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Keine Lady fuer Lord Strensham

Keine Lady fuer Lord Strensham

Titel: Keine Lady fuer Lord Strensham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Beacon
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erschöpft – nur träumen können. Damals wäre ihm ein Tag in England mit der milden Sonne und dem guten Essen wie ein Geschenk Gottes erschienen. Trotzdem war das Leben einfacher gewesen, selbst ohne Nahrung, ohne Geld und ohne Gepäck. Man überlebte trotzdem, um am nächsten Tag wieder zu kämpfen.
    Dass er hier im Wald unter der größten Eiche ausgerechnet die fest schlafende Hetty vorfand, kam ihm fast wie ein Wink des Himmels vor. Er sog ihren Anblick ein wie ein Verliebter den seiner Auserwählten. Ohne die unmögliche kleine Haube, die Hetty sonst immer trug, schimmerten die braunen Locken, die sie zu einem lockeren Knoten hochgebunden hatte, rötlich in der Sonne. Das plötzliche Verlangen, ihr seidiges Haar zu streicheln, war so übermächtig, dass er beinahe die Hand danach ausstreckte.
    Reiß dich zusammen, wies er sich streng zurecht und wollte sich abwenden. Doch seine Füße wollten ihm nicht gehorchen. Statt so schnell wie möglich das Weite zu suchen, fand Marcus sich plötzlich dicht neben Hetty wieder und labte sich an ihrem Anblick, als wäre es die letzte Gelegenheit für ihn. Er wusste bereits, dass sie eine schlanke Gestalt besaß, die für seinen inneren Frieden dennoch viel zu aufregende Rundungen aufwies. Gegen seinen Willen musste er daran denken, wie sie sich in seinen Armen angefühlt hatte. Hastig wandte er den Blick von ihrem verführerischen Anblick ab. Erst da fiel ihm das Buch in den vom Schlaf schlaffen Händen auf.
    Lächelnd beugte er sich vorsichtig vor, um den Titel zu lesen. Überrascht erkannte er einen Roman, der auch ihm mit seinem sprühenden Witz und seiner Warmherzigkeit große Freude bereitet hatte. Beim Zurücktreten brach ein Zweig unter seinem Fuß, und bevor Marcus Gelegenheit hatte, sich aufzurichten, erwachte seine kleine Dienstmagd aus ihrem Schlummer.

8. KAPITEL

    „Spionieren Sie, Mylord?“, fragte Thea, noch ein wenig benommen vom Schlaf.
    „Sollte ich denn?“, konterte er.
    Seine tiefe Stimme ließ ihr Herz schneller schlagen. Hastig kam Hetty auf die Füße. „Nein, nein. Sie haben mich nur erschreckt.“
    „Warum denn nur? Du verbirgst doch ganz sicher nichts.“ Er hob viel sagend die Augenbrauen. „Oder, Hetty?“
    „Ich verberge nicht das Geringste“, entgegnete sie ruhig.
    Einen Moment lang betrachtete er sie nachdenklich. „Hast du noch nie davon gehört, dass geteiltes Leid nur halbes Leid ist?“
    „Schon“, sagte sie, scheinbar gleichgültig. „Aber ich glaube es nicht.“
    „Versuch es doch einfach mal. Vielleicht fühlst du dich dann besser.“
    Ihr Herz setzte einen Schlag aus, denn Marcus kam näher und hob mit sanftem Druck ihr Kinn an, sodass sie ihm in die Augen sehen musste. Einerseits wäre sie gern geflohen vor seinem viel zu klugen Blick, andererseits hätte sie stundenlang so stehen bleiben können, wenn er nur bei ihr war und sie berührte.
    „Das bezweifle ich, Mylord“, antwortete sie mit rauer Stimme. Als er sie losließ, sah Hetty die Enttäuschung in seinen Augen und war fast versucht, ihn zurückzuhalten. Stattdessen ballte sie die Hände zu Fäusten, um sie nicht flehend nach ihm auszustrecken. „Stellen Sie besser keine Fragen, Mylord.“
    „Aber was geschieht dann mit meiner unstillbaren Neugier?“, fragte er spöttisch.
    „Geben Sie ihr das Gnadenbrot.“
    Er lachte leise und setzte sich auf einen uralten Baumstumpf.
    „Du hast dich verraten, Hetty. Mir kannst du nicht länger weismachen, dass du ein armes, ungebildetes Dienstmädchen bist.“
    Es fiel Thea plötzlich schwer, sich auf seine Worte zu konzentrieren, weil sie zu sehr damit beschäftigt war, sein dunkles, in der Sonne schimmerndes Haar zu bewundern. Bei einem so attraktiven, sinnlichen Mann könnte jede Dame ihre gute Erziehung vergessen. Fast vergessen, ermahnte sie sich. Sie versuchte, ihre widerspenstigen Gedanken zu zügeln. Was fragte er sie gerade? Rasch nahm sie Zuflucht zu den Lügen, die sie ihm bereits aufgetischt hatte.
    „Ich sagte Ihnen doch, ich lernte bei meiner letzten Herrin Lesen und Schreiben, Mylord“, erinnerte sie ihn.
    „Und doch ist deine Arbeit hier nur die eines einfachen Hausmädchens.“
    Sie zuckte die Achseln. „Was bleibt einem anständigen, mittellosen Mädchen übrig?“
    Nachdenklich betrachtete er ihr glänzendes braunes Haar, die fein geschnittenen Gesichtszüge und die anmutige Gestalt. Dann nickte er bedächtig, als wäre er zu einer Einsicht gekommen.
    „In einer besseren Welt gäbe es für

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