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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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den ersten Schritt tun. Deshalb habe ich ja nach Robbies Tod so rasch wieder geheiratet. Ich liebte den Mann nicht, war vermutlich auch nicht ganz bei Trost, wie mir jetzt klar wird. Aber ich wollte unbedingt ein Kind. Bei mir hat es zwar nicht geklappt, aber das heißt nicht, dass es bei Ihnen auch so sein muss.«
    Helene nickte zustimmend. »Vielleicht wirst du mich in Zukunft verleugnen müssen«, sagte sie zu Esme. »Wenn ich ein Kind bekomme, wird der Skandal groß sein. Denn in der Gesellschaft ist es allgemein bekannt, dass ich keinen Umgang mehr mit meinem Ehemann pflege.«
    Esme stand auf und umarmte ihre Freundin. »Du hast mich nie im Stich gelassen, wieso sollte ich es dann tun? Was hätte ich in den letzten Monaten ohne Arabella und dich angefangen? Darüber hinaus gedenke ich, mein Streben nach einem respektablen Leben aufzugeben.«
    »Gott sei Dank!«, seufzte Arabella aus tiefstem Herzen.
    Helene wandte sich an Bea. »Sie nehmen es mir hoffentlich nicht übel, wenn ich Ihnen sage, dass Sie für mich eine Inspiration sind. Ich würde gern dieses Gedicht abschreiben, wenn Sie nichts dagegenhaben. Es könnte mir ja eines Tages von großem Nutzen sein.«
    Bea lächelte. »Solange Sie das Gedicht nicht dazu benutzen, Mr Fairfax-Lacy einzufangen, können Sie nach Belieben davon Gebrauch machen.«
    »Wie wollen Sie ihn denn fragen, ob er Sie zur Frau nimmt?«, erkundigte sich Esme fasziniert.
    Bea biss sich auf die Lippen. »Ich habe ja gerade erst den Entschluss gefasst, ihn zu heiraten. Ich weiß es eigentlich nicht.«
    »Gedichte«, sagte Helene entschieden. »Sie müssen ihm natürlich ein Gedicht vorlesen!«
    Esme klatschte begeistert in die Hände. »Wir werden uns morgen Abend versammeln und die Lesung zu Ende bringen, die wir vor Wochen angefangen haben.«
    »Dann muss ich aber schnellstens ein geeignetes Gedicht auftreiben«, gab Bea zu bedenken. »Ich sollte mich lieber gleich auf den Weg zur Bibliothek machen.« Sie schaute Esme an. »Sie haben letztes Mal überhaupt nichts vorgelesen.«
    »Bei mir ist die Angelegenheit ja auch nicht so dringlich«, sagte Esme achselzuckend.
    »Soso!«, schnaubte Arabella. »So kann man es natürlich auch ausdrücken!«
    Esme bedachte sie mit einem finsteren Blick.
    »Na, immerhin wirst du doch heimlich von einem Mann auf deinem Zimmer besucht«, erklärte Arabella ungerührt. »Du solltest wenigstens bestrebt sein, dass er dich zu einer anständigen Frau macht.«
    Bea machte große Augen. »Welcher Mann?«
    »Der Marquis, wer sonst?«, erwiderte Arabella.
    Helene lachte. »Oh, Esme!«, rief sie. »Du bist wirklich die ›berüchtigte Esme‹, nicht wahr?«
    »Ganz sicherlich nicht«, gab Esme würdevoll zurück. Doch ihre Freundinnen lachten schallend, deshalb gab sie nach einer Weile auf und stimmte in ihr Gelächter ein.

38
    Die Lesung
    Mrs Cable war einigermaßen empört, dass sie zu einer Lyriklesung gebeten worden war. Doch in den Einladungen an die Damen des Nähkränzchens hatte Lady Rawlings hervorgehoben, dass sie aus der Bibel vorlesen werde, und eine fromme Übung dieser Art, fand Mrs Cable, könne man guten Gewissens unterstützen. Und wenn sie ehrlich war, so war sie von diesem skandalumwitterten Marquis Bonnington gefesselt. Er war auf – wie sollte man sagen? – geradezu sündhafte Weise attraktiv. Mrs Cable dachte bei sich, dass sie noch nie einen so faszinierenden Mann gesehen hatte, mit so üppigen, dunkelgoldenen Locken und einer so guten Figur! Obwohl Mrs Cable nie zugeben würde, wie attraktiv sie ihn fand, konnte sie kaum die Augen von ihm lassen.
    Auch sonst gab es bei dieser Lesung einiges zu sehen. Mrs Cable war sicher, dass Lady Beatrix ihre Lippen rot bemalt hatte, von dem Rest ganz zu schweigen. Lady Winifred, die mit ihrer lieben Freundin Arabella durch den Salon schritt und jeden begrüßte, schien sich prächtig zu amüsieren. Es war schon traurig, wie sehr sich Lady Winifred in die Netze eitler, weltlich gesinnter Frauen verstrickte. Und Mr Barret-Ducrorq war fast genauso schlimm. Er starrte Lady Withers fasziniert an, und Mrs Barret-Ducrorq musste ihn mit barscher Stimme zur Ordnung rufen. Zufrieden blickte Mrs Cable auf ihren Ehemann, der brav neben ihr saß, sich ausschließlich seinem Brandy widmete und behäbig und gelangweilt aussah. Mr Cable hatte sich nur unter Protest dazu bewegen lassen, zu der Lesung zu kommen, denn er hielt so etwas nicht für eine angenehme Abendunterhaltung.
    Lady Rawlings klatschte in die Hände.

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