Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
schmutzige Gläser und ein halb mit Wasser
gefüllter Krug.
    Ich ließ Rhoda aufs Bett fallen
und warf eine Decke über sie. Sie stöhnte und bewegte den Kopf hin und her, und
dann schlug sie die Augen auf.
    Ein paar Sekunden lang starrte
sie zur Decke empor. Dann wandte sie langsam den Kopf, bis sie mich unverwandt
ansah.
    So blieb sie liegen, ohne etwas
zu sagen, und ihre braunen Augen blickten verletzt und mitleiderregend.
    »Tut mir leid, daß ich Ihnen
eins verpaßt habe«, sagte ich. »Verzeihen Sie’s mir ?«
    Nichts.
    »Ich bin Anwalt. Einer der
Treuhänder des Vermögens Ihres Vaters. Ich bin hier, um Sie rechtlich zu
beraten und Ihnen jeden Beistand anzubieten, der mir möglich ist...«
    Nichts.
    Es schien sinnlos, weiter
Selbstgespräche zu führen, und so zuckte ich die Schultern und wollte
aufbrechen.
    Da wurde sie lebendig. Sie
sprang aus dem Bett auf mich zu, überraschend, und warf mich aus dem
Gleichgewicht. Ihr Schwung riß mich auf die Bretter, wo nackte Arme und Beine
gnadenlos Hau-den-Lukas mit mir spielten.
    Um meine Augen zu schützen,
verschränkte ich die Hände vorm Gesicht, aber das ließ andere verwundbare
Stellen ohne Deckung.
    Ich versuchte aufzustehen, aber
sie wich zurück und trat mir mit voller Kraft gegen den Kopf. Ich stöhnte, als
der Boden mir schräg entgegensprang. Sie trat nochmals zu, traf diesmal die
Rippen, und ich fiel wieder hin. Und abermals stürzte sie sich auf mich.
    Eine wahrhaft wütende
Weibsperson abzuwehren, ist schlimmer, als sich mit einem Zwei-Zentner-Gorilla
in offener Feldschlacht auseinanderzusetzen, aber nachdem ich etwa weitere
neunzig Sekunden lang Kratznägel und Kniestöße ausgehalten hatte, gelang mir
erneut ein Kinnhaken — und alles war vorbei.
    Ich hob sie auf, legte sie
wieder aufs Bett und deckte sie zu. Sie stöhnte und schlug die Augen auf. Ich
hatte nicht sehr fest zugeschlagen.
    Aus einem Grund, den ich nie
begreifen werde, haßte sie mich nicht mehr. Erneut füllten sich ihre Augen mit
Sehnsucht, und ihre Lippen verzogen sich wieder zum Evaslächeln.
    »Tut mir leid«, sagte ich.
»Aber wenn es Ihnen hilft: Ich mag Sie lieber als Ihre Schwestern .«
    Ich ging zu einer Tür, an der
ich mein Glück noch nicht probiert hatte, und im Hinausgehen fragte ich mich,
warum ich eigentlich plötzlich so charakterfest war.
    Als ich die Tür hinter mir
schloß, starrten mich Aldo und Ruth an.
    »Wie kommen Sie denn hier
herein ?« rief Aldo. Er stand neben der Couch, Ruth saß
mittendrauf.
    »Euer Kerker hat ein Loch«,
sagte ich. »Schaut es euch einmal an. Ich würde ihn nicht für gefährliche
Mörder verwenden — falls ihr mal mit einem zu tun habt, heißt das .«
    »Wo ist das Mädchen ?« schnaubte Aldo. »Sie haben im Haus herumgeschnüffelt,
ohne daß wir davon Kenntnis hatten ?«
    »Nächstes Mal müssen Sie mir
eben einen Fremdenführer mitgeben«, schnauzte ich zurück.
    Ruth lächelte mich an und
netzte ihre Lippen wie eine Klapperschlange. »Siehst du’s den nicht, Dummkopf ?« sagte sie zu ihrem Schwager. »Randall hat die arme Rhoda
gefunden, sie gerettet und in ihr Schlafzimmer gebracht. Und nach dieser
heldenhaften Tat durfte er doch nicht unbelohnt bleiben, nicht wahr? Unsere
liebe Rhoda hätte das nie zugelassen. Sagen Sie, Mr. Roberts, nachdem Sie
nunmehr eine der Schwestern Birrel genossen haben — haben
Sie nicht Lust auf mehr ?«
    »Ich habe einen empfindlichen
Magen«, sagte ich leise. »Und im Augenblick ist mir nicht ganz wohl .« Ich sagte es ihnen nicht, aber meine Rippen schmerzten
höllisch.
    »In der Stadt gibt es einen
Arzt«, sagte Aldo. »Warum gehen Sie nicht mal hin ?«
    »Ja, Sie müssen uns
entschuldigen«, sagte Ruth. »Wir diskutieren gerade häusliche Probleme, die
sich aus dem Unfall meiner Mutter ergeben haben .«
    »Gern«, sagte ich. »Ich mische
mich nie in Familienstreitigkeiten .«
    »Wir streiten ja nicht«, sagte
Ruth und lächelte breit. »Aldo weiß, wer der Boss ist. Nicht wahr, Aldo ?«
    »Du hast hier nicht das Sagen«,
knurrte Aldo. »Und versuch ja nicht, mir das einreden zu wollen .«
    Ruth runzelte die Stirn und
zögerte. Dann lächelte sie mich an.
    »Wenn Sie etwas Nettes sagen
wollen, brauchen Sie gar nicht verlegen zu sein«, erklärte ich hilfsbereit.
    »Ich wollte Ihnen nur sagen,
daß ich mit Ihren Diensten zufrieden bin. Als Anwalt, meine ich. Jedenfalls im
Moment.«
    »Danke«, sagte ich und
erwiderte das Lächeln.
    »Was ist denn ?« schnarrte Aldo und blickte von Ruth zu mir und

Weitere Kostenlose Bücher