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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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können
     es schaffen. Die beiden anderen sehen zu, dass sie mit dem kleinen Netz etwas erwischen. Morgen früh |235| nehme ich die Fähre nach Formia, fahre nach Rom und suche meinen Freund auf. Das ist einer, der es zu Reichtum gebracht hat
     mit solchen Sachen.«
    »Und ich kenne einen, der es ins Sing Sing gebracht hat mit solchen Sachen.«
    Schließlich hatte der Genueser doch gesprochen. Mit seinem skeptischen Tonfall und seinem ewigen Widerspruchsgeist.
    Er hatte den Fehdehandschuh geworfen, nun war es am Bootsführer, ihn aufzunehmen. Der schwieg eine Weile und überlegte, welche
     Taktik die klügste war. Zunge oder Messer.
    »Machst du dir ins Hemd, Genueser?«
    Sein Gegenüber antwortete nicht.
    »Lass hören. Was würdest du machen? Zu den Carabinieri gehen? Oder sie direkt in ein Museum bringen?«
    »Für solche Sachen muss es doch eine Belohnung geben«, sagte der jüngere der Gugliano-Brüder, der schon einmal wegen einer
     Dummheit im Bau gesessen hatte und auf keinen Fall wieder einrücken wollte. Der Ältere warf ihm einen tödlichen Blick zu.
     Der Streit betraf den Chef und den Genueser, und es war klar, auf welche Seite sie sich zu schlagen hatten.
    Der Bootsführer stand auf und spuckte ein Stück Zigarre ins Meer. »Brosamen. Ich schaff mir den Buckel krumm, seit ich geboren
     bin, und davor mein Vater, und vor ihm sein Vater. Wir arbeiten alle wie die Tiere, und was kriegen wir dafür? Einen Scheiß.
     Ich bin sogar noch rechtzeitig gekommen, um zu kämpfen und das Land von den Faschisten zu befreien. Das hätte mich fast ein
     Bein gekostet, und habe ich dafür eine Rente bekommen? Nein. Wenigstens ein Dankeschön? Nein. Eine Gelegenheit wie diese bietet
     sich dir im Leben ein einziges Mal. Wenn überhaupt. Und die will ich nicht auslassen.«
    |236| »Ich auch nicht«, pflichtete der aus Taranto bei. Er hatte betont beiläufig das Messer gezogen und angefangen, an einem Stück
     Holz zu schnitzen, was er oft tat. In diesen Dingen war er von ihnen allen am geschicktesten, auch wenn er seit seiner Kindheit,
     dank eines Granateneinschlags, an der linken Hand nur noch Daumen, Zeigefinger und ein Glied des Mittelfingers hatte.
    Die Brüder nickten. Der Kalabreser schwieg zum Zeichen der Zustimmung. Alle drehten sich zum Genueser um.
    »Macht, was ihr wollt. Ich bin draußen.«
    Man brauchte Mumm, um die fünf Seeleute so herauszufordern. Die Luft schien zu gefrieren, Hände ballten sich.
    »Willst du nicht einmal wissen, wie viel sie wert ist?«, fragte der junge Gugliano, der sich unwohl fühlte, wenn es Streit
     gab, und deshalb immer zu vermitteln suchte.
    »Es geht hier nicht ums Geld. Das ist eine Frage des Prinzips.« Auch wenn die Plane sie bedeckte, so hatte er doch das Bild
     der Statue klar vor Augen. Sie war zum Großteil von Muscheln und Algen bedeckt, das Gesicht aber, vor allem die Augen, waren
     unberührt. Er war es gewesen, der das Netz unbedingt noch einmal an besagter Stelle hatte auswerfen wollen, statt in ein anderes
     Gebiet zu fahren. Er hatte etwas wie einen Lockruf vernommen, und die Gefährten hatten gewitzelt, er höre den Ruf der Sirenen,
     doch als das Netz die Statue zutage gefördert hatte, war ihnen die Spucke weggeblieben.
    Der Genueser würde ihn nie wieder vergessen können, diesen dankbaren und verführerischen Blick, den sie ihm zugeworfen hatte,
     als sie sich aus dem Wasser erhob. Sie war eine griechische Göttin, da hatte er keinen Zweifel. Im Gegensatz zu seinen Gefährten
     hatte er die Mittelschule abgeschlossen, und im Gefängnis hatte er viel gelesen, deshalb |237| wusste er einiges mehr als sie. Zum Beispiel, dass einen der Blick einer griechischen Göttin in Stein verwandeln oder vor
     dem Verderben retten konnte. Und er wusste, wenn eine griechische Göttin sich einem Mann zeigte, dann hatte das einen präzisen
     Grund, sie hatte ihn erwählt. Er war erwählt, das spürte er.
    Der Bootsführer war wieder am Zug. Er fühlte, dass Worte nichts ausrichten würden. Der Genueser würde seine Meinung nicht
     ändern. Aber konnten sie ihm trauen? Konnten sie zulassen, dass er einfach ausstieg, nach allem, was er gesehen hatte?
    Der Tarantino schien seine Gedanken zu lesen, oder vielleicht wollte er ihn nur nicht zaudern sehen. Er setzte einen Moment
     mit seiner Schnitzerei aus und betrachtete den Genueser: »Für einen Rückzieher ist es zu spät. Die Würfel sind gefallen, die
     Statue ist im Boot. Woher sollen wir wissen, dass du das nicht in der

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