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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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zielte
     auf die Stelle, wo der Bootsführer versunken war.
     
    Mit eisigen Klauen zwickte das Wasser ihm in Arme und Beine, drang fast bis auf die Knochen. Er zwang sich, nicht darauf zu
     achten. Er schwenkte die Lampe, ließ sie immer wieder aufblitzen, und beim vierten oder fünften Versuch sah er Fierro in etwa
     drei Meter Tiefe auf einem Steinblock |269| liegen, den Kopf der Statue immer noch im linken Arm. Noch zwei kräftige Züge, und er war bei ihm. Fierro schien ohnmächtig.
     Er leuchtete die Wunde an, die die Schrotkugeln in dessen Flanke gerissen hatten. Ihm blieb nicht mehr viel Kraft. Zu wenig
     jedenfalls, um die gesamte Last hochzuschleppen. Er versuchte, Fierro den schweren Bronzekopf zu entwinden, der ihn wie ein
     Senkblei in die Tiefe gezogen hatte. In diesem Moment schlug der Bootsführer die Augen auf. Er versuchte zu atmen, geriet
     in Panik und umklammerte den Kopf noch fester. Verflucht, dachte der Tarantino, warum tut ein Ertrinkender alles, damit er
     nicht gerettet wird?
    Ihm kam eine Idee. Er drehte den Lichtstrahl und richtete ihn auf sein eigenes krummes Gesicht. Als der Bootsführer ihn erkannte,
     lockerte sich sein Griff ein wenig. Er hatte den Kopf instinktiv an sich gepresst, weil er dachte, dass einer der Römer dahinterher
     wäre. Aber nun sah er klar. Man musste seine Haut retten, zum Teufel mit dem Kopf, den konnten sie auch ein andermal holen.
     Einen Moment bevor er ohnmächtig wurde, spürte er, dass sein Kamerad ihn an sich zog.
    Der Tarantino war völlig fertig, als er endlich wieder auftauchte, in seinen Ohren pfiff es. Er sah gerade noch die Yacht
     wegfahren. Sie hauten ab, mit der Statue und dem Geld, aber er hatte den Namen des Bootes lesen können, »Pinuccia«, und es
     würde kein Problem sein, sie wiederzufinden. Er schwamm auf dem Rücken, mit Beinschlag und einem Arm. Mit dem anderen hielt
     er das Kinn des leblosen Körpers, den er hinter sich herschleppte, Lampe und Messer hatte er aufgegeben.
    Es dauerte eine Weile, bis er an der Mole war, die Wellen des Rückflusses zogen ihn vom Ufer weg und die, die Richtung Insel
     rollten, waren zu heftig: Wenn man sich einfach mitspülen ließ, lief man Gefahr, gegen die Klippen |270| geschleudert zu werden. Mindestens zwanzig Minuten lang kämpfte er in der Dunkelheit, bis eine sanfte Welle ihm die Zeit ließ,
     sich an einen Felsen zu klammern.
    »Hier, lass dir helfen.«
    Erschrocken hob er den Kopf in Richtung des Schattens, der zu ihm gesprochen hatte.
    »Wer zum Teufel bist du?«, schrie er.
    Der Schatten schaltete eine Taschenlampe an und hielt sie auf sein Gesicht gerichtet. Genau wie er es unter Wasser vor dem
     Bootsführer getan hatte.
    Ich war nicht der Einzige, der den anderen nicht traute, dachte der Tarantino.
    Er reichte ihm die Last, die er geborgen hatte, und der Schatten half ihm, sie auf den Felsen zu legen.
    »Und Gennaro?«
    »Nichts zu machen«, der Tarantino schüttelte den Kopf, »den haben sie ausgeknipst.«
    Er ergriff die Hand, die der Mann ihm reichte, setzte einen Fuß auf den Felsen und konnte aufs Trockene springen. Aber nur,
     um in das Messer zu rennen, das der andere in seiner Rechten hielt.
    Er spürte, wie es in seine Brust drang, durch die Rippen bis ins Herz. Ein einziger Stich, hart und perfekt, wie der, den
     er vor einigen Minuten dem Bootsführer versetzt hatte, um ihn für immer unter Wasser zu lassen.
    Er sank auf die Knie und wäre wieder ins Meer gekippt, hätte der Genueser ihn nicht an den Haaren festgehalten.
    »Wart mal. Ich bin noch nicht fertig mit dir.«

|271| Fünfundvierzig
    Ranieri
    Rom, heute
     
    »Bei der Bronzestatue, die vor einigen Tagen auf der Insel Santo Stefano gefunden wurde, handelt es sich um ein Werk Lysipps.
     Professor John Taylor, Konservator am British Museum und einer der größten Kenner des berühmten griechischen Bildhauers, der
     ungefähr zwischen 390 und 300 vor Christus lebte, ist sich dessen sicher. Auf Einladung der Luxemburger Gesellschaft, die
     das Werk entdeckt hat, konnte der Professor es leibhaftig in der Restauratorenwerkstatt in Mittelitalien, wo es derzeit verwahrt
     wird, in Augenschein nehmen. ›Die Statue ist zweifellos das Werk eines der größten Künstler aller Zeiten. Er verstand es,
     die Bronze mit unglaublicher Souveränität zu bearbeiten und im Betrachter tiefe Emotionen zu wecken‹, erklärt Professor Taylor.
     Die Zuordnung zu Lysipp ist Technik und Stil, mit der die Bronze bearbeitet ist, geschuldet, aber

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