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Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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im sanften Wind rauschen. Ich schnupperte, roch aber
nichts weiter als den Staub von Jahrzehnten.
    Das Blättergelispel wurde von
einem anderen Geräusch übertönt. Nackte Füße, die über trockene Dielen tappen,
sind zu hören. Es ist ein gedämpfter Ton, wie von den Tatzen einer großen
Katze.
    Ich fuhr herum. Ein Mädchen kam
langsam auf mich zu, die langen dunklen Haare fielen ihr über die Schultern bis
auf den Rücken. Ein Lächeln schürzte die vollen sinnlichen Lippen und dehnte
die Mundwinkel in amüsierter Herausforderung. Die Augen waren braun wie bei den
Schwestern, die Lider schienen schwer. Der Blick verriet seelischen Hunger. Er
war eine einzige unverhüllte Einladung.
    Auch alles andere war ziemlich
unverhüllt. Sie hatte nur ein Babydoll an, neben dem jeder Minirock wie ein
Ballkleid gewirkt hätte. Die Hüften waren rund und breit, und wenn sie sich
bewegten, teilte sich das ihrem ganzen Körper mit. Die Brüste waren schwer,
schwollen zu einem majestätischen Busen und wollten schier aus dem
Nachthemdchen quellen. Eines Tages mochte ihnen diese Fülle schaden, aber im
Moment waren sie noch fest und spitz und vibrierten auf eine Art und Weise, die
meine Zunge zu trockenem Glaspapier machte.
    Sie kam heran, bis ich ihren
Atem an meiner Brust fast spüren konnte, und dann sah sie zu mir auf, wie
vielleicht eine Tigerin zu ihrem Tiger aufschaut, wenn sie Sehnsucht nach
lieben kleinen Tigern hat. Mit einem Male empfand ich das ungestüme Verlangen,
mehr als nur ein Anwalt der Familie zu sein.
    »Hab mich lieb«, sagte sie.
Ihre Stimme war leise, gedämpft. Ihre Hand glitt in mein Hemd, schob das
Unterhemd hoch, und die Finger streichelten meine Brust.
    Ich sagte gar nichts.
    »Hab mich lieb, Mister. Ja?«
    Vielleicht lag es am »Mister«,
daß ich wieder klar zu denken anfing. Sie sagte es wie ein kleines Mädchen, das
ein paar Bonbons haben will.
    »Sie werden sich im Fußboden
Splitter holen«, sagte ich.
    Der Schleier vor ihrem Blick
schmolz wie Eisblumen unter der Frühlingssonne. Sie nahm die Hand aus meinem
Hemd und trat zurück.
    »Ich weiß, Sie meinen das nicht
böse«, sagte sie.
    »Man kann’s nicht jedem
rechtmachen«, sagte ich leichthin. »Ich mag meine Damen lieber mit Kleidern — damit
ich sie selber ausziehen kann. Das ist nun mal mein Hobby .«
    »Warum wollen Sie Frauen
ausziehen ?« fragte sie, neigte den Kopf und wirkte
ehrlich erstaunt. »Ich meine, da hat man doch keinen Spaß dran .«
    »Sie vielleicht nicht«, gab ich
zu. »Ich aber viel!«
    »Viel Spaß?« Sie rümpfte die
Nase und sah mich trotzig an. »Wenn Ihnen das viel Spaß macht, sind Sie ein
komischer Mann .«
    »Ohne Vorspiel arbeiten meine
männlichen Hormone nicht richtig«, sagte ich und gab mir Mühe, gelassen zu
bleiben.
    Sie machte den Mund auf und
atmete ganz tief, was den Rubensbusen erbeben ließ.
    »Wissen Sie eigentlich, daß Sie
eines Tages ein schwerreiches Mädchen sein werden ?« sagte ich verzweifelt. »Das heißt, wenn Sie verheiratet sind und Kinder
haben...«
    Ich wartete auf eine Reaktion,
aber sie blinzelte nur.
    »Sie wissen doch, daß Sie ein
Drittel des Vermögens erben sollen — oder nicht ?«
    »O ja, Mutter hat mir mal davon
erzählt. Das ist schon lange her«, sagte sie desinteressiert.
    »Nun, und wenn Ihre Mutter tot
wäre und Sie könnten an das viele Geld, einfach durch eine Ehe mit Kindern — würden
Sie dann heiraten ?«
    Sie sah mich mit großen Augen
an und sagte felsenfest überzeugt: »Mutter stirbt nie .«
    Darauf wußte ich nun keine
Antwort.
    »Sehen Sie, die Stimmen haben
ihr gesagt, sie müsse nicht sterben, solange unser Haus nicht stirbt. Häuser
leben, wissen Sie, genau wie Menschen, und sie haben Stimmen, mit denen
sprechen sie zu uns. Dieses Haus hier redet, und die Stimmen haben Mutter
versichert, solange sie das Haus nicht umkommen läßt, bleibt sie am Leben .« Rhoda wirkte sehr ernst, während sie die Worte atemlos
hervorstieß.
    »Ihre Mutter ist tot«, sagte
ich. »Sie ist gestern abend bei einem Autounfall ums
Leben gekommen .«
    Sie seufzte und schüttelte den
Kopf. »Sie wollen nicht verstehen, nicht wahr? Sie sind wie die anderen, keiner
will es begreifen .«
    »Möchten Sie vielleicht in ein
Krankenhaus, wo ein paar nette Ärzte sich um Sie kümmern ?« schlug ich vor. »Ich bin überzeugt, die würden Sie verstehen .«
    Verführerisch spitzte sie die
Lippen, und irgendein innerer Zauber verwandelte das kleine Mädchen in eine
Frau. Ihre Züge wirkten

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