Keine Schokolade ist auch keine Loesung
ganzen Zeit getan, in der du all diese Jobs gemacht hast?«, fragte ich.
Wie gewöhnlich ihre Geschichte war! Eine, die sich tagein, tagaus wiederholte, zumindest in New York City. Armes Mädchen lernt armen Jungen kennen. Armes Mädchen heiratet armen Jungen, und sie gehen gemeinsam in die große Stadt, um ihren großen Traum zu verwirklichen. Dort begegnet armes Mädchen reichem Jungen, wird ein Superstar und gibt armem Jungen den Laufpass. Armer Junge versucht, Mädchen aus Rache umzubringen.
»Na ja«, sagte sie und kaute an ihrer Unterlippe, »das war es ja. Gary war mein Manager.«
» Was ?« Dies war eine überraschende Wende in der Geschichte.
»Gary war mein Manager«, wiederholte Tania. »Er hat wirklich hart mit mir an meiner Stimme gearbeitet und viel Zeit am Telefon verbracht, um für mich Vorsingtermine und so weiter zu organisieren. Die Sache war nur die: Ich glaube nicht, dass er wirklich viele Beziehungen hatte oder jedenfalls nicht so viele, wie er behauptete, schließlich kam er aus Florida. Ich gewann allmählich den Eindruck, dass er den Leuten überwiegend auf den Geist ging …«
Das glaubte ich gern, ein Junge von der Highschool, der sich an einen Star wie Tania gehängt hatte. Ich wette, er ist vielen Leuten auf den Geist gegangen. Es war erstaunlich, dass nie jemand versucht hatte, ihn umzubringen.
»Also …«, Tania malträtierte weiter ihren Zeh, »… begann ich, selbst zu Castings zu gehen und mich für Parts zu bewerben, von denen ich durch die anderen Mädchen erfuhr. Ich wollte Gary nicht verärgern. Ich tat es, weil ich ihn liebte, und ich wollte beweisen, dass das mit uns etwas Besonderes war. Ich dachte, es würde alles besser werden, wenn ich Arbeit haben würde. Er war immer so gereizt, weil ich nicht wirklich viel Geld nach Hause brachte«, sagte sie. »Es war meine Schuld, wirklich. Er wurde dann immer so sauer, dass er Sachen sagte, die er nicht meinte.«
»Was für Sachen?«, fragte ich, im Bemühen, neutral zu klingen.
Am liebsten wäre ich wieder auf die Terrasse hinausgegangen, um Cooper zu finden und ihm zu sagen, dass er diesen Gary mit allem verfolgen sollte, was er hatte – natürlich und vor allem mit seinem Schießeisen. Aber ich wusste, ich musste zuerst die ganze Geschichte erfahren. Außerdem weiß niemand besser als ich, dass Gewalt keine Lösung ist. Jedenfalls meistens nicht.
»Oh«, erwiderte Tania mit einem Achselzucken, »dumme Sachen wie, dass ich es nie schaffen werde, weil ich nicht genügend Talent habe, und dass ich vielleicht besser aufgeben sollte.«
Die erste Strophe ihres Hitsongs So sue me , der sich von ihren anderen so sehr unterschied, kam mir in den Sinn.
All those times you said
I’d never make it
All those times you said
I should quit
»Aber das ergab keinen Sinn, denn wenn ich aufgehört hätte, hätten wir gar kein Geld mehr gehabt«, fuhr sie fort. Ich bemerkte, dass ihre Augen sich mit Tränen füllten. »Und wenn ich dann Zusagen erhielt, flippte er völlig aus, weil die Jobs natürlich nie durch seine Kontakte zustande kamen. Ich musste so tun, als ob … Weißt du, ich musste Geschichten erfinden und behaupten, dass ich von jemandem, den er angerufen hatte, engagiert worden war, statt von jemandem, den ich kannte. Sonst sagte er Dinge … die waren sogar noch schlimmer.«
»Was denn zum Beispiel?«, fragte ich behutsam.
All those times you said
I’m nothing without you
The sad part is
I believed it too
»Ich weiß nicht«, sagte sie, die Schultern abwehrend hochgezogen. »Einfach … Dinge.«
Then I left and
What do you know
I made it on
My very own
»Tania«, sagte ich und versuchte so neutral wie möglich zu klingen. »Hat Gary dich geschlagen?«
»Oh«, sagte Tania bestürzt. »O nein. Nicht schon wieder.« Ich sah, dass Blut unter einem Zehnagel hervorquoll. Sie hatte den Nagel eingerissen. »Ich will das Fell nicht mit meinem Blut versauen.« Tränen rannen über ihr Gesicht.
»Keine Sorge«, erwiderte ich, obwohl mein Herz zu rasen begonnen hatte. Tania hatte ein Stück von ihrem eigenen Zehnagel abgerissen, als ich sie fragte, ob Gary sie jemals geschlagen habe. »Warte, ich habe ein Pflaster.«
Mit zitternden Fingern griff ich nach meiner Handtasche. Ich hatte eine Handvoll Pflaster eingesteckt, bevor ich aus dem Haus gegangen war, weil ich damit rechnete, dass ich mir in den hohen Schuhen Blasen an den Füßen holen würde … Obwohl, ehrlich gesagt, ich habe so gut wie immer ein oder zwei Pflaster
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