Keine Panik Prinzessin
Single bin.
Gott, ich wünschte, es wäre so. Michael! Mein guter Geist, mein Schutzengel!
Freitag, 10. September, 3 Uhr nachts, zu Hause im Loft
Lieber Michael, ich wollte dir nur sagen …
Lieber Michael, wieso musstest du …
Lieber Michael,
WIESO????
Freitag, 10. September, 4 nachts, zu Hause im Loft
Michael! Mein Ein und Alles! Meine große Liebe! Mein Leben!
Freitag, 10. September, in der Limousine auf dem Schulweg
Ich fasse es nicht, dass Mom mich echt gezwungen hat, heute in die Schule zu gehen.
Ich hab ihr gesagt, dass mein Herz gebrochen ist. Ich hab ihr gesagt, dass ich die ganze Nacht kein Auge zugetan hab. Dass ich nicht aufhören kann, zu weinen. Ich weine praktisch seit gestern Abend durch. Auch wenn ich es schon oft gesagt hab, muss ich es noch mal wiederholen: Ich hatte ehrlich keine Ahnung, dass Menschen körperlich überhaupt dazu in der Lage sind, solche Mengen an Tränenflüssigkeit zu produzieren.
Ich hätte genauso gut gegen eine Wand reden können. Mom hat bloß gesagt: »Du hast mit Michael Schluss gemacht, Mia, nicht er mit dir. Du wirst dich auf gar keinen Fall den ganzen Tag voller Selbstmitleid im Bett suhlen.«
Echt komisch, aber irgendwie kommt es mir fast so vor, als wäre sie … auf Michaels Seite.
Dabei kann das doch gar nicht sein, oder? Sie ist meine Mutter, nicht seine.
Aber krass ist es schon. Sie hat sogar darauf bestanden, dass ich selbst bei Lilly anrufe, um ihr zu sagen, dass ich sie heute nicht abholen und zur Schule mitnehmen kann. Dabei hab ich Mom angefleht, für mich anzurufen, weil ich Angst hatte, Michael könnte auf dem Display sehen, dass ich dran bin, und mit mir reden wollen.
Ich hab zwar ein schlechtes Gewissen, weil Lilly sich jetzt überlegen muss, wie sie zur Schule kommt, aber ich kann Michael heute AUF GAR KEINEN FALL gegenübertreten.
Und ich weiß genau, dass er vor dem Haus auf mich warten würde, weil er mir heute Morgen noch eine Mail geschrieben hat, in der er es angekündigt hat:
Skinnerbx:
Ich verstehe immer noch nicht, was ich falsch gemacht habe und wieso es ein Verbrechen sein soll, dass ich mit einem anderen Mädchen geschlafen habe, bevor ich überhaupt wusste, dass du dich für mich interessierst. Ich kapier es nicht. Natürlich verstehe ich, dass es dich traurig und wütend macht, dass ich nach Japan gehe, aber wie oft soll ich dir noch erklären, dass ich das auch für uns tue, bis du es endlich verstehst? Lilly mir gesagt, dass Boris vor ein paar Tagen beim Mittagessen irgendwas von Klarinettistinnen erzählt hat. Wahrscheinlich hast du deswegen davon geredet, aber ich versteh trotzdem nicht, was das mit uns zu tun hat. Wenn du dich mit anderen Jungs treffen willst, während ich weg bin, ist das von mir aus wahrscheinlich okay. Glaub ich. Mia, wir müssen uns unterhalten. Ich warte morgen mit Lilly vor dem Haus. Vielleicht können wir vor der Schule noch schnell einen Kaffee trinken gehen?
Ich musste Lilly anrufen (aber auf dem Handy, damit Michael nicht drangeht) und sagen: »Lilly? Ich kann dich heute nicht abholen.«
»PrivoG?«, fragte Lilly misstrauisch. »Bist du das?«
»J … ja«, sagte ich.
»Sekunde mal – weinst du etwa?«
»J … ja«, sagte ich. Weil es stimmte.
»Sag mal, was ist eigentlich los?«, fragte Lilly. »Was hast du meinem Bruder angetan? Ich hab ihn noch nie so erlebt. Hast du wirklich mit ihm Schluss gemacht? Das behauptet er nämlich.«
»Er … er …«
Aber es hatte keinen Zweck. Ich konnte nicht sprechen. Ich weinte zu sehr.
»O Gott, Mia«, sagte Lilly, die ausnahmsweise zum ersten Mal in ihrem Leben richtig besorgt klang. »Du hörst dich ja noch schlimmer an als er. Was ist denn los?«
»Ich … ich kann jetzt nicht sprechen«, sagte ich. Und das meinte ich auch so. Ich konnte wirklich nicht sprechen, weil ich so sehr weinen musste.
»Okay«, sagte Lilly. »Aber … Mia, jetzt mal ernsthaft. Ich weiß ja nicht, worum es geht, aber du brichst ihm das Herz. Ich komme nur deshalb nicht sofort rüber zu dir und gebe dir einen Tritt in den Arsch, weil ich dir anmerke, dass es dir auch nicht gerade toll geht. Aber ganz ehrlich, du musst mit ihm reden . Nur reden . Ich bin mir sicher – egal was es ist –, ihr könnt euer Problem lösen, wenn ihr nur miteinander redet. Okay?«
Ich konnte nicht antworten. Ich weinte zu sehr.
Aber wenn ich etwas hätte sagen können, dann dies: »Es ist zu spät, Lilly. Es gibt nichts mehr zu sagen.«
Weil es so ist.
Ich vermisse ihn so sehr und
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