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Keine Lady fuer Lord Strensham

Keine Lady fuer Lord Strensham

Titel: Keine Lady fuer Lord Strensham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Beacon
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Frauen mit deinen Talenten viele Möglichkeiten, sich selbst zu ernähren. Leider nicht in der unseren. Nur eine achtbare Heirat mit einem Mann deines Standes stünde dir noch offen.“
    Sie antwortete nicht. Wie sollte sie auch, ohne ihm zu verraten, dass er selbst der Mann war, den sie gerne heiraten würde? Hastig wechselte sie das Thema.
    „Wollen Sie mir nicht von Ihrem Leben in der Armee erzählen?“ Sie setzte sich ganz selbstverständlich neben ihn, als gäbe es nichts Schicklicheres als ein Plauderstündchen zwischen einem vornehmen Herrn und der Bediensteten seines Cousins.
    Ein düsterer Schatten huschte über Marcus’ Gesicht. Offensichtlich musste er sich einen Ruck geben, um Thea zu antworten.
    „Es war oft sehr mühsam und nicht selten erschreckend und brutal. Der Krieg ist ein grausames Geschäft, Hetty. Und hier in ihrer Heimat müssen die Soldaten feststellen, dass es keinen Platz mehr für sie gibt. Das Los der Offiziere ist allerdings meist sehr viel besser. Zwar sind wir nur von geringem Nutzen und gereichen niemandem zur Zierde, aber zumindest hungern wir nicht.“
    Es gab niemanden im ganzen Königreich, der nicht von den hohen Verlusten während der Kämpfe auf der Iberischen Halbinsel gehört hatte. Thea vermochte sich vorzustellen, wie unerträglich das Soldatendasein für einen einfühlsamen Mann gewesen sein musste. Marcus war nicht der oberflächliche Mitgiftjäger, der zu sein er vorgab. Nein, er war jeder Zoll der schneidige, mutige Major Ashfield, der sie immer noch faszinierte.
    Miss Rashton weiß einen solchen Mann überhaupt nicht zu schätzen, überlegte sie und wünschte sich, sie könnte der unerträglichen Frau gründlich die Meinung sagen. Als sie Marcus’ aufmerksamen Blick auf sich ruhen sah, bemühte sie sich, eine gelassene Miene aufzusetzen. Wenn sie Rosecombe nicht mit einem gebrochenen Herzen verlassen wollte, musste sie Marcus gegenüber gleichgültiger werden.
    Die Stille des schönen Tages wurde durch nichts gestört. Thea versuchte, den Augenblick zu genießen, ohne an ihre Zukunft zu denken. Erst unter den schwierigen neuen Umständen war ihr klar geworden, wie viele Vorrechte sie in ihrem früheren Leben genossen hatte. Sie nahm sich fest vor, sollte sie je ihre ehemalige Position zurückgewinnen, niemals die schmerzlichen Lektionen zu vergessen, die sie als Dienstmädchen gelernt hatte.
    Marcus konnte sich den Spott seiner Freunde lebhaft vorstellen, sollte er ihnen erzählen, dass er in der Gesellschaft eines bescheidenen Dienstmädchens so viel Frieden empfunden hatte wie schon seit Jahren nicht mehr. Vor allem würden sie seine Behauptung anzweifeln, ihr sprühender Witz und ihre spitze Zunge faszinierten ihn sogar noch mehr als ihre attraktive Erscheinung.
    Mit ihr kam keinen Augenblick Langeweile auf. Dass er sie sich insgeheim in den verführerischsten Kleidern vorstellte, wie sie ihn – zur Abwechslung einmal – voller Bewunderung anblickte, geschah sicher auch nicht aus völlig selbstlosen Gründen. Sehr niedere Gefühle erfassten ihn, denn seine beklagenswerte Vorstellungsgabe gaukelte ihm vor, Hetty läge unter ihm und biege sich ihm heiß vor Verlangen entgegen. Hastig wandte er den Blick von ihr ab, um die erwachende Leidenschaft zu zügeln. In nur etwa einer Woche würde er abreisen, ob nun mit Verlobter samt prächtiger Mitgift oder nicht, und das musste er tun, ohne Hetty Smith einen weiteren Gedanken zu schenken. Sowohl zu ihrem Besten wie zu seinem.
    Falls er Miss Rashton dann doch nicht ertrug, würde er eben eine Erbin finden müssen, deren Gegenwart er die nächsten dreißig oder vierzig Jahre erdulden konnte.
    „Lydia wird mich schelten, weil ich meinen Posten verlassen habe.“ Er verscheuchte mühsam die bedrückenden Gedanken. „Und ich könnte mir denken, das Haus putzt sich nicht allein.“
    Thea unterdrückte ein Lächeln. Wie typisch für einen Mann! Obwohl er selbst sie die ganze Zeit mit seinen Geschichten festhielt, stellte er es so hin, als wäre sie die Pflichtvergessene.
    „Ja“, stimmte sie ihm in gespieltem Ernst zu. „Es erwarten mich so viele angenehme Aufgaben, dass dieser entzückende Roman und mein kostbarer freier Nachmittag im Vergleich dazu völlig ihren Reiz verlieren.“
    „Du musst ja fast verzweifeln über diesen freien Nachmittag. Ich hoffe, es ist der einzige in dieser Woche“, bemerkte er schmunzelnd.
    Wenn Marcus vergaß, den strengen, überkorrekten Aristokraten zu spielen, war er sehr gefährlich.

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