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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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Krawatte und Ray-Bans vor ihm auf. Der Kommissar zog verblüfft eine Braue hoch, doch
     der Typ sagte nur kühl: »Hier ist besetzt.«
    »Besetzt von wem?«
    »Aus Sicherheitsgründen«, sagte der Bodyguard und wies mit einer Kopfbewegung auf einen Mann, der am Nebentisch saß. »Ich
     möchte nicht, dass jemand dem Minister zu nahe kommt.« Der Kommissar dachte, dass er dem Typen gern dieses arrogante Jean-Paul-Belmondo-Grinsen
     von der Visage gewischt hätte.
    Da klappte Ludovico Ranieri sein Handy zusammen und wandte sich an seinen Leibwächter.
    »Rudi, erkennst du denn Commissario Luciani nicht? Nehmen Sie Platz, Commissario, und entschuldigen Sie ihn bitte, er macht
     nur seine Arbeit.«
    Marco Luciani tat nicht verblüfft. »Herr Minister. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so berühmt bin.«
    Ranieri lächelte und reichte ihm die Hand. »Auf einer so kleinen Insel spricht sich alles in Windeseile herum. Und zu dieser
     Jahreszeit ist ein Besucher nicht zu übersehen. Noch dazu, wenn er zwei Meter groß ist und sein Foto auf allen Titelseiten
     prangt. Was nehmen Sie?«
    »Ein Lemonsoda, danke.«
    Der Minister gab dem Bodyguard ein Zeichen, und dieser winkte sofort dem Barmann.
    |313| »Leben Sie nur noch unter Personenschutz?«, fragte Marco Luciani und setzte sich.
    »Seit einiger Zeit, um ehrlich zu sein. Es gibt ein paar Irre, die mich bedrohen. Ich versuche, in der Kunst- und Archäologie-Szene
     einige Veränderungen herbeizuführen, sie zu erneuern. Auch da gibt es Fanatiker und starke wirtschaftliche Interessen, wie
     auf allen Gebieten. Aber lassen Sie uns von etwas anderem reden, bitte, zumindest wenn ich hier bin, will ich mich wie im
     Urlaub fühlen. Sind Sie zum ersten Mal auf der Insel?«
    Der Minister begann, ihm Ventotene zu beschreiben, wie schön die Insel im Sommer sei und wie verlassen im Winter, deswegen
     aber nicht weniger anziehend. Jetzt, da die Badesaison vor der Tür stehe, gleiche sie einer Braut am Vorabend der Hochzeit,
     strahlend und verheißungsvoll.
    »Ich komme zum Lesen her, wenn ich drei oder vier Tage Zeit habe«, sagte Ranieri. »Früher brachte ich zu korrigierende Magisterarbeiten
     mit, jetzt sind es meine Bücher. Kein Telefon, kein Fernsehen, keiner, der mich stört. Und an klaren Wintertagen setze ich
     mich auf die Terrasse und genieße die Aussicht.«
    Marco Luciani lächelte, als das Lemonsoda in einem der Fläschchen kam, die so rar geworden waren. Nicht zu vergleichen mit
     Lemonsoda aus der Dose, das aber dennoch jeder anderen Limonade, Tonic Water oder sonstigen Brausen, die man ihm manchmal
     als Ersatz geben wollte, haushoch überlegen war.
    Auf der Veranda war Stille eingekehrt, und der Kommissar fühlte sich darin sofort in seinem Element, während der Minister,
     sosehr er sich auch bemühte, ihr doch nicht lange standhielt.
    »Darf ich Sie fragen, was Sie hierherführt, Commissario?«
    »Urlaub.«
    |314| »In Ordnung. Verzeihen Sie, ich war indiskret.«
    »Nein, ganz im Ernst. Ich musste unbedingt angesparten Urlaub aufbrauchen. Ich suchte einen Ort, an dem meine Gläubiger mich
     nicht behelligen würden«, sagte er lächelnd. »Und während ich noch darüber nachdenke, schalte ich den Fernseher ein, und was
     sehe ich da?«
    »Ich weiß nicht. Was sehen Sie da?«
    »Sie. Auf Canale 5, glaube ich. Wie Sie die Geschichte von der wiedergefundenen Statue erzählen, vom Gefängnis auf Santo Stefano,
     von Ventotene. Nun, da habe ich mir gesagt, das ist ein Wink des Schicksals. Dieses Gefängnis möchte ich gerne einmal besichtigen.
     Im Grunde ist das ja meine Arbeit, Gäste für die staatlichen Pensionen zu beschaffen. Ich habe in meiner Laufbahn viele Gefängnisse
     gesehen, aber das hier scheint wirklich einzigartig zu sein. Und die Rede, die Sie einmal gehalten haben … über die Gewährleistung
     der Strafe, über die wirksame Resozialisierung der Gefangenen, der stimme ich vollkommen zu.«
    Er hatte die Strategie von Columbo gewählt. Er spielte den etwas beschränkten Bewunderer der Person, die er verdächtigte,
     um diese aus der Reserve zu locken und dafür zu sorgen, dass sie sich selbst in den Abgrund manövrierte. Die Politiker waren
     dermaßen an Schmeicheleien gewöhnt, dass sie es nicht merkten, wenn man sie verarschte.
    »Ich dagegen kann dem nicht beipflichten, was Sie über die Selbstjustiz gesagt haben, Commissario«, sagte der Minister lächelnd.
    Marco Luciani wusste, dass sie früher oder später auch auf dieses Thema zu sprechen

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