Keine Schokolade ist auch keine Loesung

verlegt wird, indem sie mit ihrem Ausstieg gedroht hat, was mir einiges über sie verrät.«
    Ich schnaube. »Ja«, sage ich, während ich an das trostlose Erscheinungsbild der Cafeteria denke. »Dass sie sich insgeheim darauf freut, primitiv zu leben.«
    »Nein«, sagt Cooper und streckt die Hand aus, um mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. »Das verrät mir, dass sie trotz des Umstands, dass sie meinen Bruder geheiratet hat, ausreichend gesunden Menschenverstand besitzt, um zu wissen, wann sie jemanden gefunden hat, dem sie vertrauen kann.«
    Ich schüttle den Kopf, weil ich mich weigere, das zu glauben. »Du meinst mich ? O nein, das hast du gründlich missverstanden. Das bezieht sich wohl eher auf dich. Du bist doch derjenige, den sie sich als Bodyguard gewünscht hat. Tania und ich haben kaum zwei Worte miteinander gewechselt, seit …«
    »Ich glaube nicht, dass es in Tanias Leben viele Menschen gibt, denen sie sich nahe fühlt. Hast du gesehen, wie sie ihren Hund geherzt hat?«
    Ich nicke und spüre einen Stich, als ich an das Bild denke. Es überrascht mich nicht, dass Cooper es ebenfalls gesehen hat.
    »Ich glaube, ich habe ein bisschen Mitleid mit ihr«, gebe ich zu. »Außerdem habe ich sie nie für dumm gehalten. Die Leute meinen immer, dass hübsche Mädchen, die Miniröcke anziehen und kleine Hunde mit sich he rumtragen, nicht besonders intelligent sind, aber wenn es sich nicht gerade um reiche Erbinnen handelt, gelangt man normalerweise nicht allein durch sein gutes Aussehen dorthin, wo Tania heute steht. Sie ist unglaublich talentiert. Sie hat zum Beispiel dieselbe Oktavenreichweite wie eine Opernsängerin.«
    »Wie bitte?«
    Ich sehe Cooper stirnrunzelnd an. »Wie kannst du im Haushalt von Cartwright Records aufgewachsen sein und nicht wissen, was das bedeutet?«
    »Du weißt, dass ich in meiner Jugend alle Gespräche, die mit Musik zu tun hatten, ausgeblendet habe. Das war auch notwendig, oder ich wäre so geendet wie Jordan und müsste nun auf einer Bühne herumhopsen, nur mit einer Lederhose bekleidet.«
    Ich lächle ihn an. »Einfach ausgedrückt, die Reichweite zwischen dem tiefsten und dem höchsten Ton, die Tania mit ihrer Stimme mühelos erzeugen kann, umfasst ungefähr drei Oktaven – das ist wirklich selten. Dieser ganze Quatsch über Mariah Carey und Céline Dion, die angeblich über fünf Oktaven singen können, ist maßlos übertrieben. Ich meine, sie treffen vielleicht noch die Töne, aber nicht, ohne sich anstrengen zu müssen. Sie haben ungefähr dieselbe Stimmbreite wie Tania. Auch wenn die Songs, die Tania interpretiert, nicht die besten sind, besitzt sie trotzdem eine großartige Stimme. Mir ist schleierhaft, woher sie das Lungenvolumen nimmt mit diesem zierlichen Körper, besonders weil sie nie eine klassische Gesangsausbildung hatte. Aber ihre Stimmbreite ist durchaus operntauglich und deutlich größer, als meine es jemals war, selbst als ich noch regelmäßig Gesangsunterricht nahm und in Bestform war. Nicht vielen Menschen ist das bewusst, aber um die Töne so zu treffen wie Tania und das live auf der Bühne, Abend für Abend, muss sie wirklich unheimlich talentiert sein und sich ihrer Kunst leidenschaftlich widmen.«
    Cooper streckt die Hand nach mir aus und zieht mich zu sich herunter, wobei er Owen stört, der uns einen beleidigten Blick zuwirft und an die äußerste Ecke des Bettes stolziert, wo er nicht herumgeschubst wird.
    »Ich weiß nicht«, sagt Cooper. »Ich habe dich heute Morgen im Bad laut singen hören, und für mich klang das auch wirklich unheimlich talentiert.«
    »Das war Abba«, sage ich mit einem Nasenrümpfen. »Jeder klingt gut, wenn er was von Abba singt, vor allem im Bad. Was glaubst du denn, warum die so populär geworden sind?«
    Er hebt die Decke an, um darunter zu spähen. »Auf mich macht es den Eindruck, als wärst du in Bestform«, sagt er. »Als amtlich zugelassener Privatermittler schlage ich vor, dass ich mir das besser mal genauer ansehe.«
    Bevor ich ihn daran hindern kann, macht er sich ans Werk. Und, ehrlich gesagt, ich wehre mich nicht sehr dagegen.

11
    Willkommen zum Check-in-Day
in Ihrem Wohnheim des
New York College!
    Um das Anmeldeverfahren ein wenig zu erleichtern, beachten Sie bitte die folgenden drei einfachen Schritte:
    Ankommen
    Folgen Sie bei Ihrer Ankunft mit dem Pkw den Anweisungen des Campus-Sicherheitspersonals des New York College. Es wird Sie zu einer Haltezone dirigieren, wo Sie Ihr Gepäck