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Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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vorsichtig.
    »Mich bestimmt nicht«, sagte
sie unfreundlich. »Sie hingegen sind ein großer starker Mann. Und das ist etwas
anderes. Sie vernascht große starke Männer zu jeder Mahlzeit — und jetzt ist
sie seit einer Woche nicht gefüttert worden .« Ihr
dünnes Lächeln sollte wohl heißen, daß ich den Appetit ihrer Schwester nicht
übermäßig anregen könne. Sie gab mir die Taschenlampe und ging rasch die Treppe
hinauf. Ich stand vor der unverschlossenen Tür.
    Ich zog das Vorhängeschloß aus der Öse, drehte am Knopf. Die Tür ging auf, und vor mir lag ein
pechschwarzer Raum. Ich tastete mit der rechten Hand an kaltem Beton entlang,
bis ich den Schalter fand.
    Die kleine Birne reichte nicht
aus, die hintersten Winkel zu erhellen — aber ich sah genug, um sicher zu sein,
daß kein Mensch in dem Raum war.
     
     
     

4
     
    Es dauerte nicht lange, da
hatte ich die losen Steine entdeckt, die Rhodas Geheimausschlupf verschlossen,
und ich brauchte auch nicht viel länger, um mich durch die Öffnung und die
Schwärze zu zwängen und mit Hilfe meiner Taschenlampe ausgetretene Stufen zu
finden.
    Sie waren kahl und schmutzig,
und das Zimmer, in das sie führten, wirkte im Schein der Taschenlampe düster,
aber im Vergleich zum feuchten Keller verschwenderisch ausgestattet.
    Ich suchte nach einem
Lichtschalter, fand aber keinen. Behutsam umging ich einen Sessel mit hoher
Rücken- und verschnörkelten Armlehnen, in dem Queen Victoria sich gewiß gut
ausgenommen hätte. Auf dem Teppich lag genug Staub, um einen Staubsauger zu
ersticken. Ich schabte ein Stückchen mit dem Fuß frei, was ein verblichenes
Muster in Dunkelbraun und Schmutziggelb bloßlegte.
    Die Möbel waren alt, unbenutzt
und verstaubt, aber recht elegant. Es gab noch zwei Sessel der erwähnten Art
und zwei andere. Mitten im Zimmer, zwischen zwei hohen Vasen ohne Blumen, die
auf zwei gleichen polierten Eichentischen standen, befand sich ein zweisitziges
Sofa. Seine Lehne sah aus wie zwei aneinandergefügte Fragezeichen.
    Unterm Staub reflektierte sich
das Licht düster, wie auf einer vergilbten Postkarte. Das war einmal ein
hocheleganter Salon gewesen, als er neu möbliert gewesen war, und in jenen
Tagen hatten es die Honoratioren von Humboldt Creek gewiß als Ehre empfunden,
hier empfangen zu werden. Das Zimmer mußte vor Hiram Birrels Tod eingerichtet
worden sein und zum Hauptteil des Hauses gehören.
    Außer der Tür, durch die ich
gekommen war, gab es noch zwei. Ich öffnete die an der Wand gegenüber und
leuchtete ins Dunkel.
    Die Wände des Nachbarzimmers
waren holzgetäfelt, über einem Ziegelsteinsockel. Hier gab es sogar einen
Lichtschalter. Ich knipste, aber nichts tat sich, und ich sagte mir, gewiß sei das
halbe Haus elektrisch überhaupt nicht versorgt. Ich ließ den Lampenstrahl
wandern. Mitten im Raum stand ein runder Tisch mit blankpolierter schwarzer
Platte, die das Licht spiegelte. Drumherum lagen Samtkissen, alle voller Staub.
Stühle gab es hier keine. Auf einem niedrigen roten Emailletisch hockte ein
fünfzehn Zentimeter hoher Buddha neben einer Vase aus zartem chinesischem
Porzellan, in der noch ein paar Stengel staken.
Vertrocknete Blütenblättchen bedeckten den Tisch rings um die Vase.
    Das Zimmer besaß nur diese eine
Tür, in der ich stand, deshalb kehrte ich in Queen Victorias Gemach zurück und
versuchte mein Glück an der anderen Tür. Obwohl das Zimmer dahinter ungefähr so
hell war wie Nachtwächters Schlafzimmer morgens um neun, blendete mich der Sonnenschein.
Ich knipste die Taschenlampe aus.
    Die beiden Fenster in der
gegenüberliegenden Wand hatten keine Gardinen, und die Scheiben waren innen und
außen seit mindestens fünfzig Jahren nicht mehr geputzt worden, weshalb sie das
Tageslicht so stark dämpften, daß es kaum mehr als solches wirkte. Das Zimmer
hatte einen kahlen Holzfußboden und schmutzig-gelbliche Wände.
    Hier war das Mobiliar schäbig
und abgenutzt. Der Raum war ziemlich vollgepfropft, mit schwellenden
Polstermöbeln, einem Küchenschrank, Stehlampen, kleinen Tischen. Alles war auf
einer Seite zusammengeschoben, als habe jemand Frühjahrsputz angefangen und
dann entschieden, eigentlich brauche man ein neues Haus.
    Ich ging zum linken Fenster und
kratzte an der Schmutzschicht auf einer unteren Scheibe. Mein Nagel hinterließ
nur spärlich Spuren, und als ich mich bückte, um hindurchzulugen, konnte ich
nur vage die Umrisse von Zweigen ausmachen. Der Baum stand dicht am Haus, denn
ich hörte die Blätter

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