Keine Pille gegen Mord
wieder zurück, als habe er uns
gerade bei einer Verschwörung ertappt, die ihn um Haus, Hof und guten Namen
bringen wolle, vom Geld gar nicht zu reden.
»Ich glaube, Ihre Schwester
braucht einen Psychiater«, sagte ich rasch zu Ruth.
»Welche Schwester ?« fragte Ruth mit Kanten in der Stimme.
»Rhoda«, antwortete ich, und
wunderte mich, wieso sie fragte.
»Sie ist von mehreren
Psychiatern behandelt worden. Der letzte hat sie vor zwei Wochen entlassen .«
»Hat er einen Grund genannt?
Oder ist ihm nur die Luft ausgegangen ?«
Ruth verzog das Gesicht. Dieser
Humor gefiel ihr. »Er verlangte zuviel Geld«, sagte sie und sah mich an, als
bitte sie um Verständnis. »Wir konnten sein Honorar nicht aufbringen .«
»Da haben Sie recht«, sagte ich
gehässig. »Es ist billiger, sie im Keller einzusperren. Und macht auch mehr
Spaß .« Vielleicht meinte ich es nicht so böse, aber
wenn ich mich jetzt um Höflichkeit bemüht hätte, dann hätte ich Magendrücken
bekommen.
Ich starrte Ruth an, wie sie
attraktiv und fast einladend auf der zerfledderten Couch saß, und ich dachte,
sie sei in Wahrheit ein nettes, vernünftiges Mädchen, das nur so ungehobelt
war, weil es eine verrückte Mutter gehabt hatte. Und dann sah ich Aldo an und
dachte, er könne ja nichts dafür, daß er so häßlich und dumm und unsympathisch
war, obwohl ihn wahrscheinlich seine Mutter gar nicht so sehr gehaßt hatte.
Aber es half nichts. So sehr
man sich auch bemüht — es wird immer Leute geben, an denen man nun mal keinen
Gefallen finden kann.
Und so verfügte ich mich in die
Küche, ohne die Herrschaften eines Schlußworts zu
würdigen.
5
Ich mußte irgendwo wohnen, aber
nach dem Treffen mit der Familie Birrel hatte ich erst einmal von der
Menschheit genug, und dabei entsann ich mich eines Hauses, an dem ich auf der
Fahrt nach Humboldt Creek vorübergekommen war.
Das Sea Breeze Motel lag anderthalb Kilometer außerhalb
der Stadt, in entgegengesetzter Richtung der Villa Birrel. Es bestand aus sechs
Blockhäuschen und einer üppigen Bougainvilla , die ein
Lattengerüst überm Eingang verdeckte. Das Neonschild war klein, und das daran
baumelnde Schildchen »Zimmer frei« hatte Farbe nötig.
Ich drückte auf den
Klingelknopf, wartete mit dem Rücken zur Tür und blickte die Landstraße hinauf
zum Wald und fragte mich, ob man im Motel wohl gut schlafen könne. Dann ging
die Tür auf, und ich drehte mich um, und jetzt begann ich mich zu fragen,
weshalb nicht alle Männer von Humboldt Creek hier schliefen.
Sie war blond, was mal eine
nette Abwechslung war, und ihre Augen waren von tiefem, spiegelndem Blau. Ihr
kleines Gesicht war braungebrannt und wunderhübsch. Sie trug solche Shorts, die
keine Beine haben, und das enthüllte zwei lange glatte braune Schenkel, die zum
Enthüllen wie geschaffen waren. Die Shorts waren rot, ein weißer Gürtel
schmiegte sich um die schlanke Taille, und das dazugehörige Bikini-Oberteil war
rot mit weißen Streifen. Der Inhalt war braun, goldbraun, und das sah man, weil
er oben herausstrebte, wobei er einen Canyon bildete, der meine Aufmerksamkeit
weckte und festhielt.
»Oh, hallo, Randy Roberts«,
sagte sie sanft. Ihre Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln, das Engel
ernsthaft zu der Überlegung bringen konnte, ob man nicht doch mal das höllische
Feuer riskieren solle.
»Ich kenne Sie nicht«, sagte
ich erstaunt. »Aber ich würde Sie gern kennenlernen .«
»Ich bin Melody Mathews. Das Motel gehört meinen Eltern, aber sie sind in Urlaub, und ich sehe
hier nach dem Rechten. Sie bekommen Häuschen Nummer 1 .«
Sie gab mir einen Schlüssel an
runder Plastikscheibe mit einer großen weißen Zahl drauf. Ich blickte von der
Scheibe auf zu ihr und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Ich wußte nur nicht
genau, was.
»Die einzigen Geheimnisse in
Humboldt Creek, Mr. Roberts«, erläuterte sie, »sind die Dinge, die keinen
interessieren .«
Sie lehnte sich lässig an den Türrahmen,
damit sie eine Wade an der anderen scheuern konnte. Es war ein sehenswerter
Vorgang.
»Ich bin also kein Geheimnis«,
sagte ich. »Aber woher wußten Sie, daß ich einen Bungalow wollte ?«
Sie spreizte die Hände und
bekam große Augen. »Warum sonst sollten Sie bei mir anklopfen ?«
»Das hätte ich mir denken
können«, sagte ich.
»Ihre Ankunft in Humboldt Creek
wurde erwartet, sagt Miss Grady . Sie kamen heute nachmittag an, laut jemand, der Sie zusammen mit Dale
Macintosh sah — und Sie sehen
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