Keine Kuesse für den Boss
die dicken Überwürfe auf dem riesigen Bett gleiten. Ohne dass sie damit rechnete, blieb Alex plötzlich stehen und ließ ihr Gepäck fallen, sodass sie fast gegen ihn geprallt wäre.
Einen Moment waren sie beide erstarrt wie Statuen.
Doch in Wirklichkeit schlug Danis Herz wie verrückt, und ihr Verstand schien sie völlig im Stich zu lassen. Wenn Alex ihr so nahe war, konnte sie nur noch daran denken, ihn wieder zu küssen – und noch viel mehr. Warum tust du es nicht? fragte ein kleines Teufelchen in ihrem Kopf.
Dani blickte ihm wieder in die Augen und war erneut nahe daran, sich in den tiefgrünen Weiten zu verlieren. Alex war ihr so nahe …
Warum sie es nicht tat? Weil es viel zu einfach wäre und Dani nie den einfachen Weg ging. Denn was jetzt ganz einfach wäre, würde später zu einem ziemlichen Durcheinander führen. In dieser Hinsicht war Dani wie ihre Mutter: sehr emotional und schwach. Immer wieder hatte jemand die Sanftheit ihrer Mutter ausgenutzt. Und als Dani sich schließlich jemandem geöffnet hatte, war man auch auf ihr herumgetrampelt. Deshalb war es für sie das Allerwichtigste, sich ihre Unabhängigkeit und einen klaren Kopf zu bewahren.
Die Verteidigungsstrategie, die sie sich angeeignet hatte, bestand darin, betont selbstbewusst aufzutreten und etwas Schlaues zu sagen oder dem anderen sogar einen kleinen Stich zu versetzen. Doch jetzt war Alex nur wenige Millimeter von ihr entfernt, sodass Dani es gerade schaffte, sich zu beherrschen. Das machte sie sehr nervös und stachelte ihren Willen an, stark zu bleiben.
Eine, zwei, drei lange Sekunden vergingen. Alex presste die Lippen aufeinander und kniff die Augen zusammen. Dann verschränkte er die Finger ineinander, legte sich die Hände auf den Kopf, als sei er soeben verhaftet worden, und verließ das Zimmer.
5. KAPITEL
Dani war erst eingeschlafen, als die Vögel bei Anbruch der Morgendämmerung mit ihrem Gezwitscher begonnen hatten. Sie stand auf, zog die Hose ihres Flanellpyjamas hoch und schleppte sich auf der Suche nach Kaffee die Treppe hinunter.
Unten bedeckten Zeitungen den Esstisch, und das Radio lief. Blinzelnd versuchte Dani, sich an die Helligkeit, die Betriebsamkeit und den Essensduft zu gewöhnen. Alex, wieder in einem perfekt sitzenden Anzug, saß mit einem riesigen Glas Orangensaft am Tisch. Vor ihm stand ein Omelett, das er bereits zur Hälfte verspeist hatte.
Er wollte gerade die Gabel wieder zum Mund führen, als er mitten in der Bewegung innehielt und den Blick über sie gleiten ließ.
Trotzig hob Dani das Kinn. Sie hatte keine gute Ausrede für den mit rosaroten Schweinchen bedruckten Pyjama, aber zumindest war er nicht sexy.
„Möchtest du auch ein Omelett?“, bot Alex an. „Dauert nur einen winzigen Moment.“
„Nein, vielen Dank“, lehnte Dani ab und wandte ihm den Rücken zu.
„Du bist wohl kein ausgeprägter Morgenmensch?“
Nicht, wenn mir meine sechs Stunden Schlaf und genug Zeit zum Dösen nicht gegönnt waren, dachte sie. Tatsächlich war sie gar nicht aus dem Dösen herausgekommen, weil sie in diesem halb wachen Zustand ununterbrochen nicht jugendfreie Träume gehabt hatte.
Alex stellte das Radio aus. „Möchtest du dann vielleicht Frühstücksflocken? Ich habe verschiedene auf Vorrat.“
„Hast du Kaffee?“
Er stand auf. „Ja. Wie stark möchtest du ihn?“
„So stark es geht.“
Dani sah sich den Flockenvorrat an, während Alex einige Knöpfe an der überdimensionierten Kaffeemaschine betätigte. Hier schien alles überdimensioniert zu sein: Statt eines Schrankes hatte Alex einen kleinen Raum, in dem er seine Vorräte aufbewahrte und in dem es auch eine Bank und ein Waschbecken gab. Zu gerne hätte Dani die verlockend aussehenden Vorräte erkundet, doch sie fühlte sich in dem kleinen Raum unwohl. Also verließ sie ihn schnell wieder und atmete tief ein.
„Nichts gefunden, was dich anspricht?“, fragte Alex.
Ohne zu antworten, nahm Dani den Becher mit dampfend heißem Kaffee, den er vor ihr auf den Tisch gestellt hatte. Es gibt noch jede Menge andere Dinge auf dieser Welt, die dich ansprechen, ermahnte sie sich streng. Nicht nur Alex Carlisle.
„Meine Haushälterin wird mitbringen, was immer du gerne möchtest.“
„Du hast eine Haushälterin?“
Alex nickte. „Ja. Sie putzt, macht die Wäsche, kocht – und sie ist äußerst diskret.“
Dani sank auf einen Stuhl. „Letzteres ist wohl am wichtigsten?“
„Du brauchst dringend etwas zu essen“, stellte Alex fest und zog
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