Kulis, die sie eigens zu diesem Zweck hatten drucken lassen. Sie schleppten volle Platten mit Kanapees herbei, die ebenfalls zum Liebesthema passten und platzierten sie auf den Sideboards. Jetzt, eine halbe Stunde vor dem Eintreffen der Fast-Love-Delegierten, war alles bereit.
Vier Stockwerke darüber lief Amelie nervös in ihrem Büro auf und ab und ging im Geiste ihre Ansprache durch. Sie war soeben von dem Treffen mit Josh zurückgekehrt, wo beide ein paar sehr gute Ideen für die Ansprachen beigesteuert hatten. Dennoch war Amelie nach wie vor der Panik nahe und fürchtete, einfach nichts sagen zu können, sobald sie einmal dort oben stand. Sie dachte an Charlie und was er, als
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