Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
Zwei Herzschläge später stand er neben ihr.
„Was soll der Scheiß?“
Tapfer ignorierte sie ihn, humpelte weiter, strauchelte jedoch nach nur einem seligen Meter und hielt sich mangels Alternative an ihm fest. Kaum erkannte sie ihre Freveltat, setzte das grauenvolle Erröten ein und sie stöhnte. „Kannst du nicht einfach abhauen?“
Diesmal wirkte das Grinsen nicht göttlich, sondern gemein. „Nichts, was ich lieber täte. Aber leider ...“ Damit drehte Daniel sie geschickt herum und begann, Tina zurück zum Auto zu zerren und halb zu tragen. „... haben wir einen Deal und ich halte mich an meine Versprechen.“
„Also, wohin?“, fragte er, sobald die beiden wieder im Wagen saßen.
Mit verschränkten Armen starrte sie düster vor sich hin. Der Idiot konnte warten, bis er schwarz wurde, Tina Hunt würde schweigen!
„Hör mal, ich habe heute noch andere Dinge vor. Jetzt sag gefälligst, wo du wohnst!“
Pah!
Wenig später vernahm sie das obligatorische entnervte Stöhnen und spürte eine Hand in ihrer Jackentasche.
– Stöhnen –
Im nächsten Moment lag Daniel Grant auf ihrem Schoß und durchwühlte die andere Tasche ihres Parkas.
– Stöhnen –
Kurz darauf wurden ihre immer noch verschränkten Arme auseinander gezerrt, dann die Jacke geöffnet und er begann in aller Seelenruhe, die Innentaschen zu filzen. Dort wurde er letztendlich fündig.
„Aha!“ Nach einem flüchtigen Blick auf ihren Ausweis fuhr er los.
Diese Demonstration männlicher Entschlossenheit setzte Tina schachmatt. Ganz zu schweigen vom Durchsetzungsvermögen, der überragenden Intelligenz – schließlich hatte er vor ihren Augen
gelesen!
– und von der Tatsache, dass der Typ soeben nicht nur auf ihrem Schoß gelegen, sondern auch noch in ihrer Jacke
gewühlt
hatte.
Göttlich!
Grant schien sich in der Stadt auszukennen. Keine Viertelstunde später hielt der Wagen vor dem unscheinbaren Backsteinbau, in dem ihr Appartement lag. Tina rührte sich nicht, zum ersten Mal kalkulierte sie mit ihrer Gehbehinderung. Sie nervte ihn, augenscheinlich wollte er sie so schnell wie möglich loswerden. Doch da er das nicht
konnte
, würde sie ihm das Vergnügen doch nicht verderben, oder?
Jedoch wirkte Daniel nicht halb so entnervt wie erhofft, als er zuerst sich, dann die Krücken und zuletzt Tina aus seinem Superwagen entfernte. Suchend blickte er an der Häuserwand hinauf.
„Welcher Stock?“
„Dritter!“ Sie grinste. „Es gibt keinen Fahrstuhl.“
Nicht einmal das brachte ihn aus der Ruhe! Stattdessen lief er mit plötzlicher Engelsgeduld neben ihr her und hielt ihr ganz gentlemanlike die Tür auf.
Bitter enttäuscht musste sie feststellen, dass er nicht die geringsten Anstalten machte, sie zu tragen.
„Versuch es, ein paar Wochen lang musst du die Treppen mit Gips bewältigen. Wenn du den Dreh raus hast, ist es gar nicht so kompliziert.“
Toll!
Es dauerte ziemlich lange, bevor Tina den 'Dreh raus hatte'. Auf der ersten Treppe stellte sie sich bewusst blöd an – ihre Hoffnung war noch nicht gänzlich ausgemerzt. Auf der Zweiten schon, besser wurde es allerdings auch nicht. Bei der Dritten drohte wenigstens nicht mehr das nach vorn oder hinten Kippen, die Vierte wurde in annehmbaren zehn Minuten bewältigt. Auf der Fünften erinnerte sie
fast
an einen Profi. Und nachdem die sechste Treppe erfolgreich hinter ihr lag, stand Tina ein Eintrag im Guinness Buch der Rekorde zu. Daniel schien erleichtert, was sie schon wieder nervte. Den Aufstieg hatte sie in etwas mehr als einer Stunde bewältigt, also was wollte er eigentlich?
Schnaufend schloss sie die Tür auf und wandte sich zu ihm um, doch er machte keineswegs den Eindruck, als wolle er sich jetzt freundlichst empfehlen. Außerdem besaß er noch immer himmlisch grüne Augen, wenngleich das Lächeln seit Verlassen des Reviers in der Versenkung verschwunden war.
„Nach dir!“, nickte er.
Daniel Grant
wollte
ihr
Appartement betreten?
Oh, Mist!
4.
Daniel
wusste nicht, ob er lachen oder bitterlich heulen sollte.
Nicht nur, dass er dieses Brillenmonster am Hintern hatte,
besser
, der Spott war ihm auch sicher. Momentan machte er sich täglich zum Trottel des gesamten Campus.
Heißen Bonus bildete hierbei das endlose Treppensteigen. Seine Hoffnung, sie würde mit den Krücken besser werden, war äußerst naiv gewesen. Dabei lernte doch jeder Idiot diesen Mist irgendwann, oder? Nun, seine persönliche Klette nicht.
Dies beschrieb sie übrigens ziemlich treffend:
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