Keine Kuesse für den Boss
die Augenbrauen hoch.
Dani trank einen großen Schluck von dem fast kochend heißen Kaffee und schloss die Augen. Als sie sich fast im Land der Lebenden angekommen fühlte, nahm Alex gerade zwei Hälften eines gerösteten Bagels aus dem Toaster und legte sie auf einen Teller. Dann bestrich er sie mit Frischkäse, legte etwas Räucherlachs darauf und schob dieses perfekte kleine Kunstwerk zu Dani hinüber.
Noch etwas, das mich anspricht, dachte sie.
„Das kann man essen“, erläuterte Alex und schob den Teller noch etwas näher zu ihr.
„Ja. Danke.“ Und es schmeckte fast so gut, wie er es sicher tat.
Alex setzte sich neben sie, griff nach seinem Glas und zog einen Zeitungsteil näher zu sich heran. „Soll ich für heute Abend eine Stylistin engagieren?“
„Eine was ? “ Fast hätte Dani sich an ihrem Bagel verschluckt.
„Du weißt schon: jemanden, der dich frisiert und schminkt.“
Glaubte er, dass Dani dabei Unterstützung brauchte? Genügte sie vielleicht dem Carlisle-Standard nicht?
Seine Worte drangen durch ihre Fassade der Selbstsicherheit und trafen sie tief. Ich kann mich also, so wie ich bin, nicht auf seinem schicken Wohltätigkeitsball blicken lassen, dachte sie. Dani war so verletzt, dass ihr der Appetit verging und sie den Bagel zurück auf den Teller legte.
„Bist du wirklich sicher, dass ich dich heute Abend begleiten soll?“, fragte sie und hoffte, er würde die leichte Unsicherheit nicht bemerken, die in ihrer Stimme mitschwang.
Alex wandte sich zu ihr um und sah sie aufmerksam an.
„Dani“, sagte er sanft. „Ich wünsche mir wirklich sehr, dass du heute Abend mitkommst. Ich habe meine Teilnahme an dem Essen fest zugesagt, und ich möchte nicht, dass der Stuhl neben mir leer bleibt.“ Er legte die Hand auf ihre, damit sie nicht weggehen würde.
Sie ignorierte das Prickeln auf ihrer Haut und sah ihn finster an. „Das meinte ich nicht.“
„Ich weiß.“ Alex wirkte ernst. „Es ist einfach so, dass meine Mutter früher nie aus dem Haus gegangen ist, ohne sich vorher mit ihrer Stylistin zu beraten. Für mich ist das also etwas ganz Normales. Ich wollte damit nicht dein Aussehen kritisieren.“
Eine eigene Stylistin? Wow, dachte Dani. Offenbar lebten reiche Leute wie Alex in einem Paralleluniversum. Sie wollte sich in diese Traumwelt aber nicht hineinziehen lassen und zu glauben anfangen, solche Dinge seien ganz normal. Auf keinen Fall durfte Dani zulassen, dass Alex ihr Leben noch stärker bestimmte, als er es seit ihrer ersten Begegnung ohnehin schon tat.
„Ich … ich glaube, ich komme schon zurecht. Es sind ja schließlich nur Haare.“ Dani räusperte sich und versuchte, weniger verletzt zu klingen. „Und aus meinen kann man ohnehin nicht viel machen.“ Ihr Haar war so dicht, dass sie es immer zu einem schlichten Bob schneiden ließ. Allerdings war ein Termin beim Friseur überfällig: Dani traute sich nicht, den herausgewachsenen Pony selbst zu kürzen. Ein weiterer Grund dafür, so schnell wie möglich Geld zu verdienen.
Alex schob die langen Strähnen mit seiner freien Hand beiseite und lächelte, als sein Blick zu ihrem Schlafanzug mit dem Schweinchenmuster glitt.
Plötzlich nahm Dani die Fliesen unter ihren nackten Füßen wahr. Warum trug sie eigentlich keine Schuhe? Und warum war Alex so früh am Morgen schon perfekt rasiert und sah in seinem dunklen Anzug so unverschämt gut aus? Sollte er nicht eigentlich um diese Zeit zerzaust sein, schlaftrunken, im Bett …?
„Ich mache mich jetzt besser fertig“, sagte Dani schnell. „Sonst komme ich an meinem ersten Arbeitstag noch zu spät!“
Das Lagerhaus war ziemlich imposant. Offenbar war Lorenzo eine Art Weingott: Tausende von Weinkisten standen herum. Es gab einen sehr eleganten Empfangsbereich und sogar einen Verkostungsraum.
„Das Büro ist im ersten Stock“, sagte Alex und führte sie hin.
„Cara, das ist Dani“, stellte er sie dann der Frau vor, die am Schreibtisch saß.
Cara hatte funkelnde Augen, kurzes rostrotes Haar und elfenhafte Züge. Sie schenkte Dani ein freundliches Lächeln.
„Dann lasse ich euch zwei mal allein“, sagte Alex kurz angebunden und ging hinaus.
„Ich finde es super, dass ich Unterstützung bekomme“, erklärte Cara fröhlich. „Es gibt immer viel zu viel zu tun!“
Das stimmte. Als Cara ihr die Abläufe erklärte, begann sich in Danis Kopf alles zu drehen. Diese Frau war offenbar ein wahres Energiebündel und schien sich ihre gute Laune von niemandem verderben
Weitere Kostenlose Bücher