Keine Panik Prinzessin
nicht gedenkst, den dir rechtmäßig zustehenden Platz auf dem Thron einzunehmen?
MIA:
Grandmère, du weißt doch genauso gut wie ich, dass aus mir keine Prinzessin wird, oder? Wozu sollen wir überhaupt unsere Zeit verschwenden?
FÜRSTINMUTTER CLARISSE:
Du bist die Kronprinzessin von Genovia. Und du wirst meinem Sohn auf den Thron nachfolgen, wenn er einmal verscheiden sollte. So ist es nun mal und daran ist nicht zu rütteln.
MIA:
Na gut, wie du meinst, Grandmère. Hör mal, ich hab echt eine Menge Hausaufgaben zu machen. Dauert diese Prinzessinnensache noch lang?
Donnerstag, 9. September, in der Schule
Ich werde es machen. Ich meine, ich werde ES machen. Und zwar heute Abend. Ich hab die ganze Nacht wach gelegen und darüber nachgedacht, und jetzt weiß ich, dass es die einzige Möglichkeit ist.
Ich weiß, dass es egoistisch ist. Ich weiß, dass ich damit die Hoffnungen vieler Herzpatienten, denen Michael mit seiner Erfindung helfen würde, zunichtemache.
Das ist schlimm für sie, aber so schlimm nun auch wieder nicht. Es gibt haufenweise Leute, die ganz normal von Chirurgen am offenen Herzen operiert wurden und es bestens überstanden haben. Bill Clinton zum Beispiel. Damit müssen die sich eben abfinden. Außerdem: Wenn sie nicht so viel Fleisch gegessen hätten, würden sie vielleicht gar keine Herzoperation brauchen. Hat daran schon mal jemand gedacht?
O Gott. Hab ich das gerade eben wirklich geschrieben? Ich kann gar nicht glauben, dass ich so was schreibe. WAS PASSIERT MIT MIR? Ich verwandle mich in eine dieser militanten Vegetarierinnen, in eine von denen, die gegen das Hei fer-Projekt protestieren (das ist eine Organisation, die Geld sammelt, um armen Not leidenden Witwen Kühe und Ziegen zu schenken, damit sie die Milch verkaufen können, um ihren Kindern etwas zu essen zu kaufen), weil sie grundsätzlich gegen die Versklavung von Tieren sind. Ich weiß wirklich nicht, was auf einmal mit mir los ist. Bin ich jetzt total verrückt geworden, oder was?
Ich hab übrigens eben nachgeschaut, ob ich noch die Kondome hab, die wir in Bio im Rahmen unseres »Safer-Sex-Projekts« kaufen mussten. Okay, vielleicht hätte ich doch lieber in den Drogeriemarkt gehen sollen und nicht zu »Condomania«. Die Auswahl dort war so RIESENGROSS, und es gab so viele verschiedene Sorten, dass ich zum Schluss einfach welche in meinen Lieblingsfarben genommen hab. Jedenfalls hab ich jetzt Strawberry und Pina Colada eingesteckt. (Mir war gar nicht klar gewesen, dass ich Kondome mit GESCHMACK gekauft hatte. Das hab ich erst heute Morgen gemerkt, als ich das Verfallsdatum gecheckt hab. Zum Glück ist es noch nicht abgelaufen.)
Ich bin bereit, meine Jungfräulichkeit zu opfern, damit mein Geliebter in derselben Hemisphäre bleibt wie ich.
Wobei mir gerade klar wird, dass ich, um dieses Ziel zu erreichen, möglicherweise sein Ding anfassen muss.
Aber zum ersten Mal sage ich bei dieser Vorstellung nicht: »Urgh!« – ich denke es noch nicht einmal.
Das heißt wahrscheinlich, dass ich erwachsen werde.
Donnerstag, 9. September, Einführungskurs Kreatives Schreiben
Beschreibe einen Menschen, den du gut kennst:
Auf den ersten Blick wirken seine Haare einfach nur dunkel. Erst wenn man genauer hinsieht, erkennt man, dass es in Wirklichkeit eine Mischung aus kastanienbraunen, goldenen und schwarzen Strähnen ist. Er trägt sie für einen Mann ziemlich lang, aber nicht weil das »hip« ist, sondern weil er so viele verschiedene Interessen hat, dass er vergisst, regelmäßig zum Frisör zu gehen. Auch seine Augen erscheinen auf den ersten Blick dunkel, sind aber in Wirklichkeit ein Kaleidoskop aus Rot- und Mahagonitönen, in denen hier und da winzige rubinrote und goldene Einsprengsel funkeln, sodass sie aussehen wie zwei Seen im Herbstlicht. Am liebsten würde man hineinspringen und für immer darin schwimmen. Nase: kühn geschwungen. Mund: lädt spontan zum Küssen ein. Hals: aromatisch – eine berauschende Mischung aus Waschmittelduft von seinem Hemdkragen, Gilette-Rasierschaum und Ivory-Seife. Kurzum: meine große Liebe.
Note: 2 –
Besser. Ich hätte allerdings gern genauer gewusst, was an seinen Lippen dich so zum Küssen einlädt.
C. Martinez
Donnerstag, 9. September, Englisch
Die große Frage ist jetzt: Sage ich es Tina?
Lilly kann ich es natürlich auf keinen Fall erzählen, das ist klar. Sie würde meinen Plan sofort durchschauen und wissen, was ich damit bezwecke. Dass es mir nämlich nicht darum geht, ihrem
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