Keine Kuesse für den Boss
also beruhigen? Wenn das so einfach wäre! Immerhin lebte die Versuchung in Person bei ihm zu Hause, und Alex’ Ehrgefühl machte ihm das Leben schwer.
Zum ersten Mal seit langer Zeit ging er zum Mittagessen aus dem Büro und schlenderte an den exklusiven kleinen Läden und Boutiquen in der Nähe vorbei. Plötzlich kam ihm eine Idee. Statt ins Büro zurückzugehen, fuhr Alex zum Lagerhaus, um Dani abzuholen. Lorenzo, der bei seiner Ankunft telefonierte, wies mit der Hand zur Treppe in den ersten Stock.
Als Alex hinaufging, konnte er Dani sprechen hören. Da Cara schon am frühen Nachmittag Feierabend hatte, bedeutete dies, dass Dani telefonierte. Um sie nicht zu stören, wartete er vor der offenen Tür.
„Aber es geht um meinen Bruder! Zählt das denn gar nicht?“
Es war also ein privates Telefongespräch. Alex wusste, dass er nicht lauschen sollte. Das hatte er schon einmal getan und dann sehr unter den Folgen gelitten: Die Entdeckung, dass seine Mutter eine Affäre hatte, war für ihn das Ende der unschuldigen Kindheit gewesen. Er hatte nicht gewusst, wer der Liebhaber war, mit dem sie da sprach, und nie hätte er sich träumen lassen, dass die Affäre ihn direkt betraf. Dennoch war es eine bittere Erfahrung. Er war wütend auf seine Mutter gewesen und hatte so sehr den Respekt für sie verloren, dass Samuel ihn aufs Internat geschickt hatte. Doch dass der Mann, den er damals für seinen Vater gehalten hatte, so blind war, hatte ihn noch wütender gemacht.
Aufgrund dieser Erfahrungen hätte Alex sich jetzt eigentlich sofort entfernen und Dani ihre Privatsphäre lassen sollen. Doch seine Füße wollten sich einfach nicht von der Stelle bewegen.
„Unsere Mutter ist aber tot! Wie soll sie da einen Antrag stellen?“ Sie seufzte. „Aber wie soll ich ihn finden, wenn ich nicht die Unterlagen von Ihnen bekomme?“
Es herrschte Schweigen, während offenbar der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung redete.
„Ich bin gerade in Auckland“, sagte Dani dann. „Könnte ich einfach zu Ihnen ins Büro kommen?“
Doch mit wem auch immer sie da telefonierte, er enttäuschte sie. Alex neigte sich ein wenig vor, um durch den Spalt der Türangel sehen zu können. Dani ließ niedergeschlagen den Kopf hängen, sodass der Pony ihre Augen verdeckte.
„Gibt es eine andere Möglichkeit, wie ich ihn finden kann?“, fragte sie und hörte eine Weile zu. „Ich habe schon Aufrufe im Internet veröffentlicht.“ Wieder schwieg sie eine Weile und sagte dann: „Gut, ich verstehe. Vielen Dank.“
Sie legte auf, stützte die Ellenbogen auf den Schreibtisch und barg das Gesicht in den Händen.
Alex zählte bis fünf und ging dann noch einige Schritte auf der Stelle, bevor er die Tür öffnete. „Können wir los?“, fragte er.
Abrupt hob Dani den Kopf. „Oh, hallo, Alex“, begrüßte sie ihn errötend. „Ich hatte dich gar nicht bemerkt. Ich habe telefoniert, aber es war nur ein Ortsgespräch.“
„Kein Problem.“ Er hätte nur zu gern mehr erfahren, doch er beschloss, geduldig abzuwarten und zu gegebener Zeit Antworten auf seine Fragen zu bekommen.
Dani schwieg, bis sie im Auto saßen. Dann fragte sie: „Sagtest du nicht, Cara sei schwanger?“
Alex zuckte zusammen. Damit hätte ich eigentlich rechnen müssen, dachte er. „Ja, ist sie auch.“
„Aber die Geburt steht nicht gerade kurz bevor, oder?“
„Nein.“ Es waren bestimmt noch sieben Monate bis dahin. Cara hatte ihnen gerade erst erzählt, dass sie schwanger war – übersprudelnd vor Freude.
„Sie hat sehr unter morgendlicher Übelkeit gelitten“, behauptete Alex und war ganz beeindruckt von seinem Einfallsreichtum. Dann fiel ihm plötzlich ein, wie viel Frauen miteinander redeten. „Aber sprich sie besser nicht darauf an“, fügte er deshalb schnell hinzu. „Cara behält Privates lieber für sich. Und sie möchte auch nicht, dass wir denken, sie würde ihre Arbeit nicht bewältigen.“
„Verstehe.“ Dani nickte. „Arbeitet sie deshalb momentan nur in Teilzeit?“
„Genau“, schwindelte Alex. Man darf lügen, wenn man damit jemandem hilft, redete er sich ein.
„Bist du jetzt so weit?“, rief Alex.
Dani warf einen letzten resignierten Blick in den Spiegel und bereute es bitter, den Vorschlag mit der Stylistin abgelehnt zu haben. Ihr Kleid war schön und passte ihr einfach perfekt. Auch wenn ihr Körper alles andere als vollkommen war. Tatsächlich fehlte irgendwie noch ein glamouröser Blickfang.
Seufzend wandte Dani sich vom
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