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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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Gefängnis drankommen, und das alles zeitgleich mit dem Beginn der Wahlkampagne.
    |304| Er hatte seinen Royal Flush ausgespielt und sich den ganzen Topf geholt. Niemand hatte gesehen, wie er das Ass aus dem Ärmel
     gezogen hatte, und niemand konnte einen höheren Einsatz bringen. Sein Vater ruhte in Frieden, die Männer vom Fischkutter ebenfalls.
     Sabrina, seine Herzdame, war, schmerzlich, aber unvermeidlich, aus dem Spiel ausgeschieden. Den Einzigen, die die Geschichte
     der Statue außer ihm noch kannten, konnte nur daran gelegen sein zu schweigen. Kurz, die Dinge waren in schönster Ordnung.
     Nur einen winzig kleinen Wermutstropfen gab es: So fleißig sie auch zu Wasser und zu Land gesucht hatten – vom Kopf der Themis
     fehlte jede Spur.

[ Menü ]
    |305| Vierter Teil
    |307| Einundfünfzig
    Marietto Risso
    Camogli, 28. Dezember
     
    Marietto Risso öffnete den Spind, nahm seinen Seesack und packte die Gummistiefel, eine Hose, ein Hemd und Ersatzunterwäsche
     ein. Sie konnten jeden Moment kommen, und er hatte nicht die Absicht, hier zu hocken und auf sie zu warten. Er wusste, wie
     die Sache lief: Jedes Mal wenn sie jemanden holten, ließen sie sich von einem Arzt begleiten. Sie redeten mit der Direktorin
     und sagten, ihr Heimbewohner sei zur Gefahr geworden, sie würden ihn an einen sichereren Ort bringen, um ihn zu behandeln.
     Zu seinem Wohl. Er hatte viele gesehen, die verschwunden und nie wieder aufgetaucht waren. Er hatte die Ketten gesehen, die
     Pritschen mit den Gurten und die Eimer mit Salzwasser. Nachts hörte er manchmal noch die Schreie und die dumpfen Schläge des
     Prügels.
    Er schloss die Augen und klammerte sich an die Stuhllehne. Ihr werdet mich nicht kriegen, dachte er, mich kriegt ihr nicht.
    Er gab sich einen Ruck und überprüfte den Inhalt des Seesacks. Dann nahm er das Bündel, das er im oberen Fach des Spindes
     aufbewahrte, schlug das Wachstuch auseinander und wickelte den Hirschlederlappen ab. Die Pistole schien in Ordnung, niemand
     hatte sie angerührt. Er rollte das Bündel wieder zusammen und wollte es gerade in den Sack stecken, als er aus dem Augenwinkel
     Gaetano sah, der ihn von der Türschwelle aus fassungslos betrachtete. »Was machst du denn da?«
    »Ich fahre für ein paar Tage weg. Ich komme aber zurück, keine Angst.«
    |308| »Weg? Und wohin? Bei dem Wetter?«
    »Ich mache einen kleinen Ausflug. Was denn, ist das jetzt verboten? Ich bin hier kein Gefangener. Ich kann kommen und gehen,
     wie ich will!«
    Er war laut geworden und hatte es sofort bereut, aber er hatte keine Zeit, sich deswegen Gedanken zu machen. Er klopfte seinem
     Kameraden auf die Schulter. »Wirklich, ich fahre nach Rom, meine Nichte besuchen, in zwei oder drei Tagen bin ich wieder da.«
    »Und wozu nimmst du die Pistole mit?«
    Einen Moment lang schien Mariettos Selbstsicherheit verpufft, aber er hatte sich schnell wieder gefangen.
    »Hör zu, Gaetano. Ich kann dir nichts sagen, wirklich. Je weniger du weißt, desto besser. Wer in unserem Alter noch einmal
     die Chance bekommt, einen Fehler wiedergutzumachen, der muss sie ergreifen.«
    Und ehe der andere etwas erwidern konnte, war er schon hinausgewitscht, soweit ihm das noch möglich war mit seinen schmerzenden
     Beinen, die an jenem Tag aber leichter waren als gewöhnlich. Die Faschisten waren zurück, seine Frau war in Gefahr, und es
     war seine Aufgabe, sie zu retten.
     
    Er lief durch den Korridor und wollte zum Ausgang, doch dann fiel ihm wieder dieser komische Kerl ein, der neben dem Auto
     mit der offenen Tür gestanden hatte. Ein paar Tage vor Weihnachten hatte er ihn vor dem Tor gesehen. Der Kerl hatte etwas
     gefragt, was Marietto nicht verstanden hatte, und er wollte schon näher kommen, aber zum Glück war genau in diesem Moment
     ein Polizist auf einem Motorrad vorbeigefahren und hatte dem Mann gesagt, dass er dort nicht halten dürfe. Da war dieser ins
     Auto gestiegen und schleunigst weggefahren. »Er war gekommen, um mich zu entführen«, dachte Marietto, »im Auto müssen seine
     Komplizen gewesen sein.«
    |309| Er trat ans Fenster und schaute auf die Straße. Ein graues Auto parkte in zweiter Reihe, mit offenem Kofferraum. Eine Frau
     tat so, als hantiere sie mit vollen Einkaufstüten.
    »Ihr legt mich nicht aufs Kreuz«, flüsterte er und wandte sich zum Hinterausgang. Dieser lag im Garten, von der Vegetation
     halb verdeckt, und wurde nie benutzt. Marietto hatte gut daran getan, sich vor vielen Jahren einen Nachschlüssel

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