Keine Schokolade ist auch keine Loesung
dass ihr Talent vielleicht ein wenig auf sie abfärbte.
Wenn man es zynisch betrachten wollte, konnte man mutmaßen, dass die anderen sich gut mit Tania stellten, weil sie sich vielleicht erhofft hatten, dass sie ihr wohlwollend in Erinnerung bleiben würden, wenn sie eines Tages berühmt sein würde, was damals sicher schon vorauszuahnen war, und dass Tania sie im Gegenzug wohlwollend behandeln würde. Das war alles, worum es im Showgeschäft ging.
»Ich weiß nicht«, sagte ich, weil ich das Gespräch zurück auf Tanias Jugendfreund lenken wollte … der mittlerweile ihr Exmann, Stalker und Möchtegernkiller war. »Tania, ich glaube nicht, dass das an ihm oder dem übrigen Chor lag. Ich glaube, das warst du. Denn du bist ja wohl offensichtlich diejenige, die eine derart großartige Karriere gemacht hat. Hast du schon einmal daran gedacht?«
Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre Locken wild hin und her flogen. »Nein«, sagte sie. »Wir haben den ersten Platz geholt. Wir waren die Ersten im ganzen Bundes staat. Das hatten wir ihm zu verdanken, weil er so unheimlich talentiert und engagiert war und weil er mir den Glauben vermittelte, dass ich jemand Besonderes sein konnte. Er war derjenige, der die Idee hatte, dass wir heiraten und nach New York gehen sollten, wo ich mich am Broadway bewerben könnte.«
Natürlich war die Idee von ihm. Das hatte nichts mit Großzügigkeit zu tun. Der Kerl wollte Tania benutzen als seine Eintrittskarte zum Ruhm, so wie Mrs. Upton Cassidy benutzte, so wie meine Mutter und Ricardo (und, seien wir ehrlich, auch mein Vater) mich benutzt hatten.
»Was ist mit deinen Eltern?«, fragte ich. »Haben sie nicht versucht, dich ein wenig zu bremsen und dir geraten, zuerst ein Studium zu machen oder was auch immer?«
»Ich bin nicht wie du, Heather«, sagte Tania mit wehmütigem Lächeln, als hätte ich gerade etwas Drolliges gesagt. »Ich hatte keine Eltern, die Dinge getan haben, wie für mein Studium zu sparen.« Wie der Zufall es wollte, hatte ich die auch nicht, aber ich sah keinen Sinn darin, es zu erwähnen. »Mein Vater ist abgehauen, als ich noch ein Baby war«, erklärte sie. »Meine Mutter war sehr dafür, als ich ihr erzählte, dass ich nach New York gehen würde. Schließlich hatte sie es schon schwer genug, meine drei kleinen Brüder zu ernähren mit dem bisschen, was sie im Restaurant verdiente. Außerdem …«, Tanias Gesicht nahm Farbe an, »… hatte sie wieder geheiratet, und mit meinem neuen Stiefvater, nun ja, es wurde allmählich ein bisschen eng im Haus.«
Ich konnte mir vorstellen, wie »eng« es in dem Haus geworden war und wie sehr Tanias Mutter die Entscheidung ihrer Tochter, nach New York zu gehen, befürwortet haben musste. Man wird nicht einfach so über Nacht zu einem der fünfzig schönsten Menschen im People Magazine gewählt. Tania sah damals sicher schon genauso umwerfend aus wie heute.
»Also habt ihr geheiratet und seid hierhergezogen?«, fragte ich.
»Ja«, sagte Tania und sah auf einen ihrer nackten Füße, der unter dem falschen Chinchilla hervorspähte. Ihr hübscher Nagellack passte zu dem auf ihren Fingernägeln. Die Kosmetikerin musste beim Lackieren von Tanias kleinem Zeh ein bisschen geschlampt haben, weil Tania eine Macke entdeckte und anfing, daran herumzuknibbeln. »Und obwohl ich weiß, dass wir als frisch verheiratetes Paar hätten glücklich sein müssen, war es viel schwerer, als ich erwartet hatte, anfangs jedenfalls. Die einzige Unterkunft, die wir uns leisten konnten, war ein winziges Einzimmerapartment in Queens direkt über einer Kneipe. Es war also nicht nur laut, sondern es wimmelte dort auch von Kakerlaken. Wenn man das Licht anknipste, huschten sie alle schnell davon, um sich unter dem Kühlschrank zu verstecken… Aber Gary sagte, sobald ich einen Job hätte, würden wir in eine bessere Wohnung umziehen. Und das taten wir auch, nachdem ich als Background-Sängerin für Williamsburg Live engagiert worden war. Erinnerst du dich an diese Show? Wahrscheinlich nicht, sie wurde schon nach einer Spielzeit abgesetzt. Kurz darauf zogen wir also in eine bessere Wohnung um, nach Chinatown. Es war nach wie vor nur ein Zimmer, aber wenigstens gab es dort keine Kakerlaken. Und später konnten wir uns sogar eine noch bessere Wohnung leisten, als ich nämlich für die Europa-Tournee von Easy Street als Background-Sängerin engagiert wurde. Und danach erhielt ich den Plattenvertrag von Cartwright Records.«
»Und was hat Gary in der
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