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Keine Schokolade ist auch keine Loesung

Keine Schokolade ist auch keine Loesung

Titel: Keine Schokolade ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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dabei. Das ist ein weiteres Symptom der Hypervigilanz, an der ich leide, weil ich in der Todeshalle arbeite. Aber wie ein Pflaster Jared heute hätte helfen können, weiß ich nicht. Ich wusste auch nicht, ob es Tania helfen würde. Ich wusste nur, dass ich es versuchen musste.
    Ich schälte das Pflaster aus seiner Hülle und wickelte es vorsichtig um Tanias Zeh, den sie mir entgegenstreckte wie ein Kind, das sich verletzt hatte. Ich hatte den Eindruck, dass sie in vielfacher Hinsicht tatsächlich ein verletztes Kind war … ein verletztes Kind, das auf mehr als nur eine Art ein Kind in sich trug.
    »Bitte«, sagte ich, als ich fertig war. »Fühlt sich das jetzt besser an?«
    »Ja, ich danke dir. Ich bin so dumm«, murmelte sie. »Es tut mir leid. Es tut mir so leid, was mit Jared passiert ist. Das ist alles meine Schuld. Ich hätte die Zahlungen an Gary nicht einstellen sollen. Ich hätte ihm glauben sollen, als er damit gedroht hat, jemandem Schaden zuzufügen, wenn ich nicht …«
    »Du hast ihn bezahlt?«, unterbrach ich sie. »Er hat dich erpresst?«
    »Nicht erpresst«, sagte Tania rasch. »Er bekam Unterhalt. Nun, so was in der Art. So viel bin ich ihm zumindest schuldig …«
    Mir fiel eine weitere Strophe aus ihrem Song ein:
    Go ahead, go all the way
Take me to court
It’ll make my day
So sue me
    Kein Wunder, dass sie So sue me mit so viel Inbrunst sang. Sie hatte es nicht nur selbst geschrieben, sie hatte es erlebt .
    Offen gesagt fand ich, dass sie Gary nicht das Geringste schuldig war, aber anscheinend sah das ein New Yorker Scheidungsgericht anders.
    »Aber am meisten bereue ich das, was ich dir angetan habe, Heather, wegen Jordan«, fuhr Tania fort. »Ich wusste, dass es falsch war. Ich wusste, dass Jordan mit dir zusammen war, aber es schien, als hätte ich die Kontrolle über mich verloren. Vielleicht hatte es damit zu tun, dass ich insgeheim wusste, dass ich von Gary loskommen musste und dass ich allein dazu nicht in der Lage war, und ich ahnte wohl … keine Ahnung. Es war, als wüsste ein Teil von mir, dass du es verkraften würdest.« Tränen tropften von ihrem Kinn. »Ich meine das nicht so krass, wie es sich anhört, und ich weiß, dass das keine gute Entschuldigung ist, aber das ist der Grund, warum ich es getan habe. Ich bin nicht wie du, ich bin nicht stark. Es tut mir so leid …«
    »Schsch«, sagte ich. »Schon gut.« Sie fing an, hysterisch zu schluchzen. Nichts, was sie sagte, ergab einen Sinn.
    Was aber zu mir durchdrang, war, dass sie sich ständig entschuldigte … Dafür, dass sie an ihrem Zeh so lange herumgeknibbelt hatte, bis er anfing zu bluten, dafür, dass sie nicht genug Geld verdient hatte für Gary, und nun dafür, dass sie bei jemand anderem Liebe gesucht hatte, eins der menschlichen Grundbedürfnisse. Etwas in ihr war so verkorkst, so kaputt, und trotzdem war sie eine der erfolgreichsten Frauen im Musikgeschäft … jedenfalls für den Moment. Ich fragte mich unwillkürlich, was ihre Fans – und alle anderen – wohl denken würden, wenn sie die Wahrheit über Tania Trace kennen würden. Kein Wunder, dass Tania alles daransetzte, diese zu verbergen.
    »Hör zu, das gehört alles der Vergangenheit an«, sagte ich, ein verzweifelter Versuch, Tania dazu zu bringen, dass sie zu weinen aufhörte. »Ich verzeihe dir. Außerdem bin ich mir sicher, dass den Cartwrights dieses blöde Fell hier egal ist.«
    »Meinst du wirklich?«, fragte sie. Baby war auf ihre Brust geklettert und leckte ihr die Tränen ab, aber Tania beachtete ihn nicht. »Da fällt mir direkt ein riesiger Stein vom Herzen. Und nun … Ich liebe Jordan wirklich. Ich wusste es von dem Moment an, als wir zum ersten Mal gemeinsam gesungen haben. Unsere Stimmen harmonieren. Ich weiß nicht, ob du den Song Triple A kennst, in dem ich die Backgroundstimme singe. Ich habe sofort wieder dieses Läuten in meinem Kopf gehört, als wir zusammen loslegten, genau wie früher mit meinem alten Chor.«
    »Du meinst mit Gary«, sagte ich.
    »Gary?« Sie wirkte verwirrt. »Gary und ich sind nie zusammen aufgetreten.«
    »Aber«, sagte ich, nun unsicher, ob ich überhaupt etwas richtig verstanden hatte, »du hast doch gesagt, dass ihr den ersten Platz in dem Landeswettbewerb gewonnen habt und dass er euch dorthin geführt hat.«
    »Natürlich«, sagte sie. »Weil Mr. Hall der Chorleiter war. Er war der tollste Lehrer, den ich jemals hatte.«
    »Augenblick«, sagte ich. Ein schreckliches Gefühl kroch über mich hinweg wie eine

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