Keine Zeit und trotzdem fit
gehen, zwei Minuten laufen, zwei Minuten gehen und so weiter, ist in Wirklichkeit kein Ausdauer- sondern bereits ein Intervalltraining auf niedrigem Niveau. Das Joggeln mit seiner gleichbleibenden andauernden moderaten Bewegung erfüllt dagegen die Ausdauerbedingungen ohne Einschränkung.
Tennis, Gewichtheben, Bodybuilding, fast alle Turnübungen,
Surfen und Reiten sind so, wie sie in den meisten Fällen praktiziert werden, keine typischen Herz-Kreislauf-Trainingsformen. Bei diesen Sportarten wird Kraft oder Geschicklichkeit gefordert, jedoch kein Herz-Kreislauf-Training betrieben.
Das Tennisspielen zum Beispiel wird zu 65 Prozent durch die Spieltechnik und nur zu 14 Prozent durch die Ausdauerleistung entschieden.
Beim Krafttraining wird bereits ab 15 Prozent der Maximalkraft die Muskeldurchblutung reduziert und bei 60 bis 70 Prozent gänzlich unterbunden. Der Blutdruck steigt überdurchschnittlich an. Wenn dies dann noch mit Pressatmung geschieht, kann es durch den anschließenden starken Blutschwall in den Gefäßen zu gefährlichen Veränderungen kommen. Kraftsportarten sind nichts für Menschen mit erhöhtem Blutdruck.
Die Olympiasieger in den Turndisziplinen 1984 in Moskau wurden durch die Sporthochschule Köln auf ihre Herz-Kreislauf-Leistung untersucht. Sie hatten ausnahmslos eine Kondition, die der des völlig untrainierten Bundesdurchschnittsbürgers entsprach.
Und wie sieht es mit dem gesundheitlichen Gewinn beim Surfen aus, wenn man sich vorstellt, dass der Surfer über einen längeren |109| Zeitraum in verkrampfter Haltung mit nassem Neoprenanzug im scharfen Windzug steht? Wenn es Spaß macht, bringt es trotzdem ein wenig Gewinn.
Beim Reiten wird natürlich auch das Herz-Kreislauf-System aktiviert – aber nur das des Pferdes.
Es gibt viele Sportarten, die Spaß machen und Technik, Gesundheit und Muskeln schulen, aber eben nur geringe Effekte für das Herz-Kreislauf-System haben. Wer kreativ genug ist, kann selbstverständlich auch beim Tennisspielen nach eigenen Regeln die Ausdauer trainieren, indem er sich einen gleich gesinnten Partner sucht und »auf Bringen spielt«, das heißt den Ball so lange wie möglich im Spiel und damit sich selbst in Bewegung hält.
Leitgedanke sollte hier sein: Nutzen Sie die dem Menschen innewohnende schöpferische Kraft beim Training! »Wenn es gelingt, die Kreativität im Sportler zu wecken, wird es eine Leistungsexplosion im Spitzensport geben«, so Professor Dr. med. Heinz Liesen vom Sportmedizinischen Institut in Paderborn vor dem Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie. Das bedeutet: Wir sollten alles, was wir tun, bewusst gestalten. Also nicht einfach drauflosrennen, sondern sich Aufgaben stellen, wie zum Beispiel: »Ich will während des Radfahrens die Luft schmecken, Farben erkennen, Gerüche identifizieren und den Regen bewusst auf der Haut spüren.« Dann kommt Leistung im positiven Sinne ganz von selbst.
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|110| Effektiv und schonend: Muskelwachstum durch exzentrisches Training
Ohne Training verkümmern unsere 638 Muskeln. Use it or lose it! Unsere Muskeln sind mit Abstand das größte und wichtigste Stoffwechselorgan unseres Körpers, daher ist ihre Leistungsfähigkeit von elementarer Bedeutung. Wir können mit unseren Muskeln buchstäblich alle Medikamente, die wir in der Apotheke für unsere Gesundheit kaufen, selbst herstellen. Muskeln sind zudem der Brennofen für unsere Nahrung.
Die Vernachlässigung der Muskelpflege ist ein großer Fehler. Siegfried Israel, ehemaliger Leiter des Institutes für Sportmedizin der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig, sagt: »Es ist unlogisch, dass wir Fachärzte für alles, nur nicht für das größte Organ, die Muskeln haben. Dabei hängt die Hauptmorbidität davon ab.« Und Michael Braumann ergänzt: »Leider ist es heute immer noch so, dass kein deutscher Mediziner in seinem Studium etwas über die Wirkung sich bewegender Muskeln lernt.« Denn die Zugkraft der Muskulatur (und der Widerstand gegen die Erdanziehung) lässt die Knochen hart werden und ist das wichtigste Mittel gegen Osteoporose.
Wie können wir die Leistungsfähigkeit unserer Muskeln erhalten beziehungsweise verbessern? Die drei gängigen Methoden zum Muskelaufbau sind
Konzentrisches Training: Trainieren gegen ein Gewicht, zum Beispiel Heben einer Hantel in einer gleichmäßigen Bewegung.
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Isometrisches Training:
Halten eines Gewichtes.
Exzentrisches Training: Bremsen durch Widerstand,
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