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Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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plötzlich schärfer und reifer.
    »Ich will bei Ihnen bleiben«,
sagte sie. »Ärzte schließen mich ein. Wie Ruth. Sie täten das doch nicht, nein ?«
    Ihr Blick verschleierte sich
wieder, sie rückte näher. Ihre Hand schlängelte sich unter mein Hemd und
kraulte mir den Rücken. »Ich brauche einen Mann«, erklärte sie heiser. »Ich
brauche dringend einen Mann .« Sie zog mein Hemd mit
einer Hand aus der Hose und fing mit der anderen am Gürtel zu hantieren an.
    »Sie verlieren nicht den Mut,
nicht wahr ?« fragte ich lächelnd.
    Aber in ihren Augen fand mein
Humor keine Antwort. Sie scherzte nicht. Ich packte ihre Hand und entfernte sie
von meiner Hose, und dabei drohte ich ihr mit meiner grimmigsten
Papa-ist-böse-Miene.
    »Aufhören !« befahl ich.
    Sie suchte ihre Hand meinem
Griff zu entwinden, während sie mit der anderen fortfuhr, an meinem Hemd zu
zerren.
    »Bitte«, sagte sie mit belegter
Stimme, »merken Sie denn nicht, daß ich Sie brauche ?«
    »Wir kriegen halt nicht immer,
was wir haben wollen«, sagte ich und wich zurück.
    Sie hielt mein Hemd fest,
weshalb sich ein paar Knöpfe lockerten. Ich überlegte, ob ich um Hilfe rufen solle,
aber tat das als lächerlich ab. Kein Mensch würde mich hören.
    Ich packte sie an den
Handgelenken und zog sie fest an mich. »Ich will Ihnen ja helfen«, erklärte ich
heiser, und strengte mich an, damit sie mir nicht auskam. »Möchten Sie nicht
irgendwohin, wo man Sie nicht im Keller einsperrt? Ich bin sicher, wir können
von den Zinsen des Vermögens so viel lockermachen, daß es für die besten Ärzte
reicht .«
    »Wenn man mich einsperrt,
entwische ich immer«, sagte sie schlicht, als beantworte das die Frage. Sie gab
den Versuch auf, ihre Arme zu befreien, und preßte dafür ihren ganzen Körper
fest an mich. Ihre Hüften begannen sich langsam zu bewegen, rieben sich an mir.
Sie reckte sich auf die Zehenspitzen und begann an meinem Hals zu saugen. Dann
biß sie zu. Fest.
    Aber nicht zu fest. Ich schloß
die Augen und fluchte leise. Es war freilich eher ein Stoßgebet als ein Fluch.
    Unter meinem Ohr spürte ich
warm und süß ihren Atem, als sie flüsterte: »Halt mich fest, bitte. Küß mich,
bitte...«
    Ich bin gewöhnlich kein
Schwächling, aber als sie deutlicher wurde, fing ich zu zittern an. Ich wußte,
bei diesem Kampf geriet ich allmählich auf die Verliererstraße, und ich mußte
ja vernünftig bleiben. Also schlug ich zu.
    Sie sank mir in die Arme, und
ich blieb stehen, hielt sie fest und suchte sie zu beruhigen.
    Schließlich lud ich sie über
die Schulter und sah mich um, suchte eine Tür nach draußen. Ich hatte keine
Lust, den Weg zurückzugehen, den ich gekommen war, durch den Keller, und so
verließ ich mich auf meinen Orientierungssinn und probierte es mit dem Zimmer
zu meiner Rechten.
    Ich ließ die Tür offen und
stolperte in ein Zimmer, das ein Prinzessinnengemach schien, wenn ich das
vorhergehende als Aschenbrödelkammer einordnete. Ein gewaltiger Kronleuchter
hing wie ein riesiger aufgeblühter Löwenzahn hoch unter der Decke und glitzerte
tausendfach, als ihn mein Lichtstrahl traf. Die Ledersessel waren breit und
massiv, der umfängliche Tisch hatte dicke Tropfenbeine und rings um die Kante
Handschnitzereien. Er wirkte solide genug, um drei Elefanten Sitzgelegenheit zu
bieten.
    Es gab noch mehr Inventar, aber
ich nahm mir keine Zeit zu eingehender Betrachtung. Ich gelangte an eine
weitere Tür und betrat eine rustikale Skihütte, komplett mit offenem Kamin,
Picknicktisch und drei Regalen voll verdorbener Vorräte.
    Es war offensichtlich, wohin
ein Großteil der jährlichen Rente der alten Dame gewandert war, und es war
verständlich, daß dies bei den praktischer veranlagten Mitgliedern des
Haushalts viel Zorn und Ärger bewirkt hatte. Kein Zimmer glich dem anderen, und
die meisten waren ziemlich kostspielig eingerichtet. Nur wenige wirkten, als
seien sie jemals bewohnt worden — bis ich endlich in ein Schlafzimmer kam, das
aussah, als habe es eine Herde Büffel beherbergt.
    Decken und Bettuch waren
aufgeschlitzt, so daß man die Matratze sah. Es schien, als habe jemand sehr
scharfe Zehennägel — oder eine Abneigung gegen Leintücher.
    Decken lagen am Boden,
schmutzig und zerknüllt. Damenkleider und — Unterwäsche waren zu lauter kleinen
Bündeln aufgehäuft. Das einzige Möbelstück außer dem Bett war ein kleiner Tisch
mit einem gebrochenen Bein. Mehrere Aschenbecher standen darauf, übervoll mit
Zigarettenkippen, ferner vier

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