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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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hob seinen krummen Schädel. »Niemand will dir deinen Anteil streitig machen. Aber der Eigentümer braucht von
     der Sache nichts zu erfahren.«
    Der jüngere Bruder nickte, und auch der Kalabreser war ganz dieser Meinung. Der Genueser schwieg noch immer.
    Der Bootsführer nickte. »Wenn keiner herumrennt und damit prahlt, wird es der Patron nicht erfahren. Wenn aber etwas durchsickert,
     dann kostet es zuerst mich den Kopf. Und dann euch. Diese Leute kennen kein Pardon.«
    Instinktiv zogen die Fischer die Schultern hoch. Keinem von ihnen fehlte es an Courage, aber sie wussten, dass es zu Wasser
     und zu Lande Mächte gab, denen sie heillos unterlegen waren. Und die sollte man nicht herausfordern.
    Gut eine Minute lang herrschte Stille auf dem Boot, bis der Anführer wieder das Wort ergriff.
    »Ich bekomme den üblichen Anteil und ihr auch. Die Quote des Eigners wird, wenn alles nach Plan läuft, aufgeteilt.«
    Alle fingen stumm zu rechnen an. Zwanzig Prozent aus den Fangerlösen standen dem Bootseigner zu, einem respektablen |233| Mann aus Neapel, der die »Sconsegnata« unterhielt. Weitere zwanzig Prozent kassierte der Bootsführer – abgesehen von dem,
     was er vom Anteil des Eigners abzweigte –, und die restlichen sechzig Prozent teilte die Mannschaft unter sich auf. Es gab
     keine festen Löhne, schlechtes Wetter und schlechter Fang schlugen allen auf den Geldbeutel, und wenn es aufs Wasser ging,
     wollte jeder hart arbeiten, in der Hoffnung, ein bisschen mehr zu verdienen.
    »Wie viel steht uns also zu?«, fragte der aus Taranto.
    »Eure zwölf Prozent plus fünfzig Prozent vom Anteil des Eigners«, sagte der Anführer.
    »Das heißt … zweiundsechzig Prozent!«, rief der jüngere Gugliano-Bruder aus.
    »Nein, du Depp, die fünfzig Prozent müssen geteilt werden.«
    »Und wie viel ist fünfzig geteilt durch fünf? Plus unsere zwölf?«
    »Schluss jetzt!«, rief der Bootsführer aus. »Zerbrecht euch nicht den Kopf darüber, wie wir die Haut des Bären verteilen,
     ehe er erlegt ist. Erst müssen wir diese holde Maid an Land schaffen und einen Käufer finden«, sagte er, trat auf die Statue
     zu und streichelte sie vorsichtig durch die Plane.
    »Wie viel? Wie viel mag sie wert sein?«, fragte der aus Taranto. Seine zwölf Prozent reichten ihm nicht zum Leben; er hatte
     im Laufe der Zeit hundertfünfzigtausend Lire Schulden bei seinem Bootsführer und zweihunderttausend bei seinem Vermieter angehäuft.
    »Ich weiß nicht. Ich weiß aber von einem in Mazara, der hat vor Jahren etwas Ähnliches gefunden, und damit hatte er ausgesorgt.«
    »Wir müssen sie jemandem zeigen, der sich mit so was auskennt«, sagte der ältere der Brüder, »vielleicht Pater Siro.«
    Der Bootsführer spie ins Wasser. »Dann können wir sie |234| auch gleich bei den Carabinieri abliefern. Pfaffen und Bullen hole ich mir nicht ins Boot, ist das klar?«
    »Wem sonst?«, fragte der andere.
    Der aus Taranto schnippte mit den Fingern: »Es gibt diese Leute, die bei Villa Giulia Ausgrabungen machen. Archäologen aus
     Rom. Wenn die es nicht wissen …«
    Der Vorschlag löste eine Debatte unter den Männern aus. Im Prinzip war die Idee richtig. Wie aber konnten sie wissen, ob die
     Archäologen vertrauenswürdig waren? Und welcher Archäologe im Besonderen? Das waren Leute, die den ganzen Tag in der Erde
     wühlten, die sich das Kreuz brachen, nur um eine Tonscherbe zu finden. Und das taten sie nicht mal wegen des Geldes, sondern
     um des Ruhmes willen. Wenn die so ein Ding aus Bronze sahen, dann schafften die es doch nie und nimmer, die Klappe zu halten.
     Die Brüder erinnerten sich an einen ihrer Cousins, der den Archäologen bei schweren Erdarbeiten geholfen hatte, ihn konnte
     man fragen, aber der aus Taranto erwiderte, wenn man es dem Cousin sagte, dann könne man es auch gleich in die Zeitung setzen.
    »Schluss«, beendete der Bootsführer die Debatte, »darum kümmere ich mich. Ich werde mich an jemanden in Rom wenden, den ich
     kenne. Er hat mir einmal von einem Antiquitätenhändler erzählt, einem zuverlässigen und verschwiegenen Mann.«
    »Wir können die Statue nicht bis nach Rom bringen.«
    »Natürlich nicht. Ich werde ihn herholen. Hört zu, wir fahren jetzt nach Santo Stefano, verstecken sie an einem sicheren Ort,
     kehren in den Hafen zurück …«
    »Ohne Langusten?«, erwiderte der aus Taranto.
    Sein Gegenüber war auf den Einwurf vorbereitet: »Vier von uns kümmern sich um die Statue. Die ist schwer, aber sie

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